Die Heathers sind in diesem Film aus dem Jahre 1988 so etwas wie die Vorstufe der heutigen Influencer. Natürlich nicht im Internet, sondern an einer amerikanischen Highschool. Auch Veronica würde gerne zu der Clique gehören. Geht aber nicht, sie ist halt keine Heather. Dann aber tritt der Draufgänger J.D. in ihr Leben und die Heathers müssen sich warm anziehen. KOCH FILMS bringt uns die bitterböse Satire in einem wunderschönen Mediabook in den Handel. Wir haben mal reingeschnuppert…
Alternativtitel: Lethal Attraction
Regie: Michael Lehmann
Darsteller: Winona Ryder, Christian Slater, Shannen Doherty, Lisanne Falk, Kim Walker
Artikel von Christian Jürs
Veronica (Winona Ryder) kann ihr Glück kaum fassen. Die Heathers, bestehend aus der Anführerin Heather Chandler (Kim Walker), Heather McNamara (Lisanne Falk) und Heather Duke (Shannen Doherty), wollen sie in ihre Mitte aufnehmen. Doch dafür muss sie zunächst eine „Ausbildungszeit“ durchleben, in der ihr Talent zur Urkundenfälschung den drei Damen durchaus hier und da nützlich ist.
Doch so richtig glücklich ist Veronica nicht in ihrer neuen Rolle als Praktikantin der drei High School Bitches, die ihre Mitschüler mitunter wie Dreck behandeln. Dass auch sie nur Mittel zum Zweck ist, leuchtet ihr ein, als sie von Anführer-Heather zu einer angesagten Party mitgenommen wird. Der Eintrittspreis hierfür entpuppt sich als Sex mit den Gastgebern, was Veronica jedoch ablehnt. Den Heathers schmeckt das gar nicht und so stellen sie Veronica bloß. Ihr wird klar: Ein Mitglied der Heathers wird sie nie werden und eigentlich will sie dies auch gar nicht.
Eine typische Teeniegeschichte, wie sie auch von John Hughes hätte stammen können mit Beverly Hills 90210-Star Shannen Doherty in einer der Hauptrollen, wäre da nicht der neue Schüler mit dem Namen J.D. (Christian Slater). Auch wenn seine Initialen für Jason Dean stehen, er wirkt wie der dreckige Klon von Kultschauspieler James Dean – live fast, die young.
Der lässt sich nämlich nichts gefallen, was zwei High School Bullies, die ihm, an seinem ersten Tag an der Schule dumm kommen. J.D. macht keine Gefangenen und zückt eine Knarre, die er auch sofort auf die beiden Rabauken abfeuert. Zwar nur mit Platzpatronen, für einen kurzen Schulverweis reicht es trotzdem (heute wäre man sicher nicht so glimpflich mit ihm umgegangen). Während die Heathers empört sind über das Verhalten ihres Mitschülers, gibt sich Veronica fasziniert von dem Bad Boy und stürzt sich in das Abenteuer Beziehung mit ihm. Er ist es dann auch, der ihr zur Seite steht, damit sie sich an den drei Grazien rächen kann für die erfahrene Schmach. Ein Streich soll die Anführerin der Gang zum Übergeben bringen. Dank des von J.D. dafür eingesetzten Abflussreinigers ein tödliches Gekotze. Nach dem Ableben von Heather Nummer eins überredet der smarte, scheinbar recht durchgeknallte Rebell die bislang unschuldige Veronica dazu, einen Abschiedsbrief zu fälschen. Da Liebe blind macht, erkennt Veronica zunächst nicht den Psycho in ihm und befolgt brav seinen Vorschlag. Doch es soll nicht bei dem einen Mord bleiben, denn eine Heather ist J.D. nicht genug…
Als Winona Ryder damals für ihre Rolle in Heathers unterschrieb, rieten ihre Agenten davon ab. Das Ende ihrer Karriere wurde vorrausgesagt. So schlimm kam es allerdings nicht, dass erledigte damals erst ihr Kaufhausdiebstahl, bis Stranger Things sie wieder aus der Versenkung holte. Nein, Heathers war kein großer Fehler, auch wenn der Film an der Kinokasse floppte, entwickelte er sich doch im Heimkinomarkt später zu einem kleinen Kultfilm.
Der Ton der Komödie ist bitterböse, was schon in der ersten Szene durchblitzt, wenn die Heathers Cricket spielen und der Zuschauer plötzlich sieht, dass alle drei nur versuchen, die im Boden eingebuddelte Veronica zu treffen. Lediglich eine Traumsequenz, diese gibt aber die Marschrichtung der folgenden 100 Minuten vor. The Breakfast Club Fans dürfte dieser Humor das kalte Grausen bereiten. Freunde des tiefschwarzen Humors dürften aber, auch wenn sie den Film nicht damals sondern heute zum ersten Mal schauen, ihre helle Freude an der Thriller-Teeniekomödie haben. Ich zumindest, saß mit einem breiten Grinsen vor der Glotze (meine Erstsichtung in den späten Achtzigern liegt dabei so lange zurück, dass man hier quasi von einer Erstsichtung sprechen kann).
Ryder und ihre Schauspielkolleginnen spielen gut, doch der Star des Films ist eindeutig Christian Slater, der damals wirklich die Coolness eines James Dean versprühte und es schafft, seinen Psychopathen so ambivalent darzustellen, dass man zwischendurch als Zuschauer überlegt, ob man nicht auf seiner Seite stehen sollte. Die eigentliche Story ist dabei eigentlich weniger glaubwürdig und wirkt wie ein düsterer Comic mit vielen surrealen Momenten, was diesen Film schon irgendwie besonders macht.
Qualitativ erstrahlt der über dreißig Jahre junge Film in neuem Glanz, auch wenn man hier kein HD-Wunder erwarten sollte. Das Bonusmatierial ist gar reichhaltig und beinhaltet folgendes:
„Scott Larry Dan and Heathers (ca. 38 Min.)“, „The Big Bowie Theory“ (ca. 35 Min.), „The Beaver Gets A Bone“ (Studentenfilm) (ca. 20 Min.), „Return To Westerburg High“ (ca. 21 Min.), „Poor Little Heather“ (ca. 18 Min.), „Lehmanns Terms“ (ca. 15 Min.), „Pizzicato Croquet“ (ca. 11 Min.), „How Very – The Art And Design Of Heathers“ (ca. 15 Min.), „Casting Westerburg High“ (ca. 12 Min.), Trailer „Lethal Attraction“ (ca. 3 Min.), 30th Anniversary Re-release Trailer (ca. 2 Min.), Audiokommentar mit Michael Lehmann, Denise di Novi und Daniel Waters und ein 16-seitiges Booklet von Stefan Jung
Ein kleiner Kritikpunkt bleibt aber… wer auch immer das Coverbild gezeichnet hat, tut Winona Ryder unrecht. Sie schaut auf dem Bild nicht nur wesentlich älter aus als im eigentlichen Film, sondern auch ein kleines bisschen nach Verkehrsunfall. Das geht nun wirklich schöner.
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