Einst sah Charles Bronson rot und rächte den Tod seiner Frau, Tochter, des besten Freundes, der Tochter der neuen Freundin und dann noch der eigenen, brandneuen Freundin, bevor er ins Altenheim verschwand. Seither sind die einfachen Leute, deren Familien Leid angetan wurde und die daraufhin erbarmungslos zurückschlagen, nicht mehr aus dem zeitgenössischen Kino wegzudenken. Doch der hier von Gerard Butler verkörperte Familienvater ist von einem ganz anderen Kaliber und so geht er bei seinem Rachefeldzug einen gewaltigen Schritt weiter – insbesondere im Directors Cut, den CONSTANTIN FILM jetzt auch auf 4K UHD-Scheibe veröffentlicht hat. Ein guter Grund, sich das Duell Butler vs. Jamie Foxx nochmal anzuschauen.
Originaltitel: Law Abiding Citizen
Regie: F. Gary Gray
Darsteller: Gerard Butler, Jamie Foxx, Leslie Bibb, Colm Meaney, Bruce McGill
Artikel von Christian Jürs
Normalerweise lässt sich der gute alte Rachethriller Zeit mit der Einführung seiner Figuren, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie schwer unsere Hauptfigur mit dem Verlust der Liebsten zu kämpfen hat. Paul Kersey etwa verbrachte zunächst eine vergnügliche Zeit am Strand mit seiner Liebsten, ehe diese den Weg alles Irdischen gehen musste. Diesen Bezug erhalten wir im Fall von Clyde Shelton (Gerard Butler) allerdings nicht. Nur kurz, in einer knappen Eröffnungssequenz, dürfen wir dem trauten Familienleben mitsamt Ehefrau (Brooke Stacy Mills) und Töchterchen (Ksenia Hulayev) beiwohnen, dann klingeln auch schön die bösen Buben, strecken den Hausherren nieder und machen Mutter und Kind platt (inklusive der obligatorischen, kurz angedeuteten Vergewaltigung). Ungewöhnlich zunächst, allerdings, soviel sei hier bereits verraten, aus gutem Grunde.
Clyde kann die beiden Gangster Ames (Josh Stewart) und Darby (Christian Stolte) zwar eindeutig identifizieren, doch reicht die Beweislast, dank Schlamperei der Ermittler am Tatort, nicht aus, um beiden ihrer gerechten Strafe zukommen zu lassen. Deshalb geht der erfolgsverwöhnte Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) einen Deal ein, der zwar den reumütigen Ames in die Todeszelle verfrachtet, den brutalen Darby, der als Haupttäter fungierte, jedoch mit einer geringen Strafe davonkommen lässt. Für den völlig verzweifelten Witwer Shelton ein Stich ins Herz, für den Staatsanwalt ein weiterer Gewinn in der Verurteilungsstatistik.
Zehn Jahre später hat Rice den Fall längst zu den Akten gelegt und führt mit seiner Frau Kelly (Regina Hall) und Töchterchen Denise (Emerald-Angel Hall) ein halbwegs glückliches Leben. Zwar ist Nick beruflich innerhalb seiner Kanzlei erwartungsgemäß groß durchgestartet, doch für die Familie nimmt er sich kaum Zeit. So verpasst er, dank seiner Arbeit, wie üblich den Schulkonzertauftritt seiner Tochter. Stattdessen wohnt Nick, zusammen mit seiner jungen Kollegin Sarah Lowell (Leslie Bibb), einer Hinrichtung des einstigen Täters Ames teil. Für den Staatsanwalt mittlerweile Routine, spürt man bei seiner Kollegin die Nervosität. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn die Giftspritze wirkt nicht so sanft wie erwartet. Statt einfach ruhig einzuschlafen und aus dem Leben zu treten, bietet Ames den Zuschauern einen schrecklichen und offenbar äußerst schmerzhaften Todeskampf, ehe er endlich mit Schaum vor dem Mund und völlig verkrampft das Zeitliche segnet.
Zeitnah erwischt es auch den seit längerem auf freiem Fuß befindlichen Darby. Seine Leiche wird, in kleine, handliche Häppchen zerteilt und kurze Zeit später von der Polizei entdeckt. Die Spur führt, Ihr erratet es bestimmt, zu Clyde Shelton, der sich bereitwillig abführen und verurteilen lässt. Doch seine Rache ist noch längst nicht vorbei. So bekommt Nicks Tochter ein schockierendes Video der grausamen Bluttat zugesandt, was das Mädchen zu Tode ängstigt. Doch Shelton hat noch weitere Asse im Ärmel und so beginnt auch unter den damaligen Ermittlern und Anwälten das große Sterben…
Anstatt auf den üblichen Rachefilmpfaden zu trampeln, spult Gesetz der Rache diesen Part in der ersten Filmhälfte bereits ab. Gerade, wenn man sich fragt, was nun noch kommen mag, wechselt der Plot die Fronten und setzt sich auf die Seite von Jamie Foxx und seinem Ermittlerteam, deren Reihen sich allerdings mit zunehmender Laufzeit deutlich lichten. Das ist genauso spannend wie unlogisch, was bedeutet, dass man hier und da Fünfe gerade sein lassen muss in Punkto Realismus. Dafür bekommt man aber ein äußerst spannendes und auch brutales Stück Thriller-Kino geboten. Lediglich auf der Zielgeraden wird es ein wenig konventionell, was aber (zumindest mich) nicht weiter gestört hat.
Der Directors Cut trägt sein 18er Siegel, im Gegensatz zur harmloseren Kinofassung, völlig zu Recht. Doch Obacht, einen Großteil der Verlängerungen verschaffen dem Film nicht mehr Action und Härte, sondern größtenteils Handlungserweiterungen, deren Notwendigkeit streitbar sind. Lediglich beim Mord an Darby wird nun ordentlich die Blutwurst rausgeholt, beinahe vergleichbar mit der Härte vom ersten Saw-Teil, danach schraubt Regisseur F. Gary Gray (The Italian Job) die Gewalt-, zu Gunsten der Spannungsschraube, wieder ein wenig herunter (mit Ausnahme der, ebenfalls saftigen, Gefängniszellenszene). Die neuen Filmminuten wurden aufwendig, größtenteils mit den Originalsprechern, nachsynchronisiert.
Bild und Ton sind ausgezeichnet auf Blu-ray, aber natürlich vor allem in der 4K UHD-Version. Zwar macht sich hier und da in dunkleren Passagen ein leichtes Bildrauschen bemerkbar, man sollte aber auch nicht vergessen, dass der Film schon ein paar Jahre alt ist. Menu und Bonusmaterial der Blu-ray entsprechen der alten Scheibe mit der Kinofassung darauf. Dadurch bekommt der Zuschauer einige Trailer von anno dazumal geboten (u.a. Pandorum). Außerdem befinden sich diverse Featurettes und ein Making of, sowie ein paar Interviews auf dem Blauling. Auf der 4K UHD-Disc befindet sich, zugunsten der Qualität, keinerlei Bonus.
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