Oh, wie schön ist Panama! Studiocanal hat einem weiteren vermeintlichen Action-Klassiker aus den 1990er Jahren ein hübsches HD-Upgrade verpasst. In SNIPER – DER SCHARFSCHÜTZE (1993) liegt Tom Berenger, gemeinsam mit TITANIC-Fiesling Billy Zane auf der Lauer, um einem Drogenboss das Licht auszuknipsen. Wie sich der Actionthriller heute schlägt und ob er dem Zuschauer ähnlich die Schweißperlen ins Gesicht treibt wie seinen Protagonisten, erfahrt ihr in unserer Kritik!

Originaltitel: Sniper

Drehbuch: Michael Frost Beckner, Crash Leyland
Regie: Luis Llosa

Darsteller: Tom Berenger, Billy Zane, J.T. Walsh, Aden Young, Ken Radley, Reynaldo Arenas…

Artikel von Christopher Feldmann

In den 1990er Jahren gab es weiter konstanten Output im Actionkino, auch wenn die Erfolge am Box-Office nicht mehr so groß waren, wie noch eine Dekade zuvor. Das hatte zur Folge, dass bereits viele Haudegen in den Videotheken ihr Glück versuchten, während die klassischen R-Rated-Produktionen, wie wir sie alle lieben, in den Lichtspielhäusern rar gesät waren. SNIPER – DER SCHARFSCHÜTZE (1993) war noch so ein Vertreter, ein beinharter Männerfilm, blutige Action für ein erwachsenes Publikum. Die Idee dahinter war auch gar nicht mal so schlecht, denn während sich in den meisten anderen, ähnlich gelagerten, Werken auf möglichst viel Kugelhagel und Explosionen konzentriert wurde, sollte mit diesem Film die Arbeit des Scharfschützen beleuchtet werden. Nur ist das „auf der Lauer liegen“ und das Warten auf einen günstigen Schuss nicht unbedingt das optisch atemberaubendste, was sich der durchschnittliche Genre-Fan vorstellen kann. Und tatsächlich wird das Sujet letztendlich zum Verhängnis, denn SNIPER bietet vor Allem viel Leerlauf und uncharismatische Darsteller, die 90 Minuten im Dschungel liegen.

Handlung:
Der, noch unerfahrene, Scharfschütze Richard Miller (Billy Zane) wird mit einem Spezialauftrag betraut. Im Dschungel Panamas soll General Alvarez (Frederick Miragliotta) liquidiert werden, der mittels Drogenkartell zum Präsidenten geputscht werden soll. Miller soll bei der Mission als Spotter für den Marine-Scharfschützen Thomas Beckett (Tom Berenger) agieren, der zu den Besten seines Fachs zählt. Trotz sorgfältiger Vorbereitungen geht der Einsatz jedoch schief und die beiden unterschiedlichen Männer werden von Alvarez‘ Männern durch den Dschungel gejagt.

SNIPER folgt in seinen Grundzügen den klassischen Mustern jener, militärisch geprägten, Actionfilme, in denen irgendjemand ausgeschaltet werden muss. Es gibt einen geheimen Spezialauftrag, eine exotische Kulisse und zwei Charaktere, die möglichst unterschiedlich angelegt sind. Der Eine ist der abgebrühte Vollprofi, der das Töten verinnerlicht hat, während der Andere den Newby darstellt, der sich seine Sporen erst noch verdienen muss und mit seinem Partner so gar nicht harmoniert. Das Skript ist recht grob gestrickt und einfach gehalten, wirklich kompliziert wird es nie aber das erwartet auch niemand bei einem Actionfilm dieses Kalibers. Allerdings macht sich auf Dauer mehr Langeweile breit, als es dem Zuschauer lieb ist. Den Großteil der dünnen Handlung, die, bis auf unsere zwei Protagonisten, keine wirklichen anderen Figuren anbietet (selbst der Bösewicht hat nichts zu tun und auch kaum Screentime), verbringen wir mit Berenger und Zane, die im Dschungel vor sich hin quasseln und, wie die Zuschauer, warten, dass endlich mal was passiert.

Natürlich fokussiert man sich hier auf die Arbeit der Scharfschützen, die eben nicht in Schwarzenegger-Manier durch die Wälder rennen und alles niederballern, was ihnen in den Weg kommt, und stellt deren Aufgabe in den Mittelpunkt, was aber aus filmischer oder zumindest unterhaltsamer Sicht wenig reizvoll ist. Wirkliche Action gibt es wenig zu bewundern, stattdessen viele Schweißperlen, die sich auf der Stirn Berengers ablagern. Immer wieder, versucht sich der Film seinen Figuren zu widmen, den „Lagerkoller“ darzustellen und die unterschiedlichen Persönlichkeiten gegenüber zu stellen. Leider sind aber weder Billy Zane, noch Tom Berenger als Schauspieler gut genug, um einen Film über 90 Minuten unter diesen Bedingungen zu tragen, zumal man sich in Sachen Dialoge auf platte Macho-Sprüche und „One Shot, One Kill“-Phrasen beschränkt.

Somit stellt sich schnell die Langeweile ein und man hat nie das Gefühl, dass hier wirklich etwas auf dem Spiel steht, wird den Antagonisten doch gar kein Raum gegeben. Mit wirklich guten Darstellern, hätte das Ganze eine Art THE DEER HUNTER 2.0 werden können, wofür man aber auch ein besseres Drehbuch benötigt hätte. Immerhin erfüllen Berenger, der wahrscheinlich aufgrund seiner markanten Rolle in Oliver Stones PLATOON (1987) gecastet wurde, und Zane, der außer TITANIC (1997) wenig gute Filme abgedreht hat, die minimalistischen Anforderungen und passen gut ins Bild. Apropos gutes Bild, rein optisch kann man SNIPER wenig vorwerfen. Lluis Losa, der sich unter anderem für das zu recht vergessene Stallone-Vehikel THE SPECIALIST (1994) und den Monsterschlangen-Trasher ANACONDA (1997) verantwortlich zeichnet, inszeniert gekonnt die fiebrige Dschungel-Atmosphäre, was dem Film zumindest ein paar Pluspunkte einbringt. Auch wenn die wenigen Actionszenen nicht unbedingt der Rede wert sind, kann SNIPER optisch überzeugen und sieht im Großen und Ganzen hochwertig aus.

Hochwertig ist auch die neue Blu-Ray aus dem Hause Studiocanal. Nach der Mediabook-Edition von NSM Records, können Fans und Sammler hierzulande nun entspannt zur Neuauflage greifen, die nach einer Neuprüfung der FSK ab 16 Jahren freigegeben ist, ungeschnitten natürlich. Bild- und Tonqualität sind fantastisch, vor Allem die Optik macht ordentlich was her und die Schärfe ist ein Schmaus. Als Extras gibt es noch eine alternative Schnittfassung und Trailer, während das neue, gezeichnete Artwork mit Wendecover zu gefallen weiß.

Fazit:
SNIPER – DER SCHARFSCHÜTZE (1993) ist ein eher vergessenswerter Actionthriller aus den 1990er Jahren. Zwar steckt hier durchaus Potenzial drin, das dünne Drehbuch und die blassen Darsteller tun aber leider ihr übriges, damit sich 90 Minuten sehr lang anfühlen. Die Action ist leider schlicht und es überwiegen dröge Dialoge. Für Fans, die es krachen sehen wollen, stellt SNIPER nicht unbedingt die beste Wahl dar. Komplettlisten können ihr Regal zumindest mit einer optisch sehr ansprechenden Blu-Ray schmücken.

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