Die Vorzeichen standen gar nicht mal so schlecht. Ein neuer, düsterer Rache-Thriller, der der Auftakt eines ganzen Franchises sein sollte und auf einer erfolgreichen Roman-Reihe basiert. Wenn dann noch die Produzenten hinter den James-Bond-Filmen hinter dem Projekt stecken, sollte man meinen, dass eigentlich gar nichts schief gehen kann. Pustekuchen! THE RHYTHM SECTION – ZEIT DER RACHE (2020) ging mit Pauken und Trompeten an den Kinokassen baden, weshalb der Film nun hierzulande direkt als Video on Demand und später im Heimkino erscheint. Wir haben den Streifen bereits gesehen und verraten euch unseren Eindruck!

Originaltitel: The Rhythm Section

Drehbuch: Mark Burnell; basierend auf seinem gleichnamigen Roman
Regie: Reed Morano

Darsteller: Blake Lively, Jude Law, Sterling K. Brown, Max Casella, Richard Brake, Raza Jaffrey…

Artikel von Christopher Feldmann

Mittlerweile neigt man als Zuschauer dazu, seine Erwartungen konsequent herunterzuschrauben, wenn jemand versucht, eine neue Marke, respektive ein neues Franchise an den Mann zu bringen. Denn wie so oft kündigen eifrige Produzenten gleich einen ganzen Batzen an Filmen an, bevor irgendjemand den Ersten überhaupt gesehen hat. Der Hochmut jener Filmschaffenden wird dabei immer öfter bestraft, schaffen es die meisten Reihen nicht, das Interesse beim Publikum zu wecken. Ein passendes Beispiel, ist die Young-Adult-Verfilmung DIVERGENT (2014), welche zur vierteiligen Reihe ausgebaut werden sollte. Doch bereits der dritte Teil schrieb schlechte Zahlen, weshalb es bis heute keinen Nachfolger gibt und sich Fans mit einem offenen Ende begnügen mussten. Ganz so heftig ist das im Falle von THE RHYTHM SECTION (2020) nicht, konnte doch hier nicht mal der Erstling genug Zuschauer in die Kinos locken. Mit einem Einspielergebnis von gerade einmal lumpigen sechs Millionen US-Dollar, gegenüber einem Budget von 50 Millionen US-Dollar, wurden die Franchise-Pläne gleich wieder begraben und Hauptfigur Stephanie Patrick durfte die Waffe prompt wieder an den Nagel hängen. Der Misserfolg hat dabei gar nicht mal so viel mit der filmischen Qualität zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die Story dermaßen 08/15 ist, dass sich zu Recht niemand mehr für Geschichten interessiert, die man schon gefühlt hundertmal gesehen hat.

Handlung:
Stephanie Patricks (Blake Lively) behütetes und glückliches Leben endet auf einen Schlag, als ihre Familie bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Ursprünglich sollte sie mit an Bord sitzen, weshalb sie nun mit einer Mischung aus Trauer, Wut und Schuldgefühlen leben muss. Traumatisiert und gebeutelt von dem Schicksalsschlag gibt sie sich den Drogen hin und verdient ihren Lebensunterhalt als Prostituierte. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als sie den Journalisten Keith Proctor (Raza Jaffrey) trifft, der sie darüber aufklärt, dass es sich bei dem Absturz nicht um einen Unfall, sondern um ein Attentat handelte. Nachdem der eifrige Reporter plötzlich ermordet wird, flüchtet Stephanie nach Schottland um Proctors Informanten ausfindig zu machen. Dieser stellt sich als Iain Boyd (Jude Law) heraus, ein ehemaliger MI6-Agent, der Stephanie unter seine Fittiche nimmt und sie für ihre Rache wappnet.

THE RHYTHM SECTION beginnt, wie eigentlich fast jeder Rachestreifen, mit emotionalen Flashbacks der Hauptfigur, die sich an ihre liebevolle Familie erinnert, die selbstredend nicht mehr unter uns weilt. Soweit so gut, aber was dann jedoch folgt, ist kein durchgestylter Actionfilm, sondern eine ziemliche behäbige Veranstaltung.

Die Story dieses Films wurde offensichtlich aus diversen, bereits über hundertmal verwursteten Versatzstücken zusammengekleistert. Mark Burnell, der auch die Romanvorlage zu verantworten hat, gelingt kein einziger origineller Kniff, sondern verlässt sich fast ausschließlich auf altbewährtes. Protagonistin Stephanie darf sich zuerst als drogenabhängiges, seinen Körper verkaufendes Wrack vorstellen, bevor ihr auch schon ein x-beliebiger Journalist die Wahrheit hinter dem Tod ihrer Familie verklickert. Im Eiltempo hangelt sich THE RHYTHM SECTION dann von Station zu Station, die Exposition ist nach gut 15 Minuten auch vollständig abgeschlossen und unsere kurzhaarige Femme Fatale im Anfangsstadium darf sich in den schottischen Highlands von einem ehemaligen MI6-Agenten, den sie mal eben schnell aufgespürt hat, zur Killerin ausbilden lassen, um den Tod ihrer Liebsten zu rächen.

Das ist alles total platt und auch nicht sonderlich gut geschrieben. Die Macher des Films wären vermutlich besser damit beraten gewesen, einen erfahrenen Drehbuchautor zu engagieren, der den eindimensionalen Stoff zu einem zumindest unterhaltsamen Film umarbeitet. Es sind nicht nur die vorhersehbare Story oder die Plattitüden, mit denen hier um sich geworfen wird, sondern auch die massiven Schnitzer, die man sich hier erlaubt hat. Wirklich viel Sinn macht hier wenig und das Skript krankt an Logiklöchern. Man spürt zu jeder Zeit, dass hier massiv zusammengekürzt wurde, was den Fluss maßgeblich stört. Inwiefern sich das Drehbuch und die fertige Fassung des Films unterscheiden, kann ich nicht beurteilen. Es liegt aber die Vermutung nahe, dass hier viele Szenen eingedampft wurden, da Blake Lively längerfristig ausfiel und man irgendwie improvisieren musste.

In THE RHYTHM SECTION stimmt einfach vorne und hinten nichts und das, obwohl die Besetzung gar nicht mal so mies ist. GOSSIP GIRL-Schnittchen Blake Lively macht in dieser ernsten, eher düsteren, Rolle eine sichtlich gute Figur und legt sich ordentlich ins Zeug. Natürlich krankt auch ihre Performance an den eintönigen Dialogen, jedoch merkt man ihr an, dass sie ziemlich engagiert bei der Sache ist. Auch Jude Law, der hier einen ominösen MI6-Agenten verkörpert, holt das Maximum aus seiner eindimensional geschriebenen Rolle heraus. Auch Sterling K. Brown ist immer gerne gesehen, hat aber aber im wahrsten Sinne des Wortes kaum brauchbares Material zur Verfügung.

Auch die Regie von Reed Morano lässt Talent erkennen. Die Regisseurin, die eigentlich im Bereich „Kamera“ beheimatet ist, serviert uns zumindest ein paar ansprechende Bilder und taucht das Geschehen in eine stimmungsvolle Trostlosigkeit. Nicht falsch verstehen, ich habe per se nichts gegen diesen Stil, nur wenn das Ganze auf narrativer Ebene nichts hergibt, fällt das durchaus etwas negativ ins Gewicht. Denn wirklich viel, passier nicht. Wer bei den Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, die für die Bond-Filme verantwortlich sind, krachende Action erwartet, wird vermutlich bitterlich enttäuscht. Bis auf ein paar kleine Kampfszenen und eine, zugegeben ziemlich gut aussehende, Verfolgungsjagd im One-Take, geht es hier relativ ruhig zu. Man fokussiert sich auf Taschenspielertricks des klassischen Agentenfilms, die mindestens so alt sind wie die Bond-Romane von Ian Fleming.

THE RHYTHM SECTION ging, mit Recht, an den Kinokassen baden, was einen deutschen Start wackeln ließ. Die aktuelle Pandemie-Lage hat dem faden Thriller dann noch den letzten Rest gegeben, weshalb man sich die Romanverfilmung hierzulande nun als Video on Demand zu Gemüte führen kann oder ab Juli dann als DVD oder Blu-Ray.

Fazit:
Der Versuch, ein neues, weibliches Franchise zu starten, ging mit THE RHYTHM SECTION (2020) ziemlich in die Hose. Das ist auch kein Wunder, recycelt der fade Thriller doch abgestandene Klischees des Rache- und Agentenfilms zu einem unausgegorenen, mäßig geschriebenen und ausgesprochen langweiligen Stück Film. Dann lieber einen x-beliebigen B-Reißer, da weiß man zumindest meistens was man bekommt!

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