Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Bei den Medienhuren ist er schon in vollem Umfang eingeschlagen. Auch wenn die Serie schon seit April läuft, so passt sie doch perfekt in die warme Jahreszeit. Welchen Ton schlägt die Serie aus dem Hause „Asylum“ an, der Schmiede, die schon mit „Z Nation“ eine Fanbase für sich erringen konnte? Ich habe mir alle 8 Episoden des quasi Prequels zur Zombienation reingezogen, und eine klare Meinung zu dem „schwarzen Sommer“…
Idee: Karl Schaefer, John Hyams
Produktion: The Asylum
Darsteller: Jaime King, Justin Chu Cary, Christine Lee, Sal Velez Jr., Kelsey Flower
Artikel von Victor Grytzka
So wie „The Walking Dead“ mit „Z Nation“ eine Antwort aus dem Hause Asylum bekam, so erdachte man als Konkurrent zu „Fear the Walking Dead“ die Serie „Black Summer“. Diese zeigt den Anfang der Zombie-Apokalypse, die in „Z Nation“ die Story bestimmt, hat allerdings kaum einen Bezug dazu, und kann deshalb auch als eigenständiges Projekt angesehen werden. Überraschenderweise ist auch der Grundton ein gänzlich anderer, und verzichtet auf den flapsigen Humor der „Z Nation“ zu einer Serie gemacht hat, die sich von den Zombie-Konventionen abzugrenzen wusste.
Die Untoten gehen um. Während einer Evakuierung wird Rose (Jamie King) zunächst von ihrer Tochter getrennt, und muss alleine in der Gefahrenzone zurück bleiben. Als ihr Ehemann sich vor ihren Augen in einen blutrünstigen Menschenfresser verwandelt, und sie nur knapp mit dem Leben davonkommt, trifft sie auf Spears (Justin Chu Cary), der mit ihr gemeinsam die Reise zum städtischen Stadion antritt. Dort soll sich eine Schutzzone befinden, in der auch Jamie’s Tochter untergebracht wurde. Ein paar Straßen weiter versuchen derweil weitere Personen aus dem Chaos zu entkommen. Unter ihnen William (Sal Velez Jr.), die Japanerin „Sun“ (Christine Lee) und Lance (Kelsey Flower). Alle haben dasselbe Ziel – Überleben! Schon bald kreuzen sich die Wege der Gruppen und ein Umstand wird schnell klar. Der Weg zum sicheren Stadion birgt etliche Gefahren, denn die Untoten lauern überall…
Nach der ersten Episode war ich sichtlich überrascht, als bekennender Anhänger der „Z Nation“ habe ich mit vielen Dingen gerechnet, doch absolut nicht mit dem, was dort über den Bildschirm flimmerte. Statt temporeicher Zombie-Action, geht man es hier doch sehr gemütlich an. Auch die Inszenierung wirkt sehr kühl, und legt viel Wert auf das Gefühl einer Isolation in einem sehr offenen Umfeld. Etwas, das so gegensätzlich ist dass es wunderbar funktioniert, und damit eine unbehagliche Atmosphäre schafft, die keinen Platz für Heiterkeit lässt.
In diese starke Umgebung gelang es den schaffenden dann auch noch, sehr interessante und vielseitige Charaktere einzubauen, die im Laufe der Handlung immer mehr von sich preisgeben und somit eine richtige Verbindung zum Zuschauer aufbauen können, ohne mit dem Klischee-Holzhammer um sich zu schlagen. Menschen wie du und ich, so kommt die Truppe rüber. Identifikationsfiguren, so wie man sie sich gerade im Horrorgenre häufiger wünschen würde.
Ja, Horror. Denn ein Splatterfest brennt man hier bewusst nicht ab. Vielmehr geht die Bedrohung hier von einzelnen Untoten bzw. sehr kleinen Ansammlungen der Menschenfresser aus, an denen die Gruppe trotz weitläufiger Umgebungen ganz schön zu knabbern hat. Hinzu kommt die Gesellschaft, bzw. deren Zerfall. Werte wie Moral, Hilfsbereitschaft, Empathie zerfallen schneller als die verwesenden Kadaver, wenn es um das nackte Überleben geht. Wem kann man trauen, wer ist Freund, wer Feind? Auch dieses beklemmende Gefühl nagt am Nervenkostüm des Zuschauers.
Interessant ist dabei die Erzählstruktur der einzelnen Episoden. Der Ablauf wird zwar chronologisch dargestellt, ist dabei in jeder Folge in einzelne Segmente unterteilt die sich mit den Personen der Gruppe beschäftigen, innerhalb dea zeitlichen Ablaufs aber meist parallel verlaufen und sich an Knotenpunkten der Handlung treffen. So bekommt nicht nur jeder Protagonist die nötige Zeit sich zu entwickeln, auch die Struktur ist angenehm non-linear und doch linear – bizarr!
Ein großartiger Kniff liegt dabei im Aufbau der Charaktere. Wer für die Handlung wichtig ist, wer lebt, wer stirbt, das wird nicht sofort klar gemacht, so dass es dann und wann schon mal zu großen Überraschungen kommen kann und die eben lieb gewonnenen Person einfach mal so das Zeitliche segnen muss. Wie ein Schlag in die Magengrube.
Im Laufe der ersten Staffel entwickelt man sich von einer langsamen Erzählung bis hin zu einem Action geladenen Finale, wobei man klar sagen muss, dass reißerische Feuergefechte und fulminante Fressattacken eindeutig nicht den Ton angeben. Durch geschickte und häufige Anwendung einer dynamischen Kameraführung, inklusive Wackelkamera, erzeugt das Team von „The Asylum“ den Eindruck als wäre man ein Beobachter, der selbst in dieser Apokalypse festsitzt. Auf dem Weg zum Cliffhanger am Ende der Staffel bekommen wir dabei eine verlassene Schule, einen Untergrundkomplex und weitere Locations zu sehen, die in sich sehr stimmig und Atmosphärisch umgesetzt wurden.
Über die schauspielerischen Leistungen vermag ich auch keine negativen Aspekte herauszuarbeiten. Das Niveau der Akteure ist konstant hoch und fügt sich somit perfekt in eine runde Inszenierung ein. Wenn ich doch etwas bemängeln möchte, so wäre dies die Laufzeit der Episoden. Mal 45 Minuten, mal 30, oder gar nur 20 (!!) Minuten. Hier weicht man von der Norm ab, dies wird allerdings nicht jedem schmecken. Action-Puristen werden mit der Serie nicht glücklich werden. Sollte man jedoch Wert auf Atmosphäre und Charakterentwicklung legen, so kommt man hier voll auf seine Kosten.
Die erste Staffel von „Black Summer“ ist perfekt, um sich einen lauen Sommerabend zu vertreiben. Gratulation an das hohe Niveau, das „The Asylum“ hier in allen Belangen abliefert. In Zukunft bitte mehr davon!
Trailer: