Wer bei einem Titel wie GOTCHA die Stirn runzelt, hat wahrscheinlich die 1980er Jahre verpasst, denn der euphorische Ausdruck ist heutzutage eher als Paintball bekannt, erfreute sich aber unter dem erst genannten Begriff in der Dekade der hoch toupierten Frisuren großer Beliebtheit. Ob die Actionkomödie GOTCHA – EIN IRRER TYP! (1985) als popkultureller Ursprung dieses, vor allem von Männern verehrten, Spiels gesehen werden kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Ob der 35 Jahre alte Streifen, den Justbridge Entertainment nun als HD-Premiere hierzulande auf Scheibe veröffentlicht, zu unterhalten weiß, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Gotcha!
Drehbuch: Dan Gordon
Regie: Jeff Kanew
Darsteller: Anthony Edwards, Linda Fiorentino, Jsu Garcia, Alex Rocco, Maria Adams, Klaus Löwitsch, Christopher Rydell…
Artikel von Christopher Feldmann
GOTCHA ist einer dieser Filme, von denen ich noch nie gehört oder wenigstens einen Trailer gesehen habe. Gut, ich bin nun mal kein Kind der 1980er aber selbst bei meinem umtriebigen Verlangen nach Perlen aus vergangenen Dekaden, ist es schon erstaunlich, dass mir der Titel noch nie vor die Linse gekommen ist. Dabei scheint die flotte Komödie, die sich sachte an das Spionage-Genre anbiedert perfekt in ihre Zeit zu passen. War es doch damals schon en Vogue, amerikanische Figuren in turbulente Situationen zu bringen, man erinnere sich an die Familie Griswold und ihren wahnwitzigen Trip durch Europa. Das „Fish out of Water“-Prinzip oder vereinfacht Culture-Clash genannt hat sich nun mal bewehrt, schon damals, weshalb ich mich durchaus auf 100 unterhaltsame Minuten gefreut habe. Am Ende blieb jedoch ein zwiespältiger Eindruck haften, was nicht heißt, dass GOTCHA – EIN IRRER TYP (1985) schlecht ist aber so richtig erreichen konnte mich die, streckenweise alberne, Komödie nicht.
Handlung:
Jonathan (Anthony Edwards) ist ein amerikanischer Durchschnittstyp, der am College studiert, begeistert Gotcha spielt und eigentlich um keinen Spruch verlegen ist. Doch bei den Frauen will es einfach nicht so richtig klappen. Gemeinsam mit seinem Kumpel Manolo (Jsu Garcia) tritt der unbekümmerte Jonathan eine Reise durch Europa an. Schon beim ersten Aufenthalt in Paris verfällt er Sascha (Linda Fiorentino), mit der er prompt eine Affäre beginnt, nicht wissend, dass es sich bei Sascha um eine CIA-Agentin handelt, die ihn für Botengänge zwischen West- und Ost-Berlin benutzt. Schnell gerät Jonathan in das Fadenkreuz russischer Agenten und damit in tödliche Gefahr.
GOTCHA folgt auf den ersten (und eigentlich auch auf den zweiten) Blick klassischen Motiven bekannter Teenager-Komödien aus den 1980ern. Jonathan ist der prototypische Tagträumer, der zwar eigentlich mehr der Loser vom Dienst ist aber trotzdem likeable charakterisiert, da er ja die folgenden Filmminuten funktionieren und die ganze Geschichte irgendwie tragen muss, was auch recht ansehnlich funktioniert. Jonathan ist ein gänzlich sympathischer Typ, der leider durch eine recht schwache Handlung stolpert, die sich nicht wirklich Mühe gibt, etwas interessantes oder gar spannendes zu erzählen.
