Heute ist Freitag – Freitag ist Film Ab! – Freitag ist Gratisfilm! Heute gibt es einen Romantic-Comedy-Thriller Mix. Klingt komisch? Ist es auch (im positiven Sinne). Und mit diesem Film haben die Köpfe hinter dem Projekt sogar dem großen „Tatort“ etwas voraus! Was das ist? Film Ab!
Produktion: Kai Kinnert, Patrick Schwedler (für In Via Lübeck e.V. und Jobcenter Lübeck)
Drehbuch: Miriam Heßbrüggen und Kai Kinnert
Musik: Gerrit Bogdhan mit dem Kammerorchester der Musikhochschule Lübeck
Schnitt: Kai Kinnert
Regie: Shero Khalil
Darsteller: Kathleen Wigger, Heiko Volkmer , Shero Khalil, Kai Kinnert, Jürgen Baumann
Artikel von Christian Jürs
Kinder, wie die Zeit vergeht. Wir haben Halbzeit bei FilmAb! Doch kein Grund zur Trauer, feiern wir diese doch diese Woche mit einem meiner absoluten Favoriten aus der Reihe, der so gar nicht eine Genreschublade passen will. Drama, Komödie, melancholische Liebeskomödie und auch ein Hauch von Thriller wurden in den folgenden 67 Minuten vereint.
Sophie (Kathleen Wigger) beginnt einen neuen Job im Büro der EVO Ltd. Investmentgesellschaft. Ein vollends unsympathischer Laden, in dem sich nur der Mitarbeiter Ben (Heiko Volkmer) ihrer freundlich annimmt. Während alle anderen Kollegen von Zwietracht und Missgunst getrieben sind, allen voran der schmierige und anzügliche Chef vom Dienst Harry Kurtz (Kai Kinnert), entwickelt sich zwischen Sophie und Ben zunächst eine Freundschaft, gefolgt von einem Knistern und Schmetterlingen im Bauch. Doch Sophie kann irgendwie nicht von ihrem Ex-Freund Maurice (Shero Khalil) lassen, mit dem sie immer noch zusammen wohnt. Eine merkwürdige Distanz bestimmt den Umgang zwischen dem ehemaligen Liebespaar. So, als wäre zwischen ihnen etwas Tragisches vorgefallen…. Sophie muss sich entscheiden, ob sie Ben eine Chance geben soll oder von Maurice nicht loslassen kann. Doch alles ändert sich plötzlich, als Sophies Chef Harry Kurtz mit eindeutigen Anwandlungen übergriffig wird….
Wie bereits im Vorgängerfilm „Stein der Zeit“, spielt sich auch hier das Trio Heiko Volkmer, Shero Khalil und Kathleen Wigger in die Herzen der Zuschauer. Kathleen wurde vom Posten der unbedeutenden Nebenrolle hier zur Hauptdarstellerin befördert. Eine sehr weise Entscheidung, steht ihr Spiel doch dem ihrer beiden Kollegen in nichts nach. Trotzdem übernahm sie auch noch einen Teil der Tonaufnahmen, soviel Zeit muss sein. Shero Khalil übernahm hier neben einer größeren Nebenrolle außerdem noch den Regieposten, auf dem er ganze Arbeit geleistet hat. Kein Wunder, dass der Mann heute am Theater arbeitet und seine Schauspielausbildung erfolgreich beendet hat. Und Heiko Volkmer? Der spielt wie immer mit viel Herzblut. Bei einem so grandiosen Trio fällt das Fehlen der Profis Zwinz und Lange gar nicht ins Gewicht. Ergänzt werden die Jungdarsteller stattdessen von Kursleiter Kai Kinnert in der Rolle des Harry Kurtz, einer bösartigen Variante von Kultcharakter Stromberg, der irgendwo zwischen wahnsinnig und wahnsinnig komisch angesiedelt ist. Grandios gespielt, ich ziehe meinen Hut.
Auch bei diesem Film wurde der Soundtrack von einem 13 köpfigen Orchester der Lübecker Musikhochschule eingespielt. Und erneut passt dieser wie die Faust aufs Auge. Doch auch das Finale geriet enorm aufwendig. So wurde das Filmteam von der Johanniter-Unfallhilfe mit einem Krankenwagen und echten Sanitätern unterstützt, die mehrere Stunden am Dreh beteiligt waren. Die anschließende OP-Szene wurde dann im Showroom der Firma Dräger aufgenommen. Das Besondere hierbei ist, dass zwar FilmAb! eine Drehgenehmigung erteilt bekam, drei Tatort-Produktionen zuvor jedoch eine Abfuhr erteilt wurden. Erstaunlich!
Alles in allem ein rundum gelungener Film, dessen einziges Manko zwei kurze Stellen mit dürftiger Tonqualität sind. Aber das ist jammern auf extrem hohem Niveau. „Stille Wasser“ macht einfach Spaß. Punkt.