Anno 1989 produzierte Charles Band den mit 10 Mio Dollar für seine Verhältnisse ziemlich hoch budgetierten Roboter-Prügelstreifen ROBOTJOX. Dabei übernahm sich der Gute und schlitterte mit seiner Produktionsfirma EMPIRE INTERNATIONAL PICTURES in den Konkurs. Schade eigentlich, denn der von Stuart Gordon (FORTRESS – DIE FESTUNG) inszenierte Film geriet äußerst unterhaltsam. Vier Jahre später wagte Band dann mit sichtlich weniger Kohle in der Tasche die Produktion eines quasi Sequels, bei dem er und sein Vater Albert selbst die Regie übernahmen. Die weibliche Hauptrolle ging an RE-ANIMATOR und FROM BEYOND Schnuckelchen Barbara Crampton, was neben blankem Stahl auch auf andere blanke Tatsachen hoffen lässt. Die Frage ist nun, ob der bei WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH erschienene Robo-Klopper ein vergessenes Science Fiction Kleinod ist oder doch nur Blechschrott zu bieten hat.

Alter Deutscher Video: RobotJox 2 – Krieg der Stahlgiganten

Regie: Albert & Charles Band

Darsteller: Don Michael Paul, Barbara Crampton, James Staley, Lisa Rinna, Danny Kamekona, Yuji Okumoto

Artikel von Christian Jürs

Als der Film Robotjox – Die Schlacht der Stahlgiganten im November 1990 beim VPS Video Unterlabel Empire erschien, war ich fünfzehn Jahre alt und mit den Videothekenclubkarten meiner Eltern unterwegs. Ich erinnere mich, dass das aufwendige B-Picture, in dem die großen Nationen ihre Kriege um knapp werdende Rohstoffe per Roboterfight-Happenings ausführen (übrigens eine prima Idee, die die Leiden des Krieges ausmerzen würden), ziemlich unterhaltsam geriet. Ob ich dieser Auffassung auch heute noch wäre, müsste ich bei einer längst überfälligen Neusichtung nochmals klären. Ich erinnere aber auch noch sehr gut, dass sich meine Begeisterung bei dem ca. vier Jahre später veröffentlichten quasi Sequel Robotjox 2 – Krieg der Stahlgiganten in Grenzen hielt. Langweilig und Scheiße waren die Attribute, die mir aus der Erinnerung in den Sinn kamen, als ich die neue Scheibe von Wicked Vision aus dem Briefkasten pulte. Da ich aber heute insbesondere Trashfilme aus einer anderen Sichtweise betrachte und die Erinnerung ansonsten zu dem Film quasi gleich Null war, freute ich mich dann doch über ein Wiedersehen.

Im Vorspann gehts gleich gut los. Wir bekommen Kamerafahrten herab an einem der Kampfroboter präsentiert, die mich an die Aufnahmen Mechagodzillas erinnern, in den Szenen aus Konga, Godzilla, King Kong: Die Brut des Teufels, in denen der namentlich hierzulande im Titel (aber nicht im Film) falsch genannte Mechi in der Basis der bösen Außerirdischen auf seinen Einsatz wartet. Schon toll, dass man Spielzeugroboter so imposant filmen kann. Die Erwartungen sind plötzlich hoch, denn irgendwie schaut der Film jetzt schon aufwendiger aus als der kürzlich besprochene und ungefähr zeitgleich entstandene Dollman vs. Demonic Toys. Dass der Name Barbara Crampton ganz weit vorne in den Credits auftaucht, steigert die Vorfreude noch, denn die trat damals in ihren Filmen nicht selten so auf, wie Gott sie schuf. Der FSK 12 Flatschen auf der Außenverpackung der Blu-ray lässt jedoch berechtigten Zweifel an einer möglichen Tittenparade aufkeimen.

Frau Crampton mit Schutzhaube – Safety first

Die Handlung ist im Jahr 2041 angesiedelt, also ganz bald. Die Roboterkämpfe des Vorgängers wurden mittlerweile beigelegt (ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, dass diese stattgefunden haben). Die Erde ist zur Wüste mutiert (man ahnte wohl schon 1993, dass ein Klimawandel im Gange ist), die von diversen Kolonien hier und da bevölkert wird. Von Überbevölkerung keine Spur, da beim Giftgasangriff anno 1993 ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wurde (wer erinnert sich nicht?). Die Kampfroboter von einst sind mittlerweile weitestgehend verschrottet oder dienen dem Transport von Touristen, die sich gerne einmal anderen Kolonien anschauen möchten. Dabei fällt auf, dass alle Passagiere des „MRAS-2“ zum Schutz vor etwaigen Turbulenzen einen Schaumstoff-Fahrradhelm tragen, der ganz sicher Leben rettet. Als Robotaxifahrer verdient sich der ehemalige Kampfpilot Marion Drake (Don Michael Paul) seinen Lebensunterhalt, was ihn allerdings zu Tode langweilt (liegt vielleicht auch an dem noch besser ausgepolsterten Fahrradhelm, den er zum Schutz trägt und der seine Kopfhaut mächtig schwitzen lassen dürfte. Wenn er nicht gerade am Steuerknüppel des Stahlgiganten sitzt, belästigt er hübsche Touristinnen wie die smarte Leda Fanning (Barbara Crampton) auf eine Art uns Weise, die ihn nach heutiger Sicht mit Sicherheit den Job kosten würde. Beispiele gefällig?

„Sie haben sehr einladende Lippen.“

„Wissen Sie, was Sie brauchen? Einen, der es Ihnen richtig besorgt!“

Gott sei Dank wird unsere clevere Blondine mit Sicherheit nicht auf die schrecklich sexistische Anmache des dickgesichtigen Machos mit MacGyver Gedächtnisfrisur (ja, trotz des eben noch getragenen Helmes sitzt die Frise 1A) hereinfallen…oder etwa doch?

Natürlich nicht…zumindest nicht sofort. Nein, sie bietet dem Chauvi Paroli und möchte lieber mit ihrer Freundin Annie (Lisa Rinna), einer Journalistin, den Aufenthalt genießen. Die hat derweil ganz andere Probleme, glaubt ihr doch niemand, dass sie nicht für eine Reportage, sondern zur Erholung vor Ort ist. Doch mit relaxen ist es bald essig, denn Rooney (Peter Haskell), der Chef der Kolonie, erwägt den Verkauf eines der ausgemusterten Kampfroboter an den Japaner Wa-Lee (Danny Kamekona), der in seinem Kriegeroutfit aus dem Karnevalshop um die Ecke einen nicht ganz so friedlichen Eindruck macht, wie er vorgibt zu sein (was unser Held Marion Drake natürlich durchschaut, aber auf ihn hört ja keiner).

Bis der Böse und sein Handlanger Chou-Sing (Yuji Okumoto) jedoch an die Superwaffe gelangen und es endlich zum großen Roboterkampf-Showdown zwischen dem dicken Asiaten Wa-Lee und dem smarten (*hust*) Drake kommen kann, kommt es zu allerlei spannenden Szenen ohne Robohaue. So darf Ms. Crampton gleich erstmal duschen gehen. Doch leider haben Papa Albert und Sohnemann Charles die Kamera immer zu hoch angesiedelt, so dass es lediglich nackte Schultern zu sehen gibt. Buuu-huuu-huuu.

Statt Blechkloppe zu servieren, ermitteln unsere Damen also zunächst auf eigene Faust gegen das Böse und legen sich mit einer albern maskierten Brigade von Fieslingen an, mit denen sie sich Laserpistolenduelle liefern (pew, pew, pew). Es dauert nicht lange (der Film geht ja auch nur gut 70 Minuten) und die Damen erhalten Hilfe vom Chauvipiloten und seinem Mechaniker Stumpy (James Staley), der nicht nur einen albernen Namen trägt, sondern auch so ausschaut und als reiner Comicrelief Charakter fungiert. Natürlich darf sich unser ganzer Kerl Marion auch noch vor dem finalen Roboter-Rumms-Bumms mit dem dicken Wa-Lee anlegen und zwar bei einem ca. 5 sekündigen Kendoduell, welches unser Held für sich entscheidet. Ich bin so aufgeregt, dass ich nebenbei mit dem Smartphone surfe und herausfinde, dass der dicke Bösling und sein Handlanger bereits in Karate Kid 2 – Entscheidung in Okinawa Seite an Seite als Vater und Sohn als Anthagonisten auftraten. Nur mal so nebenbei, für diejenigen, die es wissen wollten.

Um und bei zehn Minuten vor Feierabend kommt es dann endlich zum Showdown der Riesenroboter und siehe da, der Film kann mit liebevollen Stop-Motion Aufnahmen punkten, von denen ich gerne mehr gesehen hätte. Ehrlich, der Roboterkampf ist ganz nice, auch wenn er immer wieder von Aufnahmen der Darsteller in den Kanzeln der Maschine unterbrochen werden, die mit grausig schönen Bluescreenaufnahmen angereichert wurden.

Ganz ehrlich, meine Erinnerung sollte mich nicht trüben: Robot Wars ist ein billiges Scheißfilmchen, allerdings im positiven Sinne. Trashfans bekommen wunderschöne Pappkulissen, Miniaturrobos mit deutlich sichtbarer Platikactionfigur an Bord, ins Bild gezeichnete Laserstrahlen, Hightechcomputer mit Amiga 500 Grafik und Kostüme, für die sich der Kinderkarneval in Havighorst bei Feldhorst geschämt hätte (glaubt mir, ich war mit meinen Kids ein paarmal dort). Garniert mit pseudotechnischen Textzeilen wie „Der MRAS-2 hat die toxische Zone erreicht.“ oder herrlich rassistischen Äußerungen unseres Helden gegenüber dem Bösling wie „Nimm den Mund nicht zu voll, Schlitzauge!“ bekommt der SchleFaz verwöhnte Trashfilmfan alles, was das Herz begehrt (außer Titten!).

Bild (1,78:1) und Ton (DTS HD-Audio Master 2.0 in Deutsch und Englisch) sind, wie bei allen anderen Titeln der Reihe auch, dem Alter entsprechend gut. Im Bonusbereich findet man die Doku The Wizard of Wars: Erinnerung an David Allen, die Original Videozone zum Film, sowie deren deutsche Ausgabe, mit der der Verleiher damals Kunden anziehen wollte (ein Brüller, wie die Macher ihre Technik aus der Mottenkiste anpreisen). Des weiteren gibt´s den alten, deutschen VHS-Vorspann von Robot Jox 2, eine Vintage Full Moon Promo von 1997, den Trailer und ein Wendecover mit dem Originalmotiv.

Somit ist auch diese Ausgabe der Full Moon Classic Selection eine liebevolle Veröffentlichung eines Trashfilms. Robot Wars gehört dabei zu den unterhaltsameren Werken der Familie Band. Mit Freunden und ´ner Kiste Bier absolut zu empfehlen.

Trailer:

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