Maskierte Killer, die Jagd auf verdorbene Teenager machen, kommen anscheinend nie wirklich aus der Mode. Dass dieses Genre, welches bereits in den 1980er Jahren seinen Höhepunkt feiern durfte, nicht nur auf der großen Leinwand, sondern auch als klassische Serie im heimischen Wohnzimmer funktioniert, beweist die Anthologie-Show SLASHER, die mit SOLSTICE (2019) in die nunmehr dritte Runde gegangen ist. Ob die neue, acht Episoden umfassende Staffel, welche von JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT kürzlich im Heimkino veröffentlicht wurde, überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Slasher: Solstice
Episoden: 8
Showrunner: Aaron Martin
Drehbuch: Aaron Martin, Ian Carpenter, Matt MacLennan, Duana Taha, Lucie Pagé, JP Larocque
Regie: Adam McDonald
Darsteller: Salvatore Antonio, Lisa Berry, Paula Brancati, Gabriel Darku, Erin Karpluk, Dean McDermott, Mercedes Morris…
Artikel von Christopher Feldmann
Der klassische Slasherfilm hat in seiner Geschichte schon viel durchgemacht. Von den Höhepunkten in den 1980ern, bei denen sich zahlreiche Kinogänger von Jason Voorhees, Michael Myers und Freddy Krueger in Angst und Schrecken versetzen ließen, bis zu dem erneuten Boom in den 1990ern, den Wes Craven mit seinem Kult-Knaller SCREAM (1996) initiierte. Dazwischen und danach ebbte das Genre immer wieder ab, meist durch Fluten an Konkurrenz-Produktionen und schamlosen Rip-Offs, die die ohnehin eng gesteckten Grenzen des formelhaften Horrorfilms bis zum Erbrechen ausreizten, was am Ende meist kaum jemanden mehr hinter dem Hofen hervorgelockt hat. Man könnte behaupten, immer wenn der Slasherfilm ein neues Hoch hatte oder ein wieder aufkeimendes Interesse verbuchen konnte, wurde er sehr schnell wieder zu Grabe getragen, was wohl auch daran liegen mag, dass es wenig Variationsmöglichkeiten gibt, quasi wie beim Frauengefängnisfilm, hält man sich nicht im Großen und Ganzen an das festgelegte Muster, macht man es eigentlich falsch. Nun ist der Slasherfilm im Fernsehen angekommen, und zwar in Serienform. Bereits Wes Cravens Ghostface musste, mit alberner Sexpuppen-Maske, für eine Neuinterpretation im TV-Geschäft herhalten, soff aber nach einer Staffel ziemlich ab. Dies versuchen die Macher hinter SLASHER (seit 2016) gekonnt zu umgehen, indem sie sich, angelehnt an den FX-Hit AMERICAN HORROR STORY (seit 2010), auf abgeschlossene Geschichten pro Season konzentrieren. Sind wir mal ehrlich, länger lässt sich so ein Plot auch nicht stricken. Nach einer eher mäßigen ersten und einer gelungenen zweiten Staffel, müssen in SOLSTICE nun wieder mehrere Menschen ihr Leben lassen. Und auch wenn das Ganze im Vergleich zu GUILTY PARTY (2017) deutlich abfällt, kommen Genre-Fans trotzdem einigermaßen auf ihre Kosten.
Handlung:
Es ist genau ein Jahr her, dass der feierwütige und nicht gerade beliebte Kit Jennings (Robert Cormier) nach der alljährlichen Party zur Sommersonnenwende von einem maskierten Unbekannten brutal ermordet wurde. Obwohl es Zeugen gab, die weder eingriffen, noch die Polizei alarmiert haben, wurde der Täter, den man aufgrund seines Kostüms nur als den „Druiden“ bezeichnet, nie gefasst. Nun steht die Sommersonnenwende wieder bevor und einige Bewohner des Apartmentkomplexes machen sich mehr oder weniger Vorwürfe, Kits Tod nicht verhindert zu haben. Plötzlich taucht der „Druide“ wieder auf der Bildfläche auf und sucht nach neuen Opfern. Während diverse Menschen auf grausame Art und Weise ermordet werden, versucht Detective Roberta Hanson (Lisa Berry) einen Zusammenhang zwischen den Opfern herzustellen.
Ich hatte durchaus Erwartungen an die dritte SLASHER-Staffel. Nachdem ich von der ersten Season, die den Titel THE EXECUTIONER (2016) trägt, eher mittelprächtig angetan war, verfolgte ich den Nachfolger GUILTY PARTY (2017) mit wesentlich mehr Hingabe. Dem begrenzten Setting in einem stillgelegten Sommercamp (Hallo, FREITAG DER 13.) und dem relativ ordentlich konstruierten Plot mit Agatha-Christie-Vibe, welcher mit einem Twist aufgelöst wurde, konnte ich durchaus etwas abgewinnen, so dass ich die acht Episoden in relativ kurzer Zeit weggeguckt habe. An SOLSTICE hatte ich ähnliche Erwartungen, eben ordentliche Slasher-Unterhaltung, bei der es zünftig zur Sache geht und die Story einigermaßen mitreißend in Szene gesetzt wird.
