Etwas mopsig ist der Gute geworden. Vielleicht ist das der Grund, warum Agent Banning (Gerard Butler) Direktor des Secret Service werden soll. Aber zuvor gerät Banning als Bauernopfer in eine Söldnerintrige, die den Präsidenten in die ewigen Jagdgründe schicken will. Das Drehbuch folgt strickt dem TwentyFour-Showrunner-Handbuch und wirkt, als hätte man die Story schon vor 10 Jahren bei Jack Bauer (Kiefer Sutherland) gesehen. Das hat den Vorteil, dass man auf geradlinig vorgestanzte Art und Weise bekommt, was man sich erhofft – nämlich Action. Während der erste Teil OLYMPUS HAS FALLEN (2013) zwar schwach in seinen CGI Effekten, jedoch rabiat und ansprechend choreografiert in den Actionsets war, konnte die Fortsetzung LONDON HAS FALLEN (2016) zwar in den schlechten CGI Effekten mithalten, verlor jedoch insgesamt bei den Actionsets. Aus Biss wurde so langsam Routine. Und die setzt sich erwartungsgemäß im dritten Teil fort, der nun bei UNIVERSUM FILM erscheint. Doch wie sieht es mit der Action aus?
Regie: Ric Roman Waugh
Darsteller: Gerard Butler, Morgan Freeman, Frederick Schmidt, Danny Houston, Nick Nolte
Artikel von Kai Kinnert
Immer an vorderster Front, um sein Leben für den Präsidenten zu geben: Mike Banning (Gerard Butler) ist der loyalste Mann des Secret Service. Zweimal in seiner langen Karriere hat er bereits den US-Präsidenten gerettet – Zeit, einen Gang runter zu schalten und über eine Versetzung in den Innendienst nachzudenken. Doch alles ändert sich nach einem vermeintlichen Routineeinsatz: Bei einem großangelegten Anschlag auf Präsident Trumbull (Morgan Freeman) stirbt fast das gesamte Secret Service-Team – nur Mike Banning überlebt und ist plötzlich der Hauptverdächtige. Während der Präsident schwer verletzt im Koma liegt, wird Banning von seinen Kollegen und dem FBI quer durchs Land gejagt und muss beweisen, wer die wahren Drahtzieher sind. Ein gnadenlos rasantes Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
„Alles was sie sehen geschieht in Echtzeit.“ Leider doch nicht, aber das wäre es gewesen. Das Crossover ist im Marvel-Kosmos längst Standart, warum also nicht auch mal bei den Actionfilmen. Schon Gerard Butlers actionreicher und überraschend gute U-Boot-Film Hunter Killer (2018) wirkte so, als würde an Land gleich Jack Bauer auftauchen und den russischen Präsidenten auf Butlers U-Boot bringen, was im Film dann aber doch ein unbekanntes Team der Mariens übernahm. Doch wir sind hier nicht bei Twenty Four, sondern bei Agent Banning und der fährt, mit großer Secret Service Truppe, als Bodyguard No. 1mit dem Präsidenten zum Angeln auf einen See. Der Präsident bietet Banning den Job als Direktor an, der gerade erst beim Arzt erfahren hat, dass so ziemlich alles an ihm ruiniert ist und er jederzeit tot umkippen könnte. Die beiden Einsätze zuvor fordern ihren Tribut. Banning zaudert. Derweil richten die Bösewichte in sicherer Entfernung ihre neumodische Stalinorgel auf die GPS Koordinaten des Secret Service aus und bratzen ein Heer an Drohnen los, dass gezielt den Angriff auf alle startet. Es rummst ganz ordentlich, die Sprengdrohnen lichten die Reihen. Agent Banning und der Präsident sind die einzigen Überlebenden, wobei El Presidente natürlich ins Koma gefallen ist und mit ihm die Wahrheit über die Vorgänge. Banning wird verhaftet und kann sich befreien. Das FBI hält ihn für den Drahtzieher des Anschlags und eröffnet die Jagd auf ihn, während sich Banning zurück zum Präsidenten kämpft, denn es wird noch ein Attentat geben.
Die ersten 30 Minuten des Films beginnen gar nicht so schlecht. Die Nummer zu Anfang, Banning in Action, ist zwar vorhersehbar und erwartungsgemäß in der späteren Tragweite, jedoch ist das folgende Attentat mit den Drohnen irgendwie ganz gut gemacht. Wenn man Explosionen mag. Die Drohnen sind gnadenlos und so mancher Körper wird durchs Bild geschleudert. Die CGI fällt hier nicht groß auf, was sich mit zunehmender Laufzeit des Streifens ändern wird. Doch dann beginnt es in seiner Vorhersehbarkeit der Reißbrett-Story zu straucheln.
Das FBI ermittelt zwar und Banning wird verhaftet, aber man weiß als Genre-erprobter Zuschauer schon jetzt, dass das alles Zeitschinderei ist. Die Ermittlungen des FBIs haben keine Relevanz, außer das Banning gejagt wird und wer die Hintermänner des Attentats sind, ist später auch keine Überraschung. Es gibt zwar einiges an Action, aber die ist dann nur noch routiniert. Alle verstehen ihr Handwerk, bis auf die CGI Abteilung, doch niemand hat Ideen. Stunts und Action werden zwar professionell abgearbeitet, aber der Film findet zu keinem Zeitpunkt zum Biss des ersten Teils zurück. Im Bereich der CGI wird es sogar noch schlechter als zuvor. Das sieht einfach nicht gut aus.
Das große Problem von Angel Has Fallen ist seine Konvention. Nach 30 Minuten flacht der Film, trotz seines Geballers, so ab, dass man jederzeit kurz einschlafen könnte und beim Aufwachen sofort zurück in die Handlung findet. Besondere Stunts hat man nicht verpasst und geballert wird in anderen Actionfilmen auch. Am Ende bleiben drei Sachen hängen: Gerard Butler hat zugenommen, die Explosionen sind gut und die Schlussszene liefert einen leichten, schrägen Humor. Banning und sein Vater (Nick Nolte), der sich zuvor mit seinen Sprengungen in die Action einmischte, versuchen bei einer Mindfucker-Sekte einen mentalen Neuanfang und steigen zur Meditation in Salzwasserbecken. Das ist eine Schrägheit im Drehbuch, die man sich vorher auch schon gewünscht hätte.
Angel Has Fallen ist ein routinierter und vorhersehbarer Actionfilm, der nur wenig gegen seine Beliebigkeit ankämpft und auf manchen Zuschauer schlichtweg langweilig wirken könnte. Agent Banning – die Zitrone ist ausgepresst.
In den Extras gibt es einige Features zur Story, zum Casting, der Authenzität, Stunts and Action, Recreating DC, die Drohnen Attacke, Truck Chase, Zero Gravity und zwei Trailer. Das Bild der BD ist gut und klar, der Ton schließt sich dem an.