Nachdem kürzlich bereits die AIRPORT-Reihe eine HD-Neuauflage erhalten hat (wir berichteten), gibt es jetzt einen der großen Katastrophenfilmklassiker in einer wunderschönen Mediabookvariante im Handel. Dabei beließ es CAPELIGHT PICTURES nicht nur bei der bekannten Kinoversion, sondern legte die 30 Minuten längere TV-Version erstmals hierzulande einer Veröffentlichung bei. Wir haben uns ordentlich durchschütteln lassen und getestet, ob der starbesetzte Reißer auch heute noch seinem Publikum den Atem raubt und ob die TV-Fassung einen Mehrwert darstellt.
Originaltitel: Earthquake
Regie: Mark Robson
Darsteller: Charlton Heston, George Kennedy, Geneviève Bujold, Lorne Greene, Ava Gardner, Richard Roundtree
Artikel von Christian Jürs
Es scheint, dass den Bewohnern von Los Angeles ein stinknormaler, sonniger Tag bevorsteht. Für den Ingenieur Stewart Graff (Charlton Heston), der in der Firma seines Schwiegervaters Royce (Lorne Greene) zurecht eine ganz große Nummer ist, nicht unbedingt erstrebenswert, muss er sich doch mit seiner alkoholkranken Frau Remy (Ava Gardner) herumschlagen. Nach einem handfesten Streit verlässt er das gemeinsame Zuhause um seine heimliche Geliebte, eine junge Mutter namens Denise (Geneviève Bujold), die als Schauspielerin Fuß zu fassen versucht, aufzusuchen. Danach geht es direkt ab ins Büro, wo am Nachmittag eine wichtige Präsentation auf ihn wartet.
Des Weiteren lernen wir den raubeinigen Cop Slade (George Kennedy) kennen, der aufgrund seines rabiaten Auftretens nur knapp einer Suspendierung entgehen kann. Auch der Stuntfahrer Miles (Richard Roundtree) wird heute nicht wie geplant seinen Parkour mit dem Motorrad fahren können. Denn, was alle nicht ahnen, dass kleine Erdbeben, welches am Morgen die Stadt erschütterte, war nur der Vorbote für die größte Katastrophe ist, die Los Angeles heimsuchen wird…
Den Inhalt von Erdbeben könnte man quasi copy and paste aus jedem x-beliebigen Katastrophenfilm wiedergeben, trotz Der Pate-Autor Mario Puzo, der hier am Skript mitschrieb. Wir lernen eine illustre Schar von Figuren mit mehr oder weniger aufregendem Background und den üblichen, privaten Problemen kennen, die von der Crème de la Crème Hollywoods dargestellt werden. Ironischerweise agierten Charlton Heston und George Kennedy direkt vor dem Dreh bereits Seite an Seite in Giganten am Himmel – Airport 1975. Direkt nach Drehschluss des packenden Flugzeug-Katastrophenfilms hechteten sie dann ans Set dieses Klassikers. Katastrophenfilme waren halt das A und O in den Kinos der Siebziger.
Die Mühen haben sich gelohnt, denn auch wenn an Erdbeben der Zahn der Zeit genagt hat, so sind die damals spektakulären Effekte auch heute noch beeindruckend. Hier waren noch echte Trickkünstler am Werk und schufen faszinierende Miniaturbauten, wie etwa einen brechenden Staudamm oder diverse einstürzende Hochhäuser. Ja, es wird einiges geboten.
Auch die Besetzung ist absolut grandios, inklusive eines Cameoauftrittes von Walter Matthau, der unter einem erfundenen Namen im Cast gelistet wurde. Angeblich sollte es sich um seinen bürgerlichen Namen handeln, doch der alte Fuchs machte sich einen Spaß und so ist der Name Walter Matuschanskayasky frei erfunden. Näheres erfahrt Ihr im über 20 Seiten starken Booklet.
Das Bonusmaterial beeindruckt mit diversen Featurettes über die Musik, die Matte Painting und dem „bahnbrechenden“ Sensurround-Ton. Außerdem gibt es Trailer und TV-Spots, sowie die zusätzlichen Szenen der TV-Version. Apropos, diese Fassung liegt auf Bonusscheibe im englischen Original und echtem 4:3 Format ebenfalls bei. Eine satte halbe Stunde mehr Erdbeben wird hier geboten. Allerdings handelt es sich hauptsächlich um Handlungserweiturungen, aber auch um einen kompletten Handlungsstrang, in dem ein Flugzeug aufgrund der Katastrophe in Not gerät. Nicht wirklich wichtig, aber auf jeden Fall interessant.
Was gibt´s sonst noch zu vermelden über Erdbeben? Nun, es war der wohl bedeutendste Film von Regisseur Mark Robson, der die Fertigstellung seines Folgewerkes Lawinenexpress leider nicht mehr erleben sollte. Ach ja, der Soundtrack von Legende John Williams ist natürlich wieder gewohnt genial.
Nein, Erdbeben kann Genreklassikern wie Flammendes Inferno oder Die Höllenfahrt der Poseidon nicht das Wasser reichen. Ein ordentlicher Katastrophenfilm ist er aber allemal. Das Mediabook von Capelight Pictures ist allerdings wirklich großartig, prall gefüllt und wunderschön. Gehört ins Sammlerregal.
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