In Kürze startet JOHN WICK: KAPITEL 3 in den deutschen Kinos. Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, hat CONCORDE jetzt den Science Fiction Thriller REPLICAS, ebenfalls mit Keanu Reeves in der Hauptrolle, im Heimkino veröffentlicht. Ob es bei der modernen Frankenstein-Variante ebenso kurzweilig spannend wie beim prominenten Hunderächer zugeht, erfahrt Ihr im Artikel.
Regie: Jeffrey Nachmanoff
Darsteller: Keanu Reeves, Alice Eve, Thomas Middleditch, JohnOrtiz
Artikel von Christian Jürs
Will Foster (Keanu Reeves) ist ein brillanter Wissenschaftler, der für einen südamerikanischen Konzern kurz davor steht, Menschen zu klonen. Bei simpleren Lebewesen wie Affen gelang ihm dies bereits, doch der komplexere Mensch kann den Bewusstseinstransfer bislang nicht verkraften. Regelmäßig zerstören sich die I, ROBOT nicht unähnlichen Wesen selbst in ihre Bestandteile, da sie psychisch nicht in der Lage sind, als menschliche Maschine zu fungieren. Kann halt nicht jeder ein Alex Murphy sein.
Zwar hängt ihm sein Vorgesetzter Mr. Jones (John Ortiz) im Nacken, da er endlich Resultate bringen soll, doch Will begibt sich trotzdem mit seiner Familie erstmal auf einen Ausflug. Doch bei einem tragischen Autounfall kommen sowohl seine Frau Mona (Alice Eve), als auch seine drei Kinder Matt (Emjay Anthony), Sophie (Emily Alyn Lind) und die kleine Zoe (Aria Lyric Leabu) ums Leben. Sofort kontaktiert Will seinen Assistenten Ed Whittle (Thomas Middleditch) und weist ihn an, die notwendigen Gedächtnisspeichergeräte an den schicksalhaften Ort zu bringen um anschließend die Leichname zu entsorgen. Anschließend klaut Ed wertvolles Laborequipment inklusive dreier Tanks, in denen jeweils ein Klon erschaffen werden kann, der innerhalb weniger Tage zu einer exakten Kopie der Verstorbenen heranwächst, ganz ohne Roboteroutfit. Doch zunächst muss Will auslosen, welchem Familienmitglied mangels ausreichendem, vierten Tank, die Rückkehr in die Welt der Lebenden verwehrt bleiben muss…
Zu diesem Moment ist der Film gerade mal eine halbe Stunde alt und weiter möchte ich nicht spoilern, denn wie die Geschichte fortgeht und ob das Experiment glückt oder drei Boris Karloff ähnliche Kreaturen den Wassertanks entsteigen, müsst Ihr schon selbst sehen. Tatsächlich ist die ganze Chose unfassbarer Quark, bei dem hinten und vorne nichts stimmt, trotzdem besitzt der Film unterhaltsame Qualitäten. Klingt komisch? Ist aber so. Ich versuch´s mal zu erklären.
Beginnen wir mit den negativen Aspekten, die gleich in den ersten Filmsekunden über uns hereinprasseln. So bekommen wir gleich in der ersten Einstellung einen ziemlich schlecht CGI generierten Hubschrauber durchs Bild sausen, der uns bewusst macht, dass hier lediglich 30 Mio Dollar zur Verfügung standen, was im Falle eines Science Fiction Streifens nicht die Welt ist. Der kurz darauf gezeigte Klon, der wie ein Roboter aus dem eingangs erwähnten Will Smith Klassiker stammt, tut sein übriges, wurde der doch bereits 2004 animiert und steht dem REPLICAS-Klon (leider) in nichts nach. Doch Schwamm drüber, der Film war halt günstig, da muss man bei den Effekten ein Auge zudrücken.
Zudrücken muss man auch ein Auge bei der Wahl von Mona, Wills Ehefrau. Diese wird zwar gespielt von der wundervollen Alice Eve (ZU SCHARF UM WAHR ZU SEIN), doch besteht zwischen der Dame Baujahr ´82 und dem knapp achtzehn Jahre älteren Keanu Reeves so gar keine Chemie. Man kauft ihnen das Ehepaar einfach nicht ab. Dass sein Assistent dann in Windeseile tonnenschweres Laborequipment heimlich still und leise in kürzester Zeit auf einen Transporter verladen kann und dass die beiden Herren dann in Wills Keller ein Victor Frankenstein Labor des 21. Jahrhunderts zaubern, ist schon putzig.
Doch der Stuss geht weiter, denn Will radiert die Identität des nicht reanimierten Familienmitglieds aus, indem er die Person aus dem Gedächtnis der anderen auslöscht. Allerdings dürfte dies bei Ärzten, Lehrern, Nachbarn oder den Freunden jedoch nicht automatisch auch geschehen sein.
Wer jetzt jammert, ich hätte gespoilert, dem sei gesagt, dass Mona sowieso nie zur Wahl stand für Will. Und da haben wir ein weiteres Problem. Direkt nach dem Unfall verhält sich dieser nämlich so abgewichst und besonnen, dass man es einfach nicht glauben kann. Junge, Du hast gerade Deine komplette Familie verloren und dank der aktuellen Labortests steht die Chance auf ein erfolgreiches Experiment eher mau. Selbst JOHN WICK musste nach dem Ableben seines Wau-Wau erstmal eine Träne abdrücken. Ein Will Foster hat sowas nicht nötig.
Doch die positiven Elemente machen aus dem Schmarrn ein kurzweiliges Vergnügen. So gewinnt der Film durch den sympathischen Sprücheklopfer Assi Ed enorm an Unterhaltungswert. Auch die vielen überraschenden Wendungen, die zwar oft wenig logisch, dafür dem Film ein höheres Tempo bescheren, ließen mich am Ball bleiben.
Das Bonusmaterial beträgt eine Laufzeit von 16 Minuten und beinhaltet neben dem Trailer noch eine B-Roll, ein kleines Making Of und entfallene Szenen. Auch ein Wendecover ohne den hässlichen Flatschen spendiert Euch CONCORDE. Von dieser Seite gibt es nichts zu meckern. Bild und Ton sind natürlich hervorragend und die Synchronisation (Benjamin Völz auf Keanu) ist auch Spitzenklasse.
Wer also nicht allzu viel Wert auf Sinn und Verstand legt und einfach einen unterhaltsamen, kleinen SciFi-Horror-Action-Film mit komödiantischen und Drama Elementen enthält (also quasi einmal alles), der kann hier vergnügliche 108 Minuten verbringen.
Trailer: