Starten wir in unseren diesjährigen Hurenween-Monat mit einem Streifen, der meiner Meinung nach fast schon zu gut ist, um Teil der populären Trash-Collection von CMV-LASERVISION zu werden. Trotzdem veröffentlicht der Verleiher den Okkulthorror nun in diesem Rahmen. In dem Dämonengrusler erscheint das Böse in Form einer verführerischen Rothaarigen. Diese möchte die Seelen der Priester einer Kirche in New Orleans vereinnahmen und geizt dabei nicht mit ihren Reizen. Erstaunlicherweise mit viel Erfolg, obwohl die Gottesarbeiter doch eigentlich ein Leben in Enthaltsamkeit führen sollten. Ob es dem in einer Prohezeiung vorherbestimmten Priester, gespielt von Ben Cross, gelingt, in diesem knallig ausgeleuchteten Noir-Horrorfilm aus alten Videothekentagen, der sexy Hexe zu widerstehen?
Originaltitel: The Unholy
Alternativtitel: Unholy – Dämon der Finsternis
Regie: Camilo Vila
Darsteller: Ben Cross, Ned Beatty, Hal Holbrook, Trevor Howard, Nicole Fortier, Ruben Rabasa, Jill Carroll
Artikel von Christian Jürs
Eines Abends in der St. Agnes Kirche in New Orleans. Ein Priester (Ruben Rabasa) betet zu Gott, dass er ihm Kraft schenken möge, der Versuchung zu widerstehen. Doch der aufkommende Dunst aus der Nebelmaschine und die argentoeske Ausleuchtung (vornehmlich in blau und rot) lassen den Zuschauer Böses erahnen. Umso erfreuter wird der (meist männliche) Horrorfilmkonsument sein, wenn er das Böse schließlich erblickt. Die Verführung steht nämlich in Gestalt einer verführerischen Rothaarigen plötzlich vor dem Geistlichen und gewährt, dank transparenter Kleidung, einen Blick auf ihre Reize. Klar, dass der Priester da gleich mal seinen Kopf dran reiben muss. Ebenfalls klar, dass er danach nie wieder an irgendwas reiben wird, denn die Dämonin reißt dem Lüstling die Kehle gründlich auf. Sex, Splatter und eine gut geschaffene Atmosphäre, gleich in der ersten Szene. Der Film, den ich einst in den späten 80ern aus der Videothek lieh und von dem lediglich an Frau Fortier in der Rolle des Todesengels in meiner Erinnerung haften blieb, hat nach nur fünf Minuten bereits wieder meine volle Aufmerksamkeit.
Ein junger Priester namens Vater Michael (Ben Cross) wird im Anschluß beim Versuch, einen potentiellen Selbstmörder (Peter Frechette) vom Sprung in den Tod abzuhalten, von eben diesem in die Tiefe gestoßen. Doch obwohl der Sturz aus dem 17. Stockwerk normalerweise tödlich enden müsste, bleibt Michael komplett unversehrt. Dies lässt den Erzbischoff Mosely (Hal Holbrook) und den alternden Vater Silva (Trevor Howard) aufhorchen, vermuten sie in ihm doch den Auserwählten, der das Böse aus der seit Jahren verschlossenen St. Agnes Kirche vertreiben könnte.
Und so macht sich Michael, drei Jahre nach den schrecklichen Ereignissen, zusammen mit dem Polizisten Lt. Stern (Ned Beatty) auf, dem Geheimnis der ermordeten Priester (der gezeigte Mord zu Beginn war nicht die erste Tat der Dämonin) auf den Grund zu gehen. Dabei stoßen sie auf den SM-Club Besitzer Luke (William Russ), der okkulte Séancen und Opferrituale abhält, jedoch immer wieder beteuert, dies lediglich zu Showzwecken auszuüben. Bringt ihm trotzdem nix, er endet ans Kreuz geschlagen in der Kirche. Eine seiner Gefolginnen, ein Mädchen namens Millie (Jill Carroll), versucht derweil dem Kult zu entkommen und begibt sich in die Hände von Vater Michael. Doch wird es ihm gelingen, der betörenden Dämonin zu widerstehen und Millie und den Rest der Menschheit zu retten?
Unholy – Dämonen der Finsternis war damals kein großer Erfolg vergönnt. Nur 6 Mio Dollar machte der recht aufwändige Schocker an der US-Kinokasse wieder wett, weswegen er bei uns damals in der Videothek von Vestron Video verramscht wurde. Erstaunlicherweise war der Film zu dieser Zeit bereits ungekürzt bei uns erhältlich, was erstaunt, denn vor allem gegen Ende durfte sich Effektekünstler Bob Keen (Hellraiser) so richtig austoben, was ursprünglich gar nicht geplant war. Regisseur Camilo Vila hatte ursprünglich einen eher ruhig angelegten Okkultgruselfilm im Sinn, was vor allem an dem etwas auf der Stelle tretenden Mittelteil deutlich zu merken ist. Hier lässt sich das Drehbuch ausgiebig Zeit, den Nebenplot um den SM-Club und die junge Millie zu schildern. Dies ist zwar nicht unbedingt langweilig geraten, bremst den Erzählfluss jedoch deutlich aus. Die Produzenten erkannten dieses Manko und so durfte Keen im Nachdreh nochmal ordentlich auf die Effekt-Kacke hauen. Deshalb bekommen wir am Ende eine recht ausufernde, blutige Höllensequenz geboten, die dem Splatterfan die Tränen der Freude in die Augen treiben dürfte. Sein Gummimonster im Finale lädt allerdings eher zum Schmunzeln ein, sieht es doch wie ein deformierter Baby-Godzilla aus alten Toho-Zeiten aus.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg gut besetzt. Ben Cross (The Mechanik) als Held der Geschichte macht einen guten Job und die Altherrengarde Hal Holbrook, Trevor Howard (in seiner letzten Rolle) und Ned Beatty sind eh immer sehenswert (wenn sie hier auch lediglich ein paar Szenen bestreiten dürfen). Nicole Fortier als Dämonin ist wie bereits erwähnt, eine Augenweide. Leider hat die Dame nur einen weiteren Film namens Der Voodoo Fluch in ihrer Vita, der zu allem Übel auch noch nicht bei uns auf Scheibe veröffentlicht wurde. Schade drum. Hervorheben muss ich aber unbedingt die grandiose, wenn auch künstlich wirkende Ausleuchtung, die diesem Film, in Kombination mit einem verwendeten Weichzeichner, eine ganz besondere Stimmung verleiht.
Bild- und Tonqualität (DD 2.0 Stereo) sind ausgezeichnet. Doch die Veröffentlichung von cmv-Laservision kann beim Filmfan vor allem mit einer Sache punkten: Dem Bonusmaterial. Hier gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Drei Audiokommentare (u.a. mit Regisseur Vila), drei Featurettes (Laufzeit knapp 1 Stunde), Storyboards, Trailer, TV- und Radiospots, sowie eine Bildergalerie und das ursprüngliche Ende (mit nicht fertiggestellten Special Effects) bekommt man hier geboten. Respekt und Daumen hoch für soviel Content.