Nach dem Motto „Höher, Größer, Weiter“ spendierte uns Hollywood knapp ein halbes Jahrzehnt nach dem ersten Teil ein Sequel zum Flugkatastrophenfilm AIRPORT. Diesmal mit mehr Action und ebenso großer Starpower. Storytechnisch steht das Sequel, mal abgesehen vom erneuten Auftritt von Katastrophen (George) Kennedy jedoch für sich allein. Bislang auf Blu-ray nur im Boxset erhältlich, veröffentlichte KOCH FILMS den Streifen nun auch als Einzelscheibe. Wollen wir mal sehen, ob der Film auch heute noch als Nägelkauer funktioniert.

Alternativtitel: Airport II – Giganten am Himmel / Airport ´75 / Airport 1975 – Giganten am Himmel

Regie: Jack Smight

Darsteller: Charlton Heston, Karen Black, George Kennedy, Linda Blair, Jerry Stiller, Sharon Gless, Gloria Swanson

Artikel von Christian Jürs

Giganten am Himmel verwirrt zunächst einmal mit seiner Mehrzahl im Titel, denn neben der Boeing 747, die diesmal in Not gerät, sind lediglich kleine Maschinen am Himmel. Doch einen weiteren Giganten hat der Film dennoch zu bieten: Charlton Heston, die genaueste Definition des amerikanischen Mannes (im Bild mit todschickem, gelbem Pulli).

Charlie heißt hier Alan Murdock und ist Vollblut-Pilot, 1A Lover und eh die coolste Sau im ganzen Film, zumal er die junge Karen Black knattern darf. Karen spielt Nancy Pryor, eine Stewardess, die, wir ahnen es, im titelgebendem Giganten am Himmel, einer Boeing 747 mit der Bezeichnung Columbia 409, ihren Dienst schieben wird. Vorher setzt sie dem coolen Alan, der seine Freundin auch mal „Baby“ nennt, die Pistole auf die Brust: 6 Jahre in wilder Ehe sind genug, jetzt will sie Ben Hur endlich ehelichen. Doch der Mann mit dem Pulli zögert und möchte lieber „Du weißt schon was“ machen.

Dafür lernen wir nun unsere illustre Passagierliste beim Einchecken kennen. Da wäre zum Beispiel Helen Patroni (Susan Clark), Ehefrau des Flughafen-Vizepräsidenten Joe Patroni (George Kennedy), die, samt Kind im Gepäck, mit diesem Flug wieder zu ihrem Mann eilen möchte. Bei Helen Reddy als Schwester Ruth und der jungen Kreuzliebhaberin Linda Blair als todkrankes Mädchen Janice Abbott, die auf dem Weg zu einer Spenderniere ist, wurde ich hellhörig. Die Figurenkonstellation kam mir seltsam bekannt vor. Als Schwester Ruth dann auch noch zur Klampfe greift und ein fröhliches Liedchen trällert, war mir klar: Dies hier ist die Vorlage zu Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug, was sofort zu einem breiten Grinsen in meinem Gesicht führte. Das sie ihren Song in voller Länge präsentieren darf und dabei Gitarre und Gesang plötzlich viel Lauter klingen, als sämtliche Gespräche zuvor, ist beeindruckend. So sehr, dass alle Passagiere plötzlich seelig verstummen und der singenden Nonne lauschen. Schööön.

Es soll die Ruhe vor dem Sturm werden, denn schon bald bricht für die Passagiere, unter denen sich auch Jerry Stiller befindet (der jedoch besoffen die Action verpennt), die Hölle los. Ein kleines Privatflugzeug, dessen Pilot einen Herzinfarkt erleidet, kollidiert frontal mit der Boeing. Dabei reißt es ein Loch in die Pilotenkanzel, wobei beinahe die gesamte Crew von Captain Stacy (Efrem Zimbalist Jr.) drauf geht. Der Pilot selbst überlebt zwar den Aufprall schwerverletzt, kann jedoch nur noch den Autopiloten aktivieren. Nun ist es an Stewardess Nancy, den Vogel in der Luft zu halten. Doch keine Angst, lieber Leser, der coole Alan ist schon auf dem Weg zur Maschine, um den Tag zu retten…

Ursprünglich sollte das Sequel zu Airport für´s amerikanische TV produziert werden, doch dann gab es die notwendige Starpower und Finanzspritze, so dass der Film letztlich „Gott sei Dank“ doch für die große Leinwand adaptiert wurde. Und das hat sich gelohnt, denn während das Skript von seinen Figuren her wie eine Folge Traumschiff wirkt, kann Giganten am Himmel mit seinem Katastrophenszenario vieles wieder wett machen. Der Großteil der Effekte ist dabei auch heute noch akzeptabel, auch wenn so manche Rückprojektion deutlich erkennbar ist. Dafür hatte die Crew eine echte 747 zur Verfügung, die sie haarscharf über die Rocky Mountains jagen durften, was wirklich beeindruckend ausschaut und Spannung erzeugt.

Tatsächlich kommt dieser zweite Teil wesentlich rasanter daher als sein Vorgänger. Die Rettungsaktion gerät dabei so spannend, dass die ursprünglich aufgebauten Bögen, wie zum Beispiel der um Linda Blair, die nur wenige Stunden ohne Dialyse leben kann (was übrigens purer Blödsinn ist), völlig in Vergessenheit geraten. Macht aber nix, denn wer Airport schaut, will auch Airport haben.

Bild und Ton der HD-Version sind, dem Alter entsprechend, ausgezeichnet. Im Bonusbereich gibt es neben dem Trailer und einer Bildergalerie noch die Super-8-Fassung, die den Film auf die Action minimiert, was recht kurzweilig ist.

Wer Lust verspürt, schön altmodisches Popcornkino zu erleben, der liegt hier, wie auch beim Rest der Reihe, absolut richtig.

Wer zur Airport Box greift, findet außerdem noch folgende Titel (auch einzeln erhältlich):

Airport

Verschollen im Bermuda Dreieck

Airport ´79 – Die Concorde

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