Ein einzelner Buchstabe kann einen großen Unterschied bewirken. So wie in diesem Fall. Denn hier geht es nicht um James Camerons Debutwerk PIRANHA 2 – FLIEGENDE KILLER, sondern um PIRANHAS 2 – DIE RACHE DER KILLERFISCHE, in dem Colt Seavers den Kampf gegen die gefräßigen Fischstäbchen aufnimmt. Der deutsche Verleiher fand damals wohl, es sei eine gute Idee, sich an den Erfolg von Joe Dantes Knabberspaß zu heften und machte diesen italienischen Horror-Krimi zum legitimen Nachfolger, nicht ahnend, dass die Italiener dies vier Jahre später selbst in die Hand nehmen würden. ASTRO RECORDS & FILMWORKS veröffentlicht den Film jetzt in, sage und schreibe, 12 streng limitierten Mediabookvarianten mit Bonusdisc, auf der die SchleFaz-Variante enthalten ist. Ob der Film, der nun erstmals in HD erscheint, wirklich so schlecht ist, dass er diese Adelung verdient oder ob er auch als eigenes Werk besteht, haben wir für Euch geprüft.
Originaltitel: Killer Fish
Alternativtitel: Killerfish / Killerfish – Piranhas 2
Regie: Antonio Margerithi (als Anthony M. Dawson)
Darsteller: Lee Majors, Karen Black, James Franciscus, Margaux Hemingway, Roy Brocksmith
Artikel von Christian Jürs
Lee Majors kann voller Stolz auf eine erfolgreiche TV-Serienkarriere zurückblicken. Ob in Big Valley, Die Leute von der Shiloh Ranch oder zuletzt als Vater von Ash Williams in der Kultserie Ash vs. Evil Dead, der Mann hatte immer ein Händchen für seine TV-Rollenwahl. Im Bereich Film sah es hingegen weniger rosig aus. Auch im vorliegenden Fall, einem Gemisch aus Horror und Krimi aus italienischer Produktionsschmiede, war ihm kein großer Wurf vergönnt. Dabei konnte Regisseur Antonio Margerithi, Horrorfans bestens bekannt für seinen originellen Pandemieschocker Asphalt Kannibalen, einen respektablen Cast um sich herum scharren. So geben sich Karen Black (Landhaus der toten Seelen), James Franciscus (Die neunschwänzige Katze) und Margaux Hemingway (Eine Frau