Da will einer mit ´ner Atomrakete den Krieg zwischen den USA und der UdSSR provozieren, um so Ägypten zur Weltmacht zu machen. Nur Agent NullNullNix, Durchwahl 077, kann das verhindern. Na dann, Mahlzeit. Während 1965 die Produktion von 007 – MAN LEBT NUR ZWEIMAL begann und somit James Bond ins fünfte Rennen geschickt wurde, klabausterten sich die Franzosen für gefühlte 1000 Franc eine eigene Agentenreihe zurecht, die sich zwar inhaltlich am großen Bruder bedient – den Rest aber verweigert. Denn Timing, Tempo, Entertainment und Kreativität blieben dabei in England. Die Sujets sind zwar angemessen Sixties, jedoch klafft ab da schon ein gewaltiges Loch im filmischen Können. CARGO RECORDS hat ein Herz für hartgesottene Filmfreunde und brachte nun diese Perle auf den Markt. Werfen wir einen Blick drauf.
Originaltitel: Coplan FX 18 Casse Tout
Alternativtitel: Geheimauftrag CIA – Istanbul 777
Regie: Riccardo Freda
Darsteller: Richard Wyler, Robert Manuel, Jany Clair, Valeria Ciangottini, Maria-Rosa Rodriguez
Artikel von Kai Kinnert
Die beiden berühmten Wissenschaftler Bolz und Schwartz sind nach dem Krieg nach Frankreich geflohen und befinden sich jetzt in einer äußerst bedrohlichen Situation. Der französische Geheimdienst ist diesen beiden ehemaligen Mitarbeitern von Hitlers Atomzentrale Peenemünde auf den Fersen. Doch auch der israelische Geheimdienst ist hinter ihnen her. Um alles in der Welt muss verhindert werden, dass mit ihrer Hilfe den Ägyptern die Atombombe in die Hände gerät.
Verdammte Axt. Diese Musik. Ein enervierendes, jazziges Big-Band-Gedödel mit reichlich geblasenem Blech, das einem ab der ersten Minute auf die Nerven geht und sich nur selten zu passender Filmmusik aufrafft. Diese Kamera. Als käme die Crew vom Theater, ist hier vieles statisch, zu langsam in den Fahrten und schlecht geschnitten. Höhepunkt ist im Laufe der Handlung die Verfolgungsjagd mit einem Motorrad, bei dem sich das fett im Bild zu sehende Vorderrad nicht dreht und unser Held dabei wirkt, als säße er auf einem Kinderkarussell-Motorrad. Was ja auch letztendlich so war. Schon nach 30 Minuten streikt die Wahrnehmung des Zuschauers ob der Musik, des Timings und der Kamera und wird so in das Paradox der Zeitdehnung geführt. Mit ungläubigen Blick auf die Laufzeit wähnte man sich schon bei mindestens 94 Minuten – doch dabei fing der Spaß gerade erst an. Hier und da gibt es zwar Ortswechsel und Momente im Geschehen, die optisch kurz spannend wirken – nur um dann zäh vom Unvermögen der Regie erdrückt zu werden.
Natürlich gibt es Action in dem Streifen und letztendlich hätte man aus dem Stoff auch was machen können, denn immerhin bediente man sich hier einer Romanvorlage. Doch irgendwie fehlt dieser französischen Produktion der Charme und die Erfahrung der italienischen Kollegen, die aus der Massenware heraus immer wieder spannende Kabinettstückchen zu Stande brachten, in dem sie gerne mal aus wenig Viel machten. Wahrlich, das Spannendste an diesem Film sind seine Fahrzeuge und ein paar Locations, mehr bleibt von diesem Gedunsel nicht über. Da gibt es einen simplen und mit guten Ansätzen versehenen Angriff einer Morane-Saulnier MS-880B Rallye Club auf den schrulligen Berliet Stradair 40 LKW, danach das seltene BSA Gold Star Motorrad, später einen Triumph TR3A und außerdem noch einigen Straßenverkehr in Paris und Istanbul zu sehen. Spannend, wenn man sich für das Design und die Technik vergangener Tage interessiert.
Doch Regie und Kamera wissen nichts mit dem Geschehen der Story anzufangen und wenden eine Menge günstiger Tricks an, um Action vorzutäuschen, die wie eine mau besetzte Theatervorstellung wirkt. GEHEIMAUFTRAG CIA wendet sich damit an die wahrlich kugelsicheren Fans des Agenten-Genres, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und wissen was sie tun. Für alle Anderen ist der Streifen eine Ansammlung von cineastischen Fehlentscheidungen, die leider nicht zu unterhalten wissen.
Aus GEHEIMAUFTRAG CIA hätte mehr werden können, gäbe es eine französische Antwort auf Enzo G. Castellari, die aus dem Stoff in diesem Rahmen einen Knaller gemacht hätte. Doch leider wollte in dieser Preisklasse niemand so richtig mitmachen und so trudelt der Streifen, extrem dröge gefilmt und langweilig besetzt, seinem Ende mit einer Alu-Rakete in einer riesigen Höhle entgegen. Mission verbockt, würde ich sagen.
Das Bild der DVD ist ok und etwas schwammig. Die Farben sind angemessen. Der Ton ist gut.