Leider war ich nach der Sichtung mehrerer Episoden etwas enttäuscht, denn SOLSTICE begeht den Kapitalfehler, der schon vielen Genre-Beiträgen das Genick brach, nämlich das Fehlen von Identifikationsfiguren und das repetitive Erzählmuster. Zwar folgt auch Staffel Drei, wie auch die Vorgänger dem klassischen Korsett, dass aus einem Ereignis in der Vergangenheit besteht, welches den Katalysator für weitere Morde bildet. Damit kann ich voll und ganz leben, nur schaffen es die Autoren darüberhinaus nie, das Altbewährte und mehrfach Gesehene spannend zu verpacken. Jede Episode besteht lediglich aus denselben Zutaten. Während zu Beginn natürlich der Mord an Kit Jennings in Szene gesetzt wird, verbringen wir abwechselnd Zeit mit den Figuren, in der immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her gewechselt wird, bevor die Meisten das zeitliche segnen. Das trägt sich am Anfang noch, wird auf Dauer aber langweilig. Vor allem, da es an Charakteren fehlt, die überzeugen können. In großen Teilen haben wir es hier nämlich mit einem Haufen verachtenswerter Arschlöcher zu tun, denen man den grausamen Tod wirklich herbeiwünscht. Vom rassistischen Alkoholiker, über die nervige Bloggerin, die sich am Leid anderer Menschen aufgeilt, bis hin zu dem egoistischen Homosexuellen. Das sind im Übrigen nur die erwachsenen Figuren. Bei den Teenagern ist es noch schlimmer, denn hier haben wir es fast ausschließlich nur mit nervigen Assi-Teenagern zu tun. Lediglich die Figur Saadia fungiert als Sympathieträgerin, bleibt aber über die insgesamt acht Episoden hinweg leider blass.
So plätschert der mörderische Reigen relativ Spannungsarm vor sich hin, da man aus dem Material relativ wenig herausholt. Okay, die Figuren in den Genre-Klassikern waren meist auch schon stereotyp, jedoch beziehen viele Filme ihren Reiz aus meisten guten Einzelmomenten, die wirklichen Gruselfaktor besitzen. Im Falle von SOLSTICE fehlt dieser gänzlich, denn nicht einmal die Mordsequenzen laden hier zum Nägelkauen ein. So schlägt sich die blasse Besetzung leider doppelt so negativ nieder, was dazu führte, dass ich immer lustloser wurde, als ich die nächste Episode startete. Auch die Auflösung und die damit enthüllte Identität des Killers ist erwartbar, was dem Ganzen nur noch mehr an Reiz raubt.
Gore-Fans kommen allerdings auf ihre Kosten, denn SOLSTICE hat einige Brutalitäten zu bieten, die verwundern, dass diese Staffel ungekürzt durch die FSK gekommen ist. Vor ein paar Jahren hätte man für den Heimkino-Release die Schere angesetzt, da bin ich mir ziemlich sicher. Der „Druide“ geht mit richtigem Blutdurst zur Sache, es werden Köpfe abgetrennt, Brustkörbe aufgerissen, Innereien freigelegt, Gesichter bis zur Unkenntlichkeit verätzt und für große Blutlachen gesorgt. Die Special-Effects schwanken zwar immer mal wieder in ihrer Güte, dafür ist das Meiste handgemacht, wofür man anno 2020 dankbar sein sollte. Rein optisch ist SOLSTICE im Digital-Look gehalten, Vieles wirkt sehr klinisch und der Apartmentkomplex als zentraler Handlungsort bleibt leider reizlos. Die magere Ausstattung und das Fehlen interessanter Set-Pieces lassen schnell erkennen, dass das Produktionsvolumen durchaus schmal ist.
Fazit:
Mit der dritten Staffel SOLSTICE (2019) kann die kanadische Anthologie-Serie SLASHER nicht an durchaus gelungene Vorgänger-Season GUILTY PARTY (2017) anknüpfen. Zwar ist der Blutzoll hoch und die Story bietet alle Zutaten des Genres, jedoch ist das Geschehen sowohl optisch, als auch handlungstechnisch eher reizlos und von größtenteils unsympathischen Charakteren bevölkert. Vielleicht bin ich auch nicht mehr Teil der angepeilten Zielgruppe aber wirklich unterhalten hat mit der blutige Feldzug des Druiden nicht, auch wenn anspruchslose Genre-Fans dennoch solide bedient werden.
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