Auf dem Meeresgrund lauert das Grauen. Im Jahr 1989 war Unterwasser-Horror schwer gefragt, was Freitag der 13.-Schöpfer Sean S. Cunningham dazu veranlasste, seinen eigenen Schocker unter der blauen Oberfläche zu drehen. PLAION PICTURES hat dem Klassiker vor vier Jahren (damals noch als Koch Films) eine ansprechende Auflage im Mediabook spendiert, die längst ausverkauft ist. Jetzt folgte die einfache Blu-ray-Variante in Amaray-Hülle. Für uns der ideale Anlass, noch einmal in dunkle Tiefen abzutauchen.

Originaltitel: Deep Star Six

Drehbuch: Lewis Abernathy, Geof Miller
Regie: Sean S. Cunningham

Darsteller: Taurean Blacque, Nancy Everhard, Greg Evigan, Miguel Ferrer, Nia Peebles, Matt McCoy…

Artikel von Christopher Feldmann

Wenn man bedenkt, dass gerade einmal etwas mehr als 5% der Tiefsee wirklich als erforscht gelten, kann man sich ausmalen, inwieweit die Untiefen der globalen Gewässer Spielraum für findige Genre-Produzenten bietet, in dem sie unbehelligt die abenteuerlichsten Geschichten erzählen können. Auf den Trichter scheinen jene Filmschaffende im Jahr 1989 besonders oft gekommen zu sein. Gleich mehrere beackerten das Metier „Unterwasser-Horror“, von den entstandenen Filmen blieb letztendlich aber nur James Camerons THE ABYSS (1989) im Gedächtnis der Kinozuschauer. Doch auch die B-Riege sollte nicht vergessen werden, die sich mit großem Wohlwollen Camerons aufwendige Produktion zum Vorbild nahmen und eigene, ähnlich gelagerte Streifen schneller auf die große Leinwand hievten. Besonders RAMBO 2-Regisseur George P. Cosmatos lieferte mit LEVIATHAN im gleichen Jahr einen echten Kracher ab. Dann war da noch Sean S. Cunningham, Initiator der langlebigen FREITAG DER 13.-Reihe, der ebenfalls auf einen Hit aus war und sein eigenes submarines Creature-Feature auf die Beine stellte. Die Frage stellt sich, ob DEEP STAR SIX, wie der Film heißt, auch heute noch funktioniert.

Handlung:
Es ist eigentlich ein Routine-Job für die Besatzung der Unterwasserstation Deep Star Six, die Installation einer Raketenabschussrampe für das Militär. Der Zeitplan ist straff und die Crew langsam, aber sicher ausgelaugt, was dazu führt, dass man unüberlegt ein unterirdisches Höhlensystem sprengt, welches einem prähistorischen Wesen seit Millionen von Jahren als Behausung diente. Nun hat es die Kreatur auf die Mannschaft um U-Boot Kapitän McBride (Greg Evigan) abgesehen, die versucht dem Monster zu entkommen. Doch das ist angesichts der Tiefe, in der operiert wird, gar nicht so einfach.

DEEP STAR SIX lässt den Zuschauer nicht lange auf dem Trockenen sitzen und schickt sich an, möglichst schnell zum Wesentlichen zu kommen. Die Handlung setzt direkt auf der Tiefseestation ein und wir bekommen kurz und rudimentär die Besatzung vorgestellt. Diese setzt sich aus den üblichen Verdächtigen der klassischen Horrorfilm-Charaktere zusammen, die alle nötigen Eigenschaften abdecken. Der strenge aber gutmütige Stationsleiter, die sexy Forscherin, der Spaßvogel, der unsympathische Hitzkopf, der coole U-Boot Kapitän, der schon früh klar macht, dass er am Ende der Held sein wird, sowie sein Love-Interest, also das Final Girl. Der Zuschauer soll direkt wissen, wie die einzelnen Figuren ticken, damit man sich im weiteren Verlauf der Story mit unnötigen Schlenkern aufhalten muss. Auf diese verzichtet der Streifen glücklicherweise, denn sobald das Höhlensystem erstmal gesprengt wurde, widmet man sich ausgiebig der klaustrophobischen Creature-Action, die sogar ganz gut funktioniert.

