Da glaubt man schon alles gesehen zu haben und dann kommen die Jungs und Mädels von LIGHTHOUSE ENTERTAINMENT mit einem Film um die Ecke, in dem sich ein paar dauerbekiffte Freunde gegen todbringende Pferdebremsen zur Wehr setzen müssen. Ob es sich bei diesem von SKY Cinema co-produzierten Streifen um einen feingeistigen Tierhorrorklassiker aus der Liga von DER WEISSE HAI oder DIE VÖGEL handelt oder ob sich doch nur stumpfsinniger Trash hinter dem grandiosen, deutschen Titel verbirgt, klären wir im Artikel.

Originaltitel: Tafanos

Regie: Riccardo Paoletti

Darsteller: Stefano Chiodaroli, Maria Chiara Giannetta, Giulio Greco, Salvatore Langella

Artikel von Christian Jürs

Alles beginnt mit zwei Arbeitern am Waldesrand. Was genau ihre Tätigkeit ist, kann ich nicht sagen, aber sie tragen Schutzhelme. Jedenfalls verschwindet der Eine plötzlich und sein Kollege begibt sich auf die Suche, findet jedoch nur dessen Schuh…mitsamt Fuß darin. Er schreit und wir sehen hunderte, digital getrickste Killer-Mosquitos in seinen weit geöffneten Mund fliegen. Dann ist Zeit für die Titeleinblendung. Klatsch!

Direkt danach ist es an der Zeit, unsere Hauptfiguren kennenzulernen. Da wäre also die obligatorische Gruppe von Freunden, die in einem abgelegenen Haus Urlaub machen möchte. Keine gute Idee, wenn man sich in einem Horrorfilm befindet. Ich weiß dass, ich kenne das Genre seit frühester Jugend. Die Truppe besteht aus einigen schrägen Typen, politisch korrekt sowohl hetero-, als auch homosexuell veranlagt und mit einigermaßen ansehnlichen Damen im Schlepptau, die in günstigen Horrorfilmen nicht fehlen dürfen, immerhin ist das Stammpublikum solcher Streifen männlich und pfeift auf political correctness. Die Spannung steigt, welche der Damen denn zuerst ihr Top ablegen darf. Wetten werden noch angenommen. Außerdem gibt es noch eine junge Frau mit Autopanne, die unbedingt ihren Flieger ins nächste Urlaubsparadies erreichen möchte und daher in den Wagen eines recht unheimlichen Al Bundy Klons steigt. Klingt wie eine prima Idee, einfach mal irgendwo im Nirgendwo zu einem Psycho ins Auto steigen. Vielleicht eine Idee für einen Flashmob? Jedenfalls gibt es außerdem noch drei wenig attraktive, junge Kiffer, die auf Campingtour durch den Wald schreiten und ihren Duft verbreiten. Zu guter Letzt kommt dann noch der Hausmeister des Feriendomizils unserer Hauptfiguren um die Ecke, der ebenfalls kifft und die bis dahin freudige Urlaubsgesellschaft mit einer, an Crazy Ralph aus den frühen Freitag der 13. – Filmen erinnernden, Warnung belästigt. Doch es heißt nicht „Ihr seid alle Verflucht!„, sondern „Nehmt Euch in Acht vor den Pferdebremsen. Die sind böse und tödlich.„. Hört man auch nicht alle Tage. Zuvor legte sich der freundliche Hausmeister noch mit einem rundbäuchigen Bauern mit Mütze an, der optisch an einen der Super Mario Bros. erinnert. Grund des Streits ist, dass Luigis Mario gar böses Gift versprüht, um die unliebsamen Insekten zu killen. Dass dieser Plan nicht aufgeht und genau das Gegenteil bewirkt, verrät der deutsche Titel.

