Was dem Woody Allen sein New York ist, dass verbindet Steve Martin mit der Stadt der Engel. Dieser widmete er mit der von ihm verfassten, schrägen Liebeserklärung L.A. STORY ein Denkmal, welches KOCH FILMS nun erstmals auf Blu-ray in den Handel gebracht hat. Die Story um einen Wetterfrosch, der sich von einem eletronischen Straßenschild Nachhilfe in Sachen Liebe geben lässt, bietet allerlei schrägen Humor und ist doch ein Ausnahmewerk in der Filmographie Martins. Doch wie gut gelang es ihm, auf den Pfaden Woody Allens zu wandern und was hat die Blu-ray so zu bieten? Diese Info erhaltet Ihr entweder bei uns oder auf dem nächsten beleuchteten Verkehrsschild.
Regie: Mick Jackson
Darsteller: Steve Martin, Victoria Tennant, Richard E. Grant, Sarah Jessica Parker, Marilu Henner, Kevin Pollak, Patrick Stewart
Artikel von Christian Jürs
Der in Los Angeles lebende Meteorologe Harris K. Telemacher (Steve Martin) lebt ein typisches Yuppiedasein. Sein üppiges Gehalt verdient er als abgefahrener Wochenendwetterfrosch eines TV-Senders. Doch glücklich ist er mit seinem Job nicht und bietet ihm auch nicht die notwendige Aufmerksamkeit. Selbiges gilt für das Verhältnis zu seiner Freundin Trudi (Marilu Henner). Ihren Sorgen, welches Kleid sie beispielsweise beim Treffen mit Freunden tragen wird, teilt er ebensowenig, wie er ihr Aufmerksamkeit schenkt, was übrigens auf Gegenseitigkeit basiert. Verübeln mag man es dem Meteorologen allerdings nicht, ist Sara doch von tiefstem Herzen ein eingebildetes und oberflächliches Miststück, welches andere Personen, inklusive Harris, von oben herab behandelt.
Bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Freunden tritt eines Tages wie aus heiterem Himmel die britische Journalistin Sara McDowel (Victoria Tennant) in Harris Leben und bekommt vom ersten Moment an seine volle Aufmerksamkeit. Die etwas verschrobene, aber auch herzensgute Person hebt sich wohlig von Harris übrigen Bekanntschaften ab, ist sie doch so gar nicht oberflächlich, sondern tiefsinning und intelligent. Als Harris sich mit Trudi auf den anschließenden Heimweg begibt, versagt sein Auto plötzlich auf einer dicht befahrenen Straße und bleibt direkt vor einem elektronischen Verkehrszeichen stehen. Während Trudi wie selbstverständlich im Wagen sitzen bleibt, versucht Harris das Problem zu lösen, als plötzlich, mittels Funkenschlag, die Anzeigetafel mit ihm in Kontakt tritt und ihm fortan als Ratgeber in Liebesfragen zur Seite steht. Dabei gibt die mysteriöse Tafel dem Romantiker allerlei Rätsel auf, die es für ihn auf dem Weg zum Glück zu entschlüsseln gilt.
Man muss natürlich kein Genie sein, um zu erahnen, dass nicht Trudi, sondern Sara für unseren Helden wie geschaffen ist, denn auch, wenn er es zunächst verdrängen will, hat es nicht nur beim Verkehrsschild gefunkt. Doch der Weg bis zum unvermeidlichen Happy End dieser hoffnungsvollen Liebeserklärung an die verschrobenen Eigenarten der Bewohner der Stadt der Engel, sowie dem Leben und die Liebe an sich, ist gespickt mit bissigem Humor, der mal albern und mal als gekonnte Satire serviert wird. Vor allem aber, ist dieser von den Kritikern sehr geschätzte und vom Publikum heute leider weitestgehend in Vergessenheit geratene Film etwas ganz Besonderes in Martins Filmografie. Natürlich sind die Parallelen zu Woody Allen überdeutlich, doch war dieser Film sowas wie ein Reifeprozess für den sympathischen Komiker.
Auch Martin erzählt, ebenso wie Allen, von zwangloser Liebe zu jüngeren Frauen, hier dargestellt von dem noch taufrischen, späteren Sex and the City-Star Sarah Jessica Parker als Übergangs-Betthäschen, nachdem er seine Sara abserviert hat, für den eigentlich in die reifere Journalistin verliebten Wetterfrosch. Die hat derweil ihren Ex, gespielt von Richard E. Grant an der Backe. Doch für den Zuschauer steht fest: Harris und Sara gehören zusammen. So und nicht anders. Martin versteht es dabei, wesentlich romantischer als Allen seine Liebesgeschichte zu erzählen und geht, trotz aller Skurrilitäten, so realistisch und emotional an die Frage nach der wahren Liebe heran, dass man sich als Zuschauer genüsslich mit einem Seufzen auf den Lippen zurücklehnen kann und in die Welt der Reichen und Schönen am Anfang der frühen Neunziger hineintaucht. Klar, Martin übertreibt es in einigen irrsinnigen Szenen, wie der täglichen Freeway-schießerei unter Autofahrern und auch wenn die Story um ein hilfreiches Straßenschild, das einst ein Dudelsack war, vollkommen hirnrissig ist, es passt alles irgendwie zusammen und ergibt ein wundervolles Feel-Good-Movie aus einer Zeit, als sich die Welt von den schrillen 80ern löste. Martin selbst, der im selben Jahr noch auf Spencer Traceys Spuren im Vater der Braut Remake vollends überzeugte und im Anschluss in Grand Canyon seinen wohl reifesten Auftritt in einem Drama hinlegte, versuchte damals, so nach und nach den sympathischen Clown mit den Gummibeinen abzulegen, was ihm auch zeitweise gelang. Der Jerk wurde erwachsen. Diese Entwicklung ist in L.A. Story bereits deutlich zu spüren.
Deutlich zu spüren ist leider auch das Alter des Films, wenn man sich die Bildqualität der Blu-ray einmal betrachtet. Zeitweise arg verrauscht enttäuscht die Veröffentlichung diesbezüglich. Der Ton hingegen ist sauber und klar. Auch im Bonusbereich gibt es keine Klagen, immerhin bekommen wir hier den Trailer, ein Making of, Interviews, Fernsehspots, eine Bildergalerie, diverse Featurettes, geschnittene Szenen und ein alternatives Ende geboten.
Kleine Abzüge in der B-Note gibt´s für die Bildqualität, ansonsten eine schöne Veröffentlichung zu einem wunderschönen, skurril-durchgeknallten Film von und mit einem der größten amerikanischen Komiker aller Zeiten. Eine schöne Wiederentdeckung. Hat mich sehr gefreut.
Trailer: