In Zeiten von bombastischen Effekt-Spektakeln lernt man es umso mehr zu schätzen, wenn noch kleine, raue und markige Genre-Filme im Kino zu sehen sind. Malik Baders Gangster-Thriller KILLERMAN (2019) ist das passende Beispiel. Gänzlich ohne digitalen Schnick-Schnack gedreht, erzählt der Regisseur und Autor eine klassische Geschichte über Geldwäscher, Mafiosi und korrupte Cops, völlig frei von Ironie und gespickt mit blutigen Tatsachen. Ob der Streifen, den CAPELIGHT PICTURES nun im Heimkino veröffentlicht, auch den nötigen Unterhaltungswert besitzt, klären wir in unserer Kritik!

Originaltitel: Killerman

Drehbuch & Regie: Malik Bader

Darsteller: Liam Hemsworth, Emory Cohen, Diane Guerrero, Zlatko Buric, Suraj Sharma, Mike Moh…

Artikel von Christopher Feldmann

Liam Hemsworth hatte es in den letzten Jahren nicht wirklich leicht. Als Bruder von Thor-Darsteller und Publikumsliebling Chris Hemsworth, fiel es dem sieben Jahre jüngeren Schauspieler zunehmend schwer aus dem Schatten seines erfolgreichen Blutsverwandten herauszutreten. Der Ruhm seiner farblosen Rolle im DIE TRIBUTE VON PANEM-Franchise (2012-2015) verblasste schnell und der Versuch, sich als Action-Star an der Seite von Sylvester Stallone und Co. in THE EXPENDABLES 2 (2012) zu positionieren war, zum Glück, nur von kurzer Dauer. Seitdem schlägt sich der gebürtige Australier recht wacker durch diverse kleine Produktionen, von denen KILLERMAN (2019) die aktuellste darstellt. In dieser darf Liam den toughen Ganoven geben, eine Rolle, die man nicht unbedingt mit dem Schönling assoziiert. Die fade Besetzung ist dabei aber gar nicht mal das größte Problem des Films, der sich ansonsten bereits abgegraster Motive bedient. KILLERMAN strauchelt viel mehr durch sein dürftiges Drehbuch und eine viel zu lange Laufzeit.

Handlung:
Moe Diamond (Liam Hemsworth) ist als Geldwäscher in New York tätig und arbeitet mit dem Kleinganoven Skunk (Emory Cohen) zusammen, dessen Onkel (Zlatko Buric) ein einflussreicher Gangsterboss ist, der sein Drogengeld in Moes Obhut gibt. Als die Beiden ein paar Tage die Füße still halten sollen, haben sie eine fixe Idee. Warum nicht einen Teil des Geldes für einen üppigen Drogendeal verwenden, um sich ein eigenes Geschäft aufzubauen? Allerdings geht die Übergabe gründlich schief, als plötzlich korrupte Polizisten die Beiden unter Beschuss nehmen. Als Moe bei einem Unfall auch noch sein Gedächtnis verliert und sich an nichts mehr erinnern kann, wird die Situation richtig brenzlig.

Ich hatte gewisse Erwartungen an KILLERMAN, was nicht bedeutet, dass man mir besonders viel Innovation bieten muss. Ich gebe mich auch gerne mit solider Genre-Waren zufrieden, solange sie mich gut unterhält. Mehr wollte gar nicht, als ich die Blu-Ray in den Player gelegt habe.