Bei einzelnen Versatzstücken hat man das Gefühl, dass Produzenten und Autoren bei diesem Film in Richtung James Bond geschielt haben, war auch dieser, damals in Gestalt von Roger Moore, oft in Sachen Kalter Krieg unterwegs. So fanden die Schauplätze Berlin und Paris bereits zuvor in den letzten Moore-Bonds OCTOPUSSY (1983) und IM ANGESICHT DES TODES (1985) Verwendung. Die Original-Schauplätze können aber nicht die Tatsache kaschieren, dass man alles schon mal irgendwo gesehen hat, und zwar besser. So weiß ich immer noch nicht, um was es eigentlich genau geht, was für einen McGuffin die fiesen Russen (wer auch sonst?) überhaupt hinterherjagen oder was genau Jonathans Rolle in der gar nicht mal so großen Geheimdienst-Nummer ist. Statt sich eine schlüssige Story zu überlegen, die gekonnt Spannung vermitteln könnte, fokussiert sich das Drehbuch mehr darauf, einen unwissenden, naiven Teenager durch fremde Städte zu schicken und sich bei der erstbesten Gelegenheit von einer Frau einlullen zu lassen. Jonathan macht eben Botengänge für sie, dafür darf er sie ja auch bumsen. Ein fairer Deal!
Viel mehr hat der Film auch nicht zu bieten. Gut, ein paar nette Szenen sind durchaus vorhanden, denn unser Protagonist ist durchaus sympathisch. Allerdings sind sowohl Story, als auch Inszenierung eher reizlos. Manchmal, wie in der Szene in der Jonathan über die Grenze will, blitzt durchaus etwas auf, was man Spannung nennen könnte aber letztendlich nicht gehalten wird. Stattdessen müssen unsere Protagonisten immer wieder vor dem bösen Russen fliehen, was die so ziemlich einzige Bedrohung darstellt. Das ganze Konstrukt des Kalten Kriegs, mit all den operierenden Geheimdiensten und Doppel-Agenten würde wesentlich mehr hergeben, als man bei GOTCHA vorgesetzt bekommt. Eigentlich besteht das Abenteuer nur aus einer Ansammlungen von altbackenen Gags und romantischen Scharmützeln unserer Protagonisten, deren Chemie nicht so wirklich vorhanden ist. Anthony Edwards, der in Tony Scotts TOP GUN (1986) ein Jahr später seinen großen Auftritt an der Seite von Tom Cruise haben sollte, macht seine Sache recht ordentlich, während Linda Fiorentino eher etwas blass bleibt. Die Love-Story zwischen den Beiden funktioniert leider nicht so wirklich. Nebenfiguren bleiben eher unterfordert, vor allem der deutsche Schauspieler Klaus Löwitsch, der als russischer Antagonist kaum etwas zu tun hat. Schon witzig, dass bei all den deutschen Bezügen, ein wirklich deutscher Mime einen Russen spielt.
Inszenatorisch kocht GOTCHA auch auf kleiner Flamme. Regisseur Jeff Kanew, dessen Karriere eher frei von Highlights verlaufen ist, hat nicht wirklich Gespür für Actionszenen oder Spannungsmomente. Abgesehen von der netten Verfolgungsjagd in der Zitadelle Spandau und dem Finale auf dem Campus, bei dem das Gotcha-Element zum Tragen kommt, bietet der Streifen kaum Höhepunkte. Szenen wie mit Speed-Up-Effekt versehene Autofahrt durch Paris, laden dann doch eher zum unfreiwilligen Schmunzeln ein. Immerhin auf musikalischer Ebene versprüht GOTCHA bestes 1980er-Flair. Für den Score war ROCKY-Komponist Bill Conti zuständig, während das Audio-Paket von Interpreten wie Frankie goes to Hollywood, Bronski Beat und Nick Kershaw abgerundet wird.
Die Blu-Ray aus dem Hause justbridge entertainment überzeugt mit einer guten Bild- und Tonqualität. Bonusmaterial ist leider nicht vorhanden, nicht mal ein lumpiger Trailer. Schade.
Fazit:
GOTCHA – EIN IRRER TYP (1985) ist klassische Standard-Ware aus den 1980er Jahren. Hier ist viel Potenzial für eine launige, spannende Actionkomödie vorhanden gewesen, welches aber leider nicht ausgeschöpft wurde. Immerhin Anthony Edwards sorgt für ein paar amüsante Momente, wer aber einen unterhaltsamen Kracher sucht, der ist hier an der falschen Adresse. So ist der Film lediglich für das beseelte Weggucken im Nachtprogramm geeignet.
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