Taschentücher raus, denn der „Boss Hund“ ist zurück. Warum sich der Film im Verleih von CONSTANTIN FILM lohnt, warum der zweite Teil noch schöner ist als der Erste und welche Synchronstimme Dennis Quaid nach dem Rückzug Thomas Dannebergs verpasst bekam, erfahrt Ihr im Artikel.
Originaltitel: A Dog´s Journey
Regie: Gail Mancuso
Darsteller: Dennis Quaid, Marg Helgenberger, Kathryn Prescott, Henry Lau, Betty Gilpin
Artikel von Christian Jürs
Teil 2 beginnt dort, wo der erste Film endete, nur halt ein paar Jahre später: Auf einer Farm. Dort lebt der Hundefreund Ethan (Dennis Quaid) zusammen mit seiner Frau Hannah (Marg Helgenberger) und natürlich seinem „Boss Hund“ Bailey (im Original: Josh Gad). Dieser begleitet den Farmer bereits seit dessen Kindheit, kehrt der doch, nach seinem Ableben, immer wieder im Körper eines anderen Hundes zurück.
Mittlerweile gibt es Neuzugänge auf der Farm. Der bei einem Autounfall verstorbene Sohn Hannahs hinterließ eine kleine Tochter namens CJ (Emma Volk), die ihren Vater niemals kennenlernen durfte. Dafür aber ihre Mutter Gloria (Betty Gilpin), die auf der Farm und auch als Erziehungsberechtigte wie ein Fremdkörper wirkt. Sie ist mehr an ihrer Karriere als Musikerin interessiert, als an ihrer Tochter und vernachlässigt, dank dauerhafter Telefonate mit ihrem Handy, auch gerne einmal ihre Aufsichtspflicht. Diese übernimmt dafür stellvertretend Bailey, der prima mit der kleinen Dame auskommt. Doch eines Tages knallt es zwischen Ethan und Gloria dermaßen, dass diese ihre sieben Sachen packt und mitsamt ihrer Tochter von der Farm verschwindet. Ein hassenswertes Miststück, diese Dame, von der ersten Sekunde ihrer Screentime an.
Als Baileys Zeit einmal mehr gekommen ist, bittet der verzweifelte Ethan, seinen sterbenden Hund in den Armen haltend, dass sich dieser bei seiner Rückkehr auf die Suche nach CJ begeben soll, um auf das Mädchen in Zukunft aufzupassen. Es dauert auch nicht lange, da entdeckt der wiedergeborene Bailey, jetzt im Körper der Hundedame Molly, die mittlerweile elfjährige CJ (Abby Ryder Fortson) in einem Hundezwinger wieder, als diese ihren Freund Trent (Ian Chen) beim Hundekauf begleitet. Da Bailey/Molly nicht locker lässt, nimmt das Mädchen den Welpen kurzerhand mit und versteckt das Tier in ihrem Zimmer vor der ständig mit anderen Männern verkehrenden Gloria, die ihre Tochter jeden Abend allein lässt und lediglich zum Rauschausschlafen die heimische Wohnung betritt. Zwar entdeckt sie den Hund nach kurzer Zeit, überlässt ihrer Tochter jedoch das Tier, da diese ihrer Mutter droht, in der Schule den Lehrern von den einsamen Nächten daheim zu berichten.
Bailey gibt dem jungen Mädchen Kraft und so wächst CJ (Kathryn Presscott) zu einer musikalisch, im Gegensatz zu ihrer Mutter, talentierten, jungen Dame heran. Als sie jedoch erfährt, dass Gloria CJ´s Erbe bis auf den letzten Cent verprasst hat, flieht diese kurzerhand mit dem Auto ihrer Mutter aus dem Haus und baut einen Unfall, der für Molly/Bailey tödlich endet…
Auf den Romanen von W. Bruce Cameron (der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat) basierend, gelang es Modern Family Regisseurin Gail Mancuso mit ihrem Kinodebut, einen weit gelungeneren Film auf die Beine zu stellen, als dem erfahrenen Lasse Halström, der uns den ersten Teil bescherte und hier lediglich als ausführender Produzent tätig war. Zwar war auch sein Bailey – Ein Freund fürs Leben ein gelungener Familienfilm, der jedoch an teils für die Geschichte unnötigen Abzweigungen (zum Beispiel die Polizistenepisode) in der Handlung und einer fehlenden Erklärung für die Reinkarnationen litt. Sein Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft mit Richard Gere, bleibt jedoch auch hier unerreicht.
