Charlies Oberarme sind in bester Form. Fast den gesamten Film über im schwarzen T-Shirt, zeigt Bronson Muskeln und hat wahrscheinlich vor jeder Einstellung 50 Liegestütze gemacht. Ebenso männlich-markant,dreifach gebrannt, sind einige Dialoge, die diesen Macho-Streifen zu einem Kind seiner Zeit machen und Bronson als Strategen inszenieren. Terence Young drehte in Südfrankreich, was atmosphärisch schon mal eine gute Wahl war, und besetzte in den Nebenrollen mit Liv Ullmann und James Mason prominent. Dank KOCH FILMS wurde Charles Bronson nun frisch an die Côte d’Azur geschickt.

Originaltitel: De la part des copains (aka Cold Sweat)

Regie: Terence Young

Darsteller: Charles Bronson, James Mason, Liv Ullmann, Jill Ireland, Jean Topart

Artikel von Kai Kinnert

Joe Martin hat mit seiner kriminellen Vergangenheit abgeschlossen und sich für ein bürgerliches Leben mit seiner Familie an der Côte d’Azur entschieden. Als eines Tages seine ehemaligen Weggefährten auftauchen und ein neues Ding drehen wollen, holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Doch Joe lehnt ab – ein folgenschwerer Fehler.

Die Romanvorlage „Ride the Nightmare“ wurde von Richard Matheson schon 1959 geschrieben, der später noch etliche Drehbücher für Hollywood verfasste, darunter Duell (1971) oder I am Legend (2007), aber auch Jaws 3 (1983). Und genau so fühlt sich Kalter Schweiss auch an – wie ein Roman der für eine Verfilmung geschrieben worden ist, voll mit den klassischen Motiven damaliger ActionTrill-Storys, an denen sich auch Alistair MacLean, Robert Ludlum oder Robin Moore ebenso oft genug bedienten.

Kriegsveteranen machten einst als Schmuggler gemeinsame Sache mit Charles Bronson, der die Jungs im Stich lies, als es zu einem Mord an einem deutschen Polizisten kam und seine Kameraden dafür in den Knast gewandert sind. Bronson änderte seinen Namen, heiratete Liv Ullmann und zog als Sportbootlehrer nach Südfrankreich, wo er ein solides Leben führt. Solide bedeutet, er unterrichtet ein bisschen, hängt mit Freunden im Hafen ab und kippt sich daheim den Whiskey hinter die Binde, während seine Frau den Haushalt wirft und sich devot sämtlichen Macho-Unsinn aus dem Munde ihres Mannes gefallen lassen muss.

Doch es dauert nicht lange, da fliegt auch schon ein Ziegelstein durchs Fenster und ein ehemaliger Kamerad steht mit gezückter Knarre im Wohnzimmer. Er verlangt, dass Bronson sein Sportboot für eine Schmuggelfahrt zur Verfügung stellt und das nicht irgendwann, sondern jetzt gleich. Dabei steht der Typ fuchtelnd vor Bronson herum und man fragt sich, wie lange sich Charlie das gefallen lassen wird, denn immerhin sind alle irgendwie totale Militärexperten, aber vom Halten einer Waffe hat niemand eine Ahnung. Und so kommt es dann auch alsbald zu einem Gerangel, das Steven Seagal die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Doch Bronsons gestählte Oberarme gewinnen den Kampf und so liegt der Typ tot in der Küche und der Rest der Truppe trudelt ein. Auftritt James Mason.

Mason verbreitet bösartige Freundlichkeit und wird Bronson nun zu dem Schmuggeljob zwingen, in dem Liv Ullmann und die Tochter als Geiseln genommen werden. Dabei trägt James Mason eine hellblaue Wollmütze, was ihn wie einen diabolischen Schlumpf wirken lässt – ein Umstand, der später noch dadurch unterstrichen wird, als Mason mit einer Bauchwunde langsam zu verbluten droht und sein Gesicht hellblau anläuft. Wie dem auch sei, mit ZackBumm als Problemlösung ist es also vorbei und Bronson gibt nun den Strategen, der auf Langfristigkeit baut und die Selbstzersetzung der Bösen forciert. Das gelingt und macht die verbleibenden Ganoven nervös – der Kalte Schweiss bricht aus.

Und so kommt es im letzten Drittel des Streifens zu der besagten Bauchwunde. Mason bekommt hier die besten Dialogzeilen im gesamten Film, denn er berechnet im Dreisatz, wie lange er noch mit der inneren Wunde zu leben hat und das ist nicht lange. Was also tun? Jede Minute zählt. Fährt man Mason zum Arzt, würde sich die Blutung vergrößern – oder holt man den Arzt aus der Stadt, was eine Wegstrecke mehr Zeit kosten würde? Obwohl die Zeit knapp ist, quatscht die Herrenrunde gemütlich die Möglichkeiten durch und wird das später beim Arzt auch noch wiederholen. Mason wartet derweil im Sitzen und trinkt Whiskey und Kaffee, wobei die Gesichtsfarbe langsam hellblau wird. Er vertraut auf Bronson, der einen Arzt holen will und muss dabei nun auch noch seine eigenen Leute in Schach halten. Geld zersetzt eben jeden Idealismus.

Ob gewollt oder nicht – wenn Figuren quatschen anstatt zu Handeln, verkackt die Regie. Mit dem Realismus ist es eh nicht weit her in dem Film, da sollte man wenigstens im Finale den Sack zumachen und die Zügel straff halten. Aber Terence Young (Liebesgrüße aus Moskau) verpennt in falsch verstandener Dramaturgie das Timing seines Filmes an entscheidender Stelle und so wird es durch das hellblaue Schlumpfgesicht James Masons am Ende dann doch eher komisch als dramatisch.

Kalter Schweiss bietet ein angenehmes Setting. Südfrankreich im Jahre 1970 ist eine analoge Schönheit und Autofreunde dürfen sich an einigen Straßenverkehr und diverser Citroens erfreuen. Liv Ullmann ist sehr fotogen und hat Präsenz, Charlies T-Shirt sitzt und James Mason kann auch den Schlumpf spielen, das steht fest. Der Rest des Streifens will aber nicht so recht aus dem Quark kommen und wirkt heute in der Inszenierung sehr altbacken. Etwas mehr Schmiss und weniger Macho-Getöse hätte dem Streifen gut getan. Doch für Fans schließt sich nun ungetrübt eine Lücke im Regal.

Das Bild der BD (und auch DVD) ist sauber und mit angenehmer, analoger Körnung, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein Interview mit Michel Constatin, ein Film-Essay, den deutschen Vorspann, den englischen Vor- und Abspann, Trailer und eine Bildergalerie.

Trailer:

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