Dass DEEP STAR SIX dabei dem „Einmaleins“ des Genres folgt und auf originelle Einfälle verzichtet, muss man hinnehmen. Stattdessen bietet Cunningham einen straighten Film von knapp 100 Minuten, der kaum Längen aufweist und bei dem man schon früh weiß, wo die Reise hingeht. Das ist Fluch und Segen zugleich, denn während der Aufbau funktioniert, wirken die Figuren doch etwas arg klischeehaft gezeichnet. Dazu kommt, dass die agierenden Schauspieler nicht gerade die charismatischsten sind. Greg Evigan ist sogar ein echtes Nullgesicht und schafft es kaum, irgendetwas zu transportieren. Mit seiner Figur McBride gehe ich einfach nicht mit, er lässt mich sogar regelrecht kalt. Das Gleiche gilt für den Rest der Besatzung, mit Ausnahme von Miguel Ferrer, der als überforderter Kommunikationstechniker Snyder die beste Rolle innehat und diese auch hervorragend ausspielt.

Auch die Entscheidung, das Monster lange Zeit zurückzuhalten, um somit Spannung aufzubauen hat seine positiven, wie auch negativen Seiten. Das Drehbuch arbeitet viel mit engen Räumen und begrenztem Betätigungsfeld, was für eine gute Atmosphäre sorgt aber wahrscheinlich auch dem Budget geschuldet ist. Nichtsdestotrotz funktioniert diese Taktik und als Zuschauer wartet man schon gespannt darauf, welche Ausmaße diese Kreatur annehmen wird. Die Zeit dazwischen verbringen wir mit der Crew, die aber gut und aktiv in Szene gesetzt wird, was das Tempo am Laufen hält und etwas die schwachen Darstellerleistungen kaschiert. Allerdings ist das Creature-Design etwas enttäuschend, wirkt unser Biest, welches man nach zahlreichen Ego-Shots erst nach einer knappen Stunde vollständig erblickt, doch wie aus einzelnen Designs bereits existierender Film-Kreaturen zusammengeklöppelt und zeitgleich etwas preisgünstig. Immerhin gibt es einige kleine Brutalitäten zu bewundern, die für so manchen mäßigen Effekt entschädigen.

Inszenatorisch holt Cunningham das Maximum aus dem Stoff heraus. Matte-Paintings, Miniaturen und handgemachte Animatronics sorgen für ein ansprechendes, charmantes Retro-Feeling, wie man es aus den 1980ern kennt. Auch was das klaustrophobische Setting angeht, schöpft der Regisseur, Autor und Produzent seine Kompetenzen aus. DEEP STAR SIX ist also ein schwieriger Fall. Er ist einer dieser Filme, die in fast allen Belangen solide sind und funktionieren aber der richtige Knall-Effekt fehlt, der das Ganze am Schluss zu einem schönen Reißer macht. Dafür ist das Monster zu beliebig und die Story zu vorhersehbar. Das sahen die Kinozuschauer damals wahrscheinlich ähnlich, denn ein großer Erfolg war der Film nicht. Bei Produktionskosten von guten acht Millionen US-Dollar, spielte der Streifen gerade einmal sein Budget wieder ein. Immerhin erwies sich die Monsterhatz unter Wasser auf Video als profitabel und durfte noch einige US-Dollar in die Kassen gespült haben.

In den deutschen Kinos lief DEEP STAR SIX damals gekürzt, allerdings nur in Handlungsszenen. Seit dem Jahr 2002 ist der Film ungeschnitten ab 16 Jahren erhältlich. Die Bild- und Tonqualität ist wie gewohnt erstklassig, wobei bei der guten Schärfe doch einige einfache Tricks und Effekte deutlich zu erkennen sind. Das Bonusmaterial bietet einen Audiokommentar mit Regisseur Cunningham und Spezialeffekt-Koordinator James Isaacs, einen Blick hinter die Kulissen, ein Making-Of, diverse Interviews, eine Bildergalerie und Trailer.

Fazit:

Sean S. Cunnighams DEEP STAR SIX (1989) folgt den gängigen Genre-Konventionen und hat einige gute und spannende Momente zu bieten, die aber nicht immer verschleiern können, dass der Unterwasser-Horror etwas Business as usal ist. Dem Film fehlt es, trotz guter Basis, an den richtigen Ideen und an einer guten Besetzung, denn mit Ausnahme von Miguel Ferrer, hinterlassen die Akteure keinen bleibenden Eindruck. DEEP STAR SIX ist im Endeffekt solider B-Horror, mehr aber auch nicht, obwohl man ihm den Unterhaltungswert nicht absprechen kann. Trotzdem gebe ich in diesem Genre dann doch LEVIATHAN (1989) den Vorzug.

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