„Jeepers Creepers, where’d ya get those peepers? Jeepers Creepers, where’d ya get those eyes?“. Solltet ihr diesen Song hören, könnte es bedeuten, dass Unheil im Anmarsch ist. Ein Kniff, der in Victor Salvas JEEPERS CREEPERS (2001) Programm ist. Koch Films hat dem Horrorfilm, der über die Jahre einen gewissen Kultstatus erlangt hat, nun eine ansprechende Mediabook-Veröffentlichung spendiert, die in jedem gut sortierten Filmregal einen Platz verdient hat!

Originaltitel: Jeepers Creepers

Drehbuch & Regie: Victor Salva

Darsteller: Justin Long, Gina Philips, Jonathan Breck, Patricia Belcher, Brandon Smith, Eileen Brennan…

Artikel von Christopher Feldmann

Victor Salva hat sich in seiner Karriere nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das bezieht sich weniger auf sein filmisches Schaffen, sondern auf die Tatsache, dass er bei den Dreharbeiten zu seinem Debüt CLOWNHOUSE (1989) seinen zwölfjährigen Hauptdarsteller mehrfach sexuell missbraucht hat. Trotz Verurteilung und abgesessener Strafe, fand Salva nur schwer ins Business zurück und seine Filme werden regelmäßig boykottiert und angefeindet (wie zuletzt bei JEEPERS CREEPERS 3 (2017)). Ob man nun die Filme eines verurteilten Kinderschänders verteufeln oder Person und Schaffen voneinander trennen sollte, ist dabei jedem selbst überlassen. Jedenfalls lässt sich nicht abstreiten, dass Salva im Jahr 2001 mit JEEPERS CREEPERS seinen wohl erfolgreichsten Film abgeliefert hat, der sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Immerhin erschuf der Regisseur und Autor mit der Figur des Creepers einen Antagonisten, der durchaus das Zeug zur Ikone gehabt hätte, hätte Salva seinen errungenen Kredit nicht mit der deutlich schwächeren Fortsetzung JEEPERS CREEPERS 2 (2003) wieder verspielt. Nun erscheint das sehr sehenswerte Original in einer schönen Mediabook-Variante, die keine Wünsche offen lässt und mich wieder 90 Minuten lang in einen Jugendlichen verwandelt hat, der den Streifen damals gespannt am Fernsehgerät verfolgt hat.

Handlung:
Die Geschwister Trish (Gina Philips) und Darry (Justin Long) haben Ferien und sind mit dem Auto auf dem Weg zu ihren Eltern. Während sie sich die Fahrt über eine einsame Landstraße mit kleinen Wettstreiten vertreiben, werden sie plötzlich von einem Unbekannten in einem alten Lastwagen bedrängt. Als sie etwas später den besagten Mann dabei beobachten, wie er bei einer alten Kapelle etwas in einem Rohr versenkt, was verdächtig nach einer Leiche aussieht, bekommen es die Beiden mit der Angst zu tun. Nachdem sie sich einem erneuten Angriff auf der Straße entziehen können, beschließen sie, sich bei der Kapelle etwas genauer umzusehen, wobei sie eine grauenhafte Entdeckung machen. Der mysteriöse Fremde (Jonathan Breck) ist nämlich kein Mensch, sondern ein Dämon, der alle 23 Jahre für 23 Tage auf die Jagd nach Menschen geht. Und die beiden Geschwister erregen besonders seinen Appetit.

Ich weiß gar nicht, wie oft ich JEEPERS CREEPERS (2001) schon gesehen habe. Für mich war der Horrorfilm damals ein absoluter Hit, als ich ihn das erste Mal unvoreingenommen zu später Stunde auf Prosieben gesehen habe, weswegen ich in den Folgejahren auf diversen Abenden die DVD gezückt habe, wenn es um die Wahl eines Genre-Krachers ging. Natürlich gibt es bessere Filme aber ich behaupte, dass der erste Ausflug des Creepers in Sachen Horror der 2000er zu den positivsten Beiträgen gehört.

Das liegt zum einen an den sympathischen Hauptfiguren. Darry und Trish sind zwei normale Geschwister, die sich nicht großartig von anderen Teenagern unterscheiden. Sie triezen und necken sich gegenseitig, haben aber letztendlich ein gutes Verhältnis zueinander. Kennt eigentlich jeder, der einen Bruder oder eine Schwester hat. Oft kann man seinen Blutsverwandten nicht so wirklich ab, doch wenn es darauf ankommt, steht man zusammen und im Fall unserer Protagonisten kommt es darauf an, zumindest auf ihr Leben. Funktionierende Charaktere, mit denen man sich identifizieren und mit denen man auch mitfiebern kann, sind in einem Horrorfilm die halbe Miete. Jetzt muss nur noch die Story stimmen und gerade diese finde ich hier sehr gelungen. Was ich nämlich auch an gutem Horror-Stoff zu schätzen weiß, ist eine funktionierende Geschichte und eine ansprechende Mythologie. Die Legende um eine Art Dämon, der alle 23 Jahre für 23 Tage erwacht, um zu fressen, finde ich interessant und erinnert an alte Mythen und Schauergeschichten. Zudem sparrt sich Salva ausschweifende Erklärungen und zeichnet seinen Creeper nur rudimentär. Was es mit seiner Geschichte auf sich hat und woher er überhaupt kommt, wird nicht erklärt, was eine gewisse Faszination hervorruft.

Auch die eigentliche Geschichte macht keine unnötigen Bögen und ist mit gerade einmal 90 Minuten ausgesprochen temporeich. JEEPERS CREEPERS beginnt als Road-Movie mit Anleihen an Spielbergs DUELL (1971), hat Züge eines klassischen Slasherfilms und entwickelt sich zum Fantasy-Horror, der sich zwar nie in wilden Splattereffekten suhlt, dennoch die ein oder andere explizite Einstellung zu bieten hat. Einzig die Logik hat ab und an gewisse Löcher, was manchmal etwas negativ auffällt. So lässt sich der Creeper in einer Szene ziemlich idiotisch überrumpeln und auch manche Aktionen wirken etwas halbgar, da es für unseren Bösewicht eigentlich ein leichtes sein sollte, sein angepeiltes Opfer zu holen, immerhin steht er ja bei 23 Tagen unter einem gewissen Zeitdruck. Diese kleinen Macken kann man ausblenden, dann hat der Film einen ziemlich guten Flow, der in einem schön klaustrophobischen Finale mündet, in dem der Zuschauer auch noch etwas Action serviert bekommt.

Regisseur Salva hatte für seinen Horrorfilm 10 Millionen US-Dollar zur Verfügung, was dazu führte, dass die angesetzten Drehtage von 42 auf 35 reduziert wurden und manche geplanten Szenen nicht realisierbar waren. Trotzdem ist hier ein recht stimmungsvoller Old-School Schocker entstanden, der mit seiner Kombination aus Horror und Fantasy etwas an die 1980er Jahre erinnert, ohne dabei altbacken zu wirken. Salva gelingen ein paar stimmungsvolle Bilder, die für Gänsehaut sorgen. Sei es Justin Longs Aufenthalt in dem Kellergewölbe oder der Aufenthalt bei der Cat Lady. Immer wieder schafft es der Film zu überraschen und auch wenn Salvas Inszenierung gut und recht makellos ist, am besten wirkt immer noch der, von Jonathan Breck verkörperte, Creeper, dessen dämonische Erscheinung erst zum Finale vollständig enthüllt wird. Breck arbeitet nur mit Gestik und Mimik (der einzige Satz wurde schlussendlich herausgeschnitten) und bringt die dämonische, erbarmungslose Präsenz perfekt rüber. Ursprünglich wollte man Lance Henriksen für die Rolle haben, nach dem ersten Casting entschied man sich aber direkt für Breck.

Auch die übrige Besetzung erweist sich als gut gewählt. Obwohl das Studio bekanntere Namen wollte, konnte Salva, mit Hilfe seines Mentors und ausführenden Produzenten Francis Ford Coppola, durchsetzen. Dadurch ergatterten Gina Philips und Justin Long die beiden Hauptrollen, die sie perfekt ausfüllen. Long, der später an der Seite von Bruce Willis in STIRB LANGSAM 4.0 (2007) auftrat und auch heute noch gut im Geschäft ist, verleiht seiner Figur die nötige Emotionalität und agiert wie ein normaler Teenager. Das Gleiche gilt für Gina Philips, die während des Drehs schon 30 Jahre alt war. Die Beiden sind die Protagonisten und die Story beschäftigt sich fast ausschließlich mit ihnen, weshalb Nebenfiguren etwas kurz kommen. Erwähnenswert wären hierbei Patricia Belcher und Eileen Brennan, die keine sonderlich große Screentime haben aber zweckdienlich und solide für die Handlung agieren. Der Erfolg von JEEPERS CREEPERS ermutigte Salva dazu, zwei Jahre später eine Fortsetzung nachzuschieben, die nur wenige Tage später angesiedelt ist aber aufgrund von schwachen Figuren und fehlender Emotionalität dem Erstling nicht das Wasser reichen kann. Über die späte Weiterführung mit JEEPERS CREEPERS 3 (2017) hüllen wir am besten gleich den Mantel des Schweigens.

Koch Films veredelt den Film nun mit einem schicken Mediabook, in dem sich eine Blu-Ray, eine DVD-Version, sowie eine Bonus-DVD befinden. Die blaue Scheibe ist dabei mit einem neuen HD-Master ausgestattet, welches JEEPERS CREEPERS in bester Bild- und Tonqualität bietet. Das Bild besitzt eine sehr gute Schärfe und eine angenehm warme Farbgebung. Der Ton ist satt und lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Das Paket wird mit einer ganzen Tonne an Bonusmaterial abgerundet. Zwei Audiokommentare, eine 60-minütige Making Of-Dokumentation, eine Retrospektive, diverse Interviews und Featurettes, geschnittene Szenen, alternative Anfänge und Enden, eine Bildergalerie und mehrere Trailer, sowie TV- und Radio-Spots bieten eine Menge Insider-Informationen. Ein 20-seitiges Booklet von Oliver Nöding ist dabei die Kirsche auf dem Eisbecher. Ein rundum tolles Paket für den geneigten Filmsammler.

Fazit:
Victor Salva hat mit JEEPERS CREEPERS (2001) nicht den besten Horrorfilm aller Zeiten abgeliefert, aber verdammt unterhaltsam ist der schaurig schöne, temporeiche Schocker allemal und mit 90 Minuten Laufzeit erstaunlich kurzweilig. Wem er noch in der Sammlung fehlt, kann jetzt beherzt zu der sehr tollen Veröffentlichung aus dem Hause Koch Films greifen, denn mit dieser macht man sicher nichts falsch!

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