Allerdings gestaltete sich das Ganze eher zu einem enttäuschenden Unterfangen. Autor und Regisseur Malik Bader, ein noch eher unbeschriebenes Blatt, welches lediglich im Independent-Bereich tätig ist, erzählt eine konventionelle Gangster-Geschichte, wie man sie auch in einem x-beliebigen Videotheken-Reißer aus den 1990ern vorfinden würde. Es geht um Geldwäscher, Drogendealer, ruppige Gangster, die in irgendwelchen Hinterzimmern den Ton angeben, korrupte Polizisten und Kokain. Die Story wirkt lediglich aus dem Baukasten der Filmkultur zusammengeschustert. Bader reiht Klischee an Klischee, Stereotyp an Stereotyp. Zu keinem Zeitpunkt etabliert das Skript die Figuren, sie bleiben bloße Abziehbilder irgendwelcher Vorbilder von der Resterampe der Gangster-Schinken. All das ist aber gar nicht mal der größte Schwachpunkt. Viel ärgerlich ist die Tatsache, dass man es nicht schafft aus den Versatzstücken ein anständiges Ganzes zu schaffen. KILLERMAN strotzt nur so vor laschen Ideen, die man schon zu oft gesehen hat und kocht zunehmend auf kleiner Flamme. Besonders die wenigen Ideen, die man hier eingearbeitet hat, spielen nach kurzer Zeit keine große Rolle mehr. Besonders das Thema „Amnesie“ wird kurz angerissen, ist aber für den weiteren Handlungsverlauf letztendlich egal.

Genauso egal wirkt auch der ganze Film an sich. Obwohl KILLERMAN als Action-Drama bezeichnet wird, findet man im fertigen Produkt kaum nennenswerte Action vor. Stattdessen geben die Figuren nichtige Dialoge von sich, die nicht nur ausgesprochen künstlich wirken, sondern auch den Eindruck vermitteln, der Autor hätte sie aus anderen Filmen einfach abgekupfert. Spannung und Intensität sucht man hier vergebens, es regiert über weite Strecken schlicht Langeweile. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit ist die Chose auch ausgesprochen lang, eine Länge, die sich der Film nicht verdient. KILLERMAN wirkt künstlich aufgeblasen. Da richten auch die kleinen Gewaltspitzen nicht mehr viel aus, die zwar schön handgemacht sind aber auch jetzt nicht unbedingt eine FSK 18-Freigabe rechtfertigen. Auch die Darsteller wirken größtenteils blass und austauschbar, lediglich Liam Hemsworth macht seinen Job recht passabel und ist mit Eifer bei der Sache, während sein Co-Star Emory Cohen dem Zuschauer durch die Bank auf die Nüsse geht. Ein wehleidiger Kleinganove, der unter Onkels Fuchtel steht und auch noch an der ganzen Misere Schuld ist, weil er schlicht und ergreifend ein Vollidiot ist. Drogengeld zweckentfremden, um sein eigenes Süppchen zu kochen, wann hat das jemals funktioniert? Diane Guerrero spielt übrigens die einzige weibliche Rolle, die aber nur dafür da ist, um nach fünf Minuten den Löffel abzugeben, damit unser Protagonist irgendeine Motivation hat, um zum Rächer zu mutieren.

Was mir an KILLERMAN zugegeben gut gefällt, ist der Look. Malik Bader taucht den Streifen in eine angenehme Grobkörnigkeit, was ihm einen angenehm rauen B-Charme vergangener Tage verleiht. Einige Szenen sind sogar recht atmosphärisch und der elektronische Score veredelt so manche Einstellung. Hier beweist der Regisseur ein gutes Händchen für Stil, auch wenn er so manchen Anflug von Dynamik durch einen zu hektischen Schnitt versaut. Im Endeffekt bietet der Film ein paar schöne Ansätze und hat Potential, ein schnörkelloser Reißer zu werden, schöpft dieses aber nie aus.

Die Blu-Ray aus dem Hause CAPELIGHT PICTURES bietet eine sehr gute Bild- und Tonqualität, wobei erstere gut mit dem rauen Look harmoniert. Die Extras fallen mit dem Kinotrailer allerdings enttäuschend aus.

Fazit:
KILLERMAN (2019) hat das Potential solide Genre-Unterhaltung zu sein, bleibt aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das maue Drehbuch frühstückt nur gängige Muster ab, ohne einen Anflug von neuen Ansätzen. Die wenigen wirklichen Ideen sind indes kaum relevant und auch sonst regiert in Malik Baders Gangster-Thriller die Langeweile. Das reicht nicht für satte zwei Stunden Lebenszeit, die man bei diesem unausgegorenen Werk investieren muss, egal wie nett der Look des Films auch geraten ist. Da ergeht es dem Zuschauer wie dem Protagonisten, nach dem Abspann hat man das Ganze gleich wieder vergessen!

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Zurück zur Startseite