Quasi aus dem Nichts erfahren wir, dass Al Bundy ein gesuchter Psychomörder ist. Doch die Anhalterin hat den Irren gut im Griff. „Sie brauchen jetzt kein weiteres Opfer, sondern eine Geisel!„, bezirzt sie ihn – ziemlich abgewichst, die Gute. Aber was soll man machen, wenn der Flieger in die Sonne auf einen wartet. Während es sich die Urlaubsgesellschaft im Haus gemütlich macht und wir enttäuscht mitansehen müssen, dass die rassigste der Italienerinnen im Badezimmer zwar ihr alles bedeckende Handtuch fallen lässt, die Kamera uns aber südlich ihrer Schultern keinen Blick riskieren lässt (Buh! Gemein! Ich bin enttäuscht), machen sich der Al Bundy/Psycho Dad-Hybrid und die dominante Anhalterin auf den Weg zum Anwesen, um das gesuchte Auto zu auszutauschen. Raffinierter Plan, ein Auto klauen, um die Polizei abzuschütteln, dafür aber eine ganze Gruppe an Zeugen zurücklassen. Wir haben es hier wohl mit Bonnie und Clyde zu tun.

Spielt aber auch keine Rolle, denn als Bundy mit dem Gewehr auf die Urlauber losgeht, kommen plötzlich die Killermosquitos aus dem Nichts und attackieren den Bösewicht, bis er schließlich platzt (!). Hier fällt auf, dass die aufs Auto platschenden Eingeweide aus hübschen, handgemachten Effekten bestehen. Die Mosquitos und das Kunstblut des Explodierenden, sehen jedoch ganz übel nach digitaler Soße aus.

Zwar können die Bewohner des Hauses die Fenster rechtzeitig verbarrikadieren, doch hier und da gerät doch das ein- oder andere Mistvieh hinein, was zu allerlei netten und spaßigen Horrormomenten führt. Nicht auszudenken, wie spannend die ganze Chose rüberkommen würde, wenn die Monster nicht ausschauen würden wie aus einem Zeichentrickfilm für Heranwachsende (das deutsche Cover ist diesbezüglich ziemlich ehrlich). Immerhin ist ab hier durchgehend Tempo angesagt, denn zunächst heißt es, die „nette“ Anhalterin aus dem Auto zu befreien und im Anschluß müssen alle auch noch die Flucht antreten, denn natürlich ist das Haus auf Dauer nicht sicher. Glücklicherweise taucht der Hausmeister zur rechten Zeit auf und erklärt den Unwissenden, dass die Biester allergisch auf Kiffer reagieren. Gut, dass er einen ganzen Sack voll Gras dabei hat. Schlecht, dass er dem Publikum nichts davon abgibt, denn dann wäre Kiffer vs. Killer Mosquitos bestimmt doppelt so unterhaltsam. Also heißt es für die Protagonisten nun dauerstoned durch die Gegend zu stolzieren, doch irgendwann neigt sich der Vorrat dem Ende entgegen (Echt jetzt? Die haben den ganzen Sack leergeraucht???)…

Nein, einen Drehbuchoscar werden die Macher mit Sicherheit nicht einheimsen für ihr Werk. Zudem ist die Digitaloptik auch nicht gerade hübsch anzusehen und der Kameramann kann leider auch nie so richtig die Kamera stillhalten, was ein wenig störend wirkt. Im Grunde ist das hier ganz großer Schwachsinn mit mäßigen Darstellern und abwechselnd mal netten, dann wieder lachhaften Effekten.

Trotzdem verging bei der Monsterhatz die Zeit wie im Fluge, denn temporeich ist der Blödsinn allemal. Man muss natürlich dem Genre eine Menge abgewinnen können und auch dem Trash nicht abgeneigt sein, sonst könnte der Filmabend auf der Couch eine echte Quälerei werden. Doch im Zeitalter von SchleFaz sollte es genügend Interessenten geben, die solchen Schund zu würdigen wissen. Man muss halt nur wissen, worauf man sich einlässt. Da ist der deutsche Verleiher dank Titel und Coverabbildung allerdings auch wirklich ehrlich. Wer sich so einen Film zulegt, der erwartet keine Inszenierung eines Kenneth Branagh, eher die eines Bruno Mattei.

Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, die Synchro geht in Ordnung, eine englische Sprachfassung ist auch noch vorhanden, nur Bonusmaterial gibt es leider keines. Nehmt Euch also in acht und verrammelt Türen und Fenster. Nicht nur vor Corona droht nämlich Gefahr, sondern auch vor den Pferdebremsen. Bzzzzzzzzzzzzzzzzzzz.

Trailer:

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