Wenn Wissenschaftler in einem abgelegenen Labor irgendwo im Nirgendwo streng geheime Experimente an einem Menschen vollziehen, geht das im Horrorgenre niemals gut aus. Wenn dann noch Wes Craven als ausführender Produzent seine Finger im Spiel hatte und sein Sohn Jonathan am Drehbuch mitschrieb, können wir sicher sein: Der Film ist nichts für schwache Nerven. Oder zerrt der Direct-to-Video-Grusler nur an selbigen? Lest selbst, wie wir den Film, den DigiDreams im Rahmen der Classic Cult Collection veröffentlicht haben, empfunden haben…
Originaltitel: The Outpost
Alternativtitel: The hills have eyes 3
Regie: Joe Gayton
Drehbuch: Jonathan Craven, Phil Mittleman
Darsteller: Lance Henriksen, Natasha Gregson Wagner, John Diehl, Giovanni Ribisi
Artikel von Christian Jürs
Die Story klingt vertraut: Irgendwo in der Wüste hat die Firma GenTec eine streng geheimes Forschungslabor (inklusive vieler langer, unheimlicher Gänge) errichtet, in der die Wissenschaftler an einem unbesiegbaren Supersoldaten arbeiten. Stockton (Lance Henriksen), ihr bester Mann, kündigt jedoch seinen Job, als er herausfindet, wonach hier wirklich geforscht wird (das haben die beim Vorstellungsgespräch schlichtweg vergessen, zu erwähnen). Den GenTec handelt im Auftrag der US-Army.
Da sich scheinbar niemand freiwillig dem Experiment zum Supersoldaten unters Messer legen will, trifft es sich prima, dass das verbleibende Forschungsteam einen schwerverletzten Mann (Dan Blom) in der Einsamkeit der Wüste vorfindet, der von einer Klippe gesprungen oder gefallen war. Dieser wird kurz Thor getauft, was jedoch nichts mit dem sympathischen Hammerschwinger zu tun hat, sondern Transmuted Human ORganism bedeutet. Unter der Anleitung des bösen Doktoren Alex (John Diehl) bekommt Thor also das Supersoldatenvirus gespritzt. Zunächst scheinbar ohne Erfolg, doch wir sind hier ja in einem Horrorfilm, weswegen der mysteriöse Fremde irgendwann aus dem Koma erwacht. Fortan trägt er gelbe Kontaktlinsen und einen Stachel auf der Zunge, mit dessen Hilfe er die Gehirne seiner Opfer aussaugt, denn deren (teils recht dürftiger) Inhalt dient ihm als Nahrungsquelle um zu überleben.
Währenddessen in der Zivilisation beschließt Stockton, mit seinen beiden Kids Wendy (Natasha Gregson Wagner) und Scott (Giovanni Ribisi) einen Campingtrip anzutreten. Während Problemkind Scott seine obligatorische Null-Bock-Stimmung einpackt, nimmt das Töchterlein ihren Freund Rob (Gregory Sporleder) mit, damit nicht nur Wissenschaftler auf der Speisekarte vom Mindripper stehen. Denn auf dem Weg zum Campingurlaub macht Stockton einen Abstecher ins streng geheime Forschungslabor, da ihn von dort ein Hilferuf ereilte. Dabei stellt es sich nicht als Problem heraus, die Zivilistenkinder mit in den geheimen Bunker zu führen. Hätte er mal gewusst, dass mittlerweile der Cast um diverse menschliche Laborratten dezimiert wurde…
1995 war kein berauschendes Jahr für den Horrorfilm. Lediglich CANDYMAN dürfte in die Horrorfilmgeschichte eingehen, während Werke wie SPECIES zwar kommerziell, jedoch nicht künstlerisch erfolgreich waren. Wes Craven selbst versagte in dem Jahr mit der Eddie Murphy Gurke VAMPIRE IN BROOKLYN. Im Folgejahr sollte sich das Blatt sowohl für ihn, als auch das gesamte Genre wenden, denn es wurde das Jahr von SCREAM – SCHREI, der einen wahren Boom auslösen sollte. Anno 95 allerdings dürstete es den Fan nach neuem Input und als WES CRAVEN´S MINDRIPPER in den Regalen des örtlichen Videohökers auftauchte, war die Freude bei den Fans groß. Diese legte sich jedoch nach dem Einlegen der von NEW VISION aufgelegten Fassung schnell, da hier, trotz FSK 18 Freigabe, radikal jeder Splatterschauwert zensiert wurde. Da spielte es schon keine Rolle mehr, dass Craven lediglich seinen Namen für das Projekt spendete, um seinen drehbuchschreibenden Sohn Jonathan zu unterstützen. Und eben dieses Drehbuch ist nicht unbedingt ein oscarverdächtiges Stück Papier geworden. Nein, diese Frankenstein-Vampir-Hybridgeschichte ist wahrlich nicht originell, doch das war Jonathan Cravens Drehbuch zum Remake-Sequel von THE HILLS HAVE EYES ebenfalls nicht. Auch die Regie von Joe Gayton ist alles andere als meisterlich zu bezeichnen. Trotzdem lohnt sich die Sichtung von MINDRIPPER für den Horrorfan. Doch warum?
Nun, der Film gibt schnell Vollgas. Es dauert nur wenige Filmminuten, ehe das Monster ausbricht und der Bodycount seinen Lauf nimmt. Dabei bekommt man, neben der Flucht durch dunkle Tunnelgänge, eine Menge blutiger Details in der hier vorliegenden, ungekürzten Fassung serviert, welche ziemlich gut getrickst wurden. Da werden Nasen und Augen mit dem Stachel durchbohrt, damit dem Splatterfan nicht langweilig wird. Vor allem aber wird die durchaus hanebüchene Geschichte gut durch Tempo und Splatter kaschiert.
Ein weiterer Pluspunkt ist einmal mehr Lance Henriksen, den Filmfans aus den Cameron-Filmen ALIENS und TERMINATOR kennen, der unter Kathryn Bigelow in NEAR DARK glänzte, der aber auch Horrorquark wie HOUSE 3 oder den hier vorliegenden Film mit seiner Präsenz deutlich aufwertete. Auch war es schön, John Diehl, der in der Kultserie MIAMI VICE den sympathischen Zito bis zu dessen Ableben spielte, mal wieder zu sehen. Ebenso Natasha Gregson Wagner (LOST HIGHWAY, DÜSTERE LEGENDEN) als auch Giovanni Ribisi in seinem Spielfilmdebut wissen zu gefallen.
In Punkto Qualität weiss auch die Scheibe aus dem Hause DigiDreams zu gefallen. Das Bild (1,78:1) ist gestochen scharf und auch der Ton (im 5.1 Upmix oder in 2.0 wahlweise) ist klar. Als Bonus gibts den Trailer, eine Artwork- und Bildergalerie, sowie ein Wendecover ohne FSK Logo.
Insgesamt also ein Film für Horror-Vielgucker in einer ordentlichen Veröffentlichung.
Trailer: