Über Donaufilm kam unlängst der Tinto Brass Klassiker „Paprika“ auf DVD in den deutschen Handel. Bevor jetzt jemand „Juhuuu“ schreit. Der Film ist immer noch indiziert, und so bekommen wir hier eine Fassung, die zwar qualitativ überzeugen kann, dafür aber knapp 30 Minuten an Filmmaterial vermissen lässt. Ein Erotikfilm ohne Erotik – ob das gut geht? Ich habe mich knapp 82 Minuten lang berieseln lassen…
Originaltitel: Paprika
Regie: Tinto Brass
Darsteller: Debora Caprioglio, Stephane Ferrara, Martine Brochard, Stephane Bonnet, Renzo Rinaldi
Artikel von Victor Grytzka
Bei einem Film von Tinto Brass erwartet man ja schon, dass ansprechende Erotikszenen die eher dünne Handlung tragen. „Paprika“ hatte ich noch nicht gesehen, und so sagte ich: „Immer her damit“. „Salon Kitty“ und „Caligula“ sind ja echt nette Streifen, also… Oh… 30 Minuten kürzer als die Originalfassung. Mh… Na ja… kann ja trotzdem was werden… Ach, wem mache ich etwas vor? Heute gibt es eine Rezension der Marke „kurz und schmerzlos“.
Mimma (Debora Caprioglio) zieht (sich) aus, um für ihren Freund etwas Geld zu verdienen. Schnelle Scheinchen lassen sich natürlich im horizontalen Gewerbe verdienen. Im Puff von Madame Collette (Martine Brochard) macht sich „Paprika“, so nun ihr Name, schnell einen Ruf und verdient gutes Geld. Dort lernt sie Rocco (Stephane Ferrara) kennen, und schnell prickelt es zwischen den beiden. Als sich dann herausstellt, dass ihr Freund Rocco sie seit Ewigkeiten betrügt, zieht es sie nach Rom, wo sie weiter der Hurerei frönt, und irgendwann den reichen Grafen Bastiano (Renzo Rinaldi) kennen, und sonnt sich im Luxus….
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Donaufilm hier keine wirkliche Schuld trifft. Der Film ist nach wie vor indiziert, also griff man hier auf die rund 81-minütige FSK 16 Version des Streifens zurück. Besser als nichts, aber auch nicht wirklich toll. Denn Brass versteht es, erotische Szenen ansprechend zu inszenieren. Eines der Kernelemente seiner Filme, die jede noch so dumme Geschichte interessant erscheinen lassen. Und genau das fehlt hier. Jeder Ansatz einer Sexszene wurde herausgeschnitten, so dass man außer ein paar haarigen Biebern und einer Titte hier und da wirklich gar nichts zu sehen bekommt. Dabei sind die Schnitte sogar sehr auffällig, auch wenn der Soundtrack nachträglich so geschickt über das Bildmaterial gelegt wurde, dass zumindest keine Tonsprünge entstehen.
Was bleibt, ist im Grunde eine „Pretty Woman“ Light-Variante, allerdings ohne den Charme und Witz des Hollywood-Klassikers. Debora Caprioglio ist zwar zuckersüß, aber kann die vor sich hin dümpelnde Geschichte dann auch nicht vor gähnender Langeweile retten. Fun Fact: Aufmerksame Zuschauer werden Caprioglio aus „Kinski Paganini“ kennen, der letzten Arbeit des großartigen Klaus Kinski. Nicht nur spielte sie dort die Hauptrolle, sie war auch die letzte Lebensgefährtin des Schauspielers, und ist in oben genanntem Film als „Debora Kinski“ gelistet, obwohl die beiden nie verheiratet waren. Aber nun zurück zum Thema. Diese Rumpf-Fassung von „Paprika“ lässt sich ganz gut in einem Satz zusammenfassen. Mädchen vom Land bumst sich durch die High Society, sucht die große Liebe und findet einen Millionär, der ihr ein gutes Leben ermöglicht. Ende.
Aber auch erfreuliche Dinge gibt es bei dieser VÖ zu berichten. Die Bildqualität ist sehr gut, sauber, scharf und ohne Kratzer oder Flecken, der deutsche Ton ist hervorragend abgemischt (DD 2.0) und bietet zudem eine hochwertige Synchro. Die DVD bietet ein Wendecover mit dem alten Kinoplakat und steckt in einem Pappsleeve. In diesem Sektor also eine sehr saubere VÖ von Donaufilm. Also Bonus gibt es lediglich einen Trailer, aber das war irgendwie zu erwarten.
Gerne wäre ich ja auf die Ästhetik der erotischen Szenen eingegangen, doch leider gab es die ja nicht zu bewundern. So bleibt am Ende zwar eine – grundsätzlich – solide Veröffentlichung, die aber aufgrund der vorliegenden Schnittfassung nur sehr eingeschränkt zu empfehlen ist. Denn eine interessante Geschichte erzählt „Paprika“ nicht wirklich. Schade. Ich weiß, diese Rezension ist etwas kurz geraten, aber was soll ich noch sagen, wenn es im Grunde nichts mehr zu sagen gibt? Ach ja, ich weiß…. „Ich mag Gulasch“! 😉
Trailer: