Im Weltall hört dich niemand schreien. Geschrien hat wohl damals allerdings Ridley Scott, als er dieses Alien – Rip Off aus dem Hause Roger Corman erblickte. Auch Trash-Horrorfans werden vor Freude laut aufschreien, denn heute Abend wird der Monstersch(l)ocker auf Tele5 im Rahmen der SchleFaZ-Reihe von Oliver Kalkofe und Peter Rütten präsentiert. Aber passt der, von vielen Retro-Horrorfans geschätzte, B-Film überhaupt in die Trash-Reihe?
Originaltitel: Forbidden World
Regie: Allan Holzman
Darsteller: Jesse Vint, Dawn Dunlap, June Chadwick
Artikel von Christian Jürs
Mike Colby (Jesse Vint) gehört nicht etwa zur Familie aus dem Denver-Clan, stattdessen ist er die drittcoolste Sau in der Galaxis (gleich nach Captain Kirk und Han Solo). Derzeit erholt sich der Weltraumhaudegen in der Kälteschlafkammer (ich sag doch, er ist cool) seines Raumkreuzers. Doch sein Bordandroid Sam-104 (Don Oliviera), der irgendwie aussieht wie das Ergebnis einer Liaison zwischen einem Stormtrooper und einem Zylonen, holt unseren Helden aus dem Kryoschlaf, da feindlich gesonnene Raumschiffe mit Weltraumpiraten als Besatzung vorbeischauen. Also kurz die Eiswürfel (!) aus dem Gesicht gewischt, um eine zünftige Weltraumschlacht zu starten.
Nach diesem, für den weiteren Verlauf der Handlung völlig unbedeutenden Feuergefecht, erhält Colby den Auftrag eine geheime Forschungsstation der Föderation auf dem Planeten Xerbia aufzusuchen, in der es einen „Zwischenfall“ gegeben haben soll.
Dort angekommen heißen ihn der undurchsichtige Dr. Hauser (Linden Chiles) und seine rattige Assistentin Dr. Barbara Glaser (June Chadwick) willkommen. Diese haben zusammen mit dem ziemlich durchgeknallten Dr. Timbergen (Fox Harris) eine neue Lebensform erschaffen, die eigentlich dazu gedacht war, die Lebensmittelknappheit zu beseitigen, indem es alles, was es verdaut umgehend repliziert (klingt logisch). Doch Subjekt 20, welches laut den Wissenschaftlern zur Gattung der Metamorphe (eventuell verwandt mit dem Xenomorph?!?) gehört, entwickelte ein tödliches Eigenleben und massakrierte die Versuchstiere der Forschungsstation. Jetzt hat es sich in einen Brutkasten zurückgezogen um dort als Kokon seine Transformation in etwas Unbekanntes zu vollziehen.
Viel Zeit lässt sich der Metamorph allerdings nicht. Und so dauert es nur wenige Filmminuten, bis das Monster schlüpft, seinem ersten Opfer die Grütze aus dem Schädel löffelt und entkommt. Wer jetzt meint, die Panik würde um sich greifen, der irrt gewaltig. Stattdessen hüpft Macho Man Colby erst einmal mit Frau Doktor in die Falle („Ich hätte da eine interessante Aufgabe für sie.“). Tracy (Dawn Dunlap), die Freundin des ersten Opfers, geht zur Trauer nackt saunieren (trägt aber eine schwarze Trauersonnenbrille). Auch hier schaut Knattermann Colby vorbei, um der schmollmündigen Schönheit zu helfen über ihr Leid hinwegzukommen. Doch bevor es zu einem weiteren Fruchtbarkeitsritual kommen kann, greift Subjekt 20 an und beginnt mit der systematischen Dezimierung der Darstellerriege…
Ursprünglich als Laurence von Arabien im All konzipiert, ließ sich Regisseur Allan Holzman (Programmed to Kill) von Produzent Roger Corman zu einer blutig-schleimigen Alien-Variante mit viel nackter Haut umstimmen. Die Weltraumschlacht zu Beginn des Streifens ist noch ein Relikt der Urversion, da sich Holzman mit dieser Szene bei Corman bewarb. Mit nur einer Millionen Dollar Budget und 20 Tagen Drehzeit wurde ein echtes Kleinod des trashigen Science-Fiction Horrorfilms geschaffen. Natürlich wirkt alles ein kleines bisschen billiger als bei Meister Scott (war es ja auch), doch der Einsatz vieler guter, blutig-schleimiger Spezialeffekte und ausreichend nackter Haut sorgen auf die läppischen 77 Minuten verteilt für eine Menge Spaß beim vorrangig männlichen Publikum. Die Besetzung wurde zwar aus eher unbekannten, aber keinesfalls talentlosen Mimen zusammengestellt (und im Falle der Damen auch keinesfalls unattraktiv). Auch das Monster, welches wie eine Mischung von H.R.Gigers Kreation und Audrey II wirkt, weiß zu überzeugen.
Mir lag zur Sichtung das Mediabook aus dem Hause Anolis Entertainment vor. Neben der US-Version findet man hier auch die alte deutsche Videofassung in gestochen scharfer HD-Version auf Blu-ray vor. Diese enthält obskurer weise die Anfangssequenz am Ende noch einmal. Hier mit veränderter Synchronisation, so dass es wirkt, als wären die Weltraumpiraten erneut im Kampf mit Held Colby (der übrigens bei uns von Randolf „Eddie Murphy“ Kronberg vertont wurde). Ob dem Verleiher damals die Laufzeit von 77 Minuten schlicht zu kurz war oder ob ihm einfach der Hafer gestochen hat, ist nicht bekannt. Wer genaueres darüber erfahren möchte, dem empfehle ich den launigen Audiokommentar der Autoren Ingo Strecker (Gorillawood) und Pelle Felsch (Scheiße, Kannibalen!). Außerdem gibt es ein Making Of, eine Featurette zu John Carl Buechlers Effekten, den deutschen- und amerikanischen Kinotrailer, eine Bildergalerie und auch Roger Corman darf zu Wort kommen. Doch das ist noch nicht alles: Neben dem schön bebilderten Booklet (ebenfalls von Ingo Strecker verfasst) legte uns Anolis Entertainment noch eine DVD mit dem (nicht synchronisierten) Directors Cut (SD und 4:3) der Veröffentlichung bei. Mehr geht einfach nicht.
Einst ein Indizierungskandidat, kann der Film heute unzensiert mit FSK 16 ab 22 Uhr versendet werden. Für viele Retro-Horrorfans ein Kult-Schocker, passt der Film trotzdem vortrefflich in die SchleFaZ-Reihe hinein. Er gehört dabei aber zu den unterhaltsameren Werken des Formats und funktioniert ebenfalls bestens in seiner ursprünglichen Form. Ein herrlich schleimiges und hirnloses Vergnügen.
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