Eine Erklärung für den Wiedergänger bleibt uns auch das Sequel zwar ebenfalls schuldig, doch fällt es hier nicht so sehr ins Gewicht, da der Film diesmal eine abgeschlossene (!) Geschichte bietet. Durch das Ende wird dem Publikum quasi eine Art Auflösung serviert, mit der ich sehr gut leben kann. Auch leistet sich die Fortsetzung keine Schlenker in der Geschichte, denn selbst die Episode mit dem Tankwart Big Joe (Conrad Coates), bei dem Bailey eines seiner Leben verbringt, ist nicht unnötig für den Fortlauf der Story, da CJ auch in diesem Abschnitt des Filmes auftaucht und wir erfahren, wohin ihre Reise führt.
Vor allem aber ist es die sympathisch spielende Kathryn Prescott, die den Film wunderbar über die Laufzeit trägt. Erstaunlich, war sie als Hauptdarstellerin im Teeniehorrorschinken Polaroid doch so austauschbar, dass mir erst beim Recherchieren dieser Zeilen auffiel, dass es sich um ein- und dieselbe Darstellerin handelt (obwohl ich beide Filme beinahe zeitgleich sichtete). Zusammen mit dem Musiker Henry Lau, der den erwachsenen Trent darstellt, fiebert man als Zuschauer, zusammen mit Bailey, mit, wann die beiden sich „endlich gegenseitig das Gesicht ablecken“ (Zitat Bailey). Dennis Quaid hat zwar, wie bereits im Vorgänger, nur eine handvoll Szenen, der sympathische Mime schafft es aber trotzdem, auf Augenhöhe (wenn nicht sogar darüber) mit den beiden Hauptdarstellern zu agieren.
Marg Helgenberger bleibt hingegen eher unauffällig. Sie ersetzt die 2019 leider verstorbene Peggy Lipton in der Rolle der Hannah. Dafür darf man Betty Gilpin, die so herrlich abgedreht in The Hunt um ihr Leben kämpfte, von ganzem Herzen hassen (zumindest über weite Teile des Filmes). Sobald sie (vorerst) aus der Handlung verschwindet, übernimmt den Ätz-part Daniela Barbosa als Freundin von Trent, die den Namen Liesl trägt. Der meist auf komische Rollen abonnierte Josh Gad (Avenue 5) spricht erneut im Original den Hundepart. Während im ersten Teil die deutsche Version hier von Schauspieler Florian David Fitz übernommen wurde, entschied man sich diesmal für einen „echten“ Synchronsprecher.
Apropos Synchronsprecher: Dennis Quaid, der seit Die Reise ins Ich aus dem Jahre 1987, bis auf wenige Ausnahmen, immer von Thomas Danneberg eingesprochen wurde, musste, aufgrund des gesundheitlich bedingten Rückzugs des Synchronmeisters, jetzt natürlich einen neuen Sprecher verpasst bekommen. Ich rechnete zwar mit Joachim Tennstedt, der Quaid einst in Der weiße Hai 3 seine Stimme lieh, doch es wurde Jan Spitzer. Dessen kratzige Stimme bekommt sonst beispielsweise J.K. Simmons (Boston) verpasst. Tatsächlich passt Spitzer ganz wunderbar auf den Mittsechziger Dennis Quaid. Eine Kostprobe hört man bereits im Trailer.
Wenn man als Familie, als Pärchen oder auch allein mal wieder zwei schöne Stunden vor der Glotze verbringen möchte und einfach mal wieder die Seele baumeln lassen möchte, dann ist Bailey – Ein Hund kehrt zurück eine ausgezeichnete Wahl. Man sollte aber möglichst den ersten Teil bereits gesichtet haben, um den Film rundum genießen zu können, auch wenn man der Handlung auch so problemlos folgen kann.
Die mir vorliegende Rezensions-DVD bietet eine gute Bild- und Tonqualität. Deutsche Untertitel sind vorhanden. Im Bonusbereich wird so einiges geboten. U.a. befinden sich dort Deleted- und Extended Scenes, Outtakes und diverse Featurettes. Eine echte „Boss Hund“-Edition halt.
Trailer: