Hin und wieder fällt auch bei den Medienhuren etwas unter den Tisch. Dieses Hörspiel zum Beispiel befindet sich schon seit September letzten Jahres in meiner Sammlung und ich versprach Kim Jens Witzenleiter, dem Chef von WOLFY OFFICE, dass ich sein neuestes Werk besprechen würde. Nun gut, bei PANTOFFELKINO in der Kategorie „Bandsalat“ habe ich dies, im Beisein von Wolfy himself, bereits durchgeführt. Doch in Schriftform blieb ich ihm eine Rezi bislang schuldig. Stattdessen habe ich mich um Frau und Kinder gekümmert. Etwas, was die Hauptfigur in der vorliegenden ersten Ausgabe dieses Psychothrillers, der irgendwann einmal Teil einer Quadrilogie sein möchte, mit mir gemeinsam hat. Doch Scott Gibson, der „Held“ dieser Geschichte, macht keine Familienausflüge oder Spielenachmittage mit den Liebsten, er geht für seine Frau und die Kinder durch die Hölle…
Regisseur: Kim Jens Witzenleiter
Sprecher: Christopher Kussin, Stephanie Preis, Sabrina Ziegler, Tim Caspers, Jens Wenzel, Markus Pfeiffer, Constanze Buttmann, Birgit Arnold, Katja Keßler, Reiner Schöne, Stella Denis, Christian Jürs, Victor Grytzka
Artikel von Christian Jürs
Für Scott Gibson könnte es beruflich und privat nicht besser laufen. Er ist glücklich verheiratet und hat mit seiner Frau Tina zwei gemeinsame Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Die Firma, für die er arbeitet, steht finanziell äußerst gut da, plant sogar, die Gehälter der Angestellten zum satte 20% anzuheben (Genre: Science Fiction?) und lädt zu einer großen Weihnachtsfeier ein, an der Scott mitsamt Gemahlin teilnimmt. Die Kinder befinden sich derweil in der Obhut der jungen Babysitterin Jana, die problemlos mit den beiden umzugehen weiß.
Markus Pfeiffer (Scott Gibson)
(Stimme von Adrien Brody)
Doch das Glück soll für Scott nicht mehr von Dauer sein und so erwacht er, mit einem Filmriss im Gepäck, gefesselt und geknebelt in einer alten Lagerhalle. Zwar kann er sich befreien, doch erhält er auch eine Nachricht seines Peinigers, der sowohl Tina, als auch die Kinder in seiner Gewalt hat. Er fordert den Familienvater auf, an einem blutig-perversen Spiel teilzunehmen, da sonst seine Liebsten häppchenweise per Post zurückgesandt werden. Aus Angst um Frau und Kinder willigt Scott ein. Sofort stürzt er nach Hause, wo er jedoch nur die blutig verstümmelte Leiche von Babysitterin Jana vorfindet. Scott geht, entgegen den Anweisungen des brutalen Spielleiters, zur Polizei. Die ist allerdings machtlos gegen den perversen Unbekannten und tappt selbstverständlich im Dunkeln. Es dauert nicht lang und die erste Aufgabe flattert ins Haus: Scott soll sich mit einem glühenden Eisen selber im Gesicht brandmarken. Schreiend vor Schmerz bewältigt er die Herausforderung, doch bekanntlich ist die erste Aufgabe die Leichteste. Tage der Angst, voller Folter und Mord, stehen Scott bevor…
Christopher Kussin (Viktor Ballda)
(Synchronisierte u.a. in The Barn)
Hier und da begegnet unsere Hauptfigur Personen, deren Verhalten, auch für den Zuhörer, schwer einzuschätzen ist, was ungemein Spannung aufbaut. So retten zwei junge Damen der verzweifelten und schwer verletzten Hauptfigur das Leben, als diese schwerverletzt und bewusstlos am Straßenrand liegt. Die Polizei informieren die beiden Damen jedoch nicht. Warum sie so handeln, erfahren wir mit Sicherheit in einer der nächsten Folgen. Ebenfalls hilfsbereit scheint der Privatdetektiv Viktor Ballda, der behauptet, selbst auf der Jagd nach dem Entführer zu sein, den er den Secret Killer nennt. Dieser soll einen Spitzel bei der Polizei haben, weswegen Scott dieser gegenüber skeptisch sein soll. Er erklärt, dass noch niemals jemand das Spiel des Wahnsinnigen gewonnen hätte, aber sie würden das Kind schon schaukeln. Ein Optimist…oder etwa doch nicht? Die Fragen, die hier aufgeworfen werden, sind wirklich spannend.
Das kleine Label Wolfy Office war bislang eher bekannt für komödiantische Hörspiele, wie die namensgebende Reihe um den grünen Agentenwolf, den Kim Jens Witzenleiter höchst selbst einspricht. Doch Ende 2017 erschien plötzlich mit Blood Red Sandman eine ernste Horrorgeschichte, die entfernt an A Nightmare on Elmstreet und den Candyman erinnert (laut dem Autoren ein blanker, unfassbarer Zufall), was uns damals sogar eine Podcastepisode wert war. Bei diesem Gruselhörspiel gab es hier und da ein paar Defizite in Inszenierung und Story, sowie bei dem ein- oder anderen Sprecher, was keineswegs bedeutet, dass es nicht gelungen sei. Doch die Zeiten dieser kleinen Mängel scheinen nun in Hörspielen aus dem Hause Wolfy der Vergangenheit anzugehören.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings: Wenn die Figuren Jana, Tina, Viktor und Co. heißen, warum muss dann die Hauptfigur cool „Scott Gibson“ getauft werden und nicht zum Beispiel Wolfgang Wutz? Okay, blödes Beispiel, aber halt ´nen Allerweltsnamen. Auch ist die Idee, die Hauptfigur mit seinen Gedanken aus dem Off als Erzähler umfunktionieren zwar genial, jedoch sollte man dann auch in den Actionszenen von ihm erklärt bekommen,was gerade geschieht, da hier und da (zum Beispiel beim Schußwechsel) Ratlosigkeit beim Hörer entsteht, was denn nun genau vor sich geht.
Reiner Schöne (Polizist)
(Stimme von Willem Dafoe)
Insgesamt ist beim ersten Teil dieser auf vier Episoden ausgelegten Thrillerreihe ein spannendes Vergnügen mit exellenten Sprechern hinter dem Mikro garantiert. Storytechnisch nahe bei der populären Saw-Reihe gelegen, was laut Aussage von Kim ebenfalls reiner Zufall sein soll, erzeugt dieser Teil garantiert Bluthochdruck, wenn es auf der Tonspur zur Sache geht. Doch nicht nur Profis waren am Werk, auch meine Wenigkeit und unsere Ex-Hure Victor durften kleine Cameoauftritte hinlegen. Doch keine Angst, unsere Rollen sind so klein, dass man ganz leicht darüber hinweghören kann.
Obacht ist allerdings bei der Alterfreigabe gegeben. Empfohlen wird Die Prüfung – Vaterliebe nämlich ab 16 Jahren und daran sollte man sich, dank explizieter Folterszenen, auch halten. Ein stabiler Magen sollte zudem vorhanden sein.
Wer also spannende, harte Kost zu schätzen weiß, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Ich bin jetzt ganz gespannt auf den 2ten Teil, den ich nun umgehend in den Player werfe, um Euch auf dem Laufenden zu halten, ob das Sequel die hohe Qualität halten kann.
Wir lesen uns…
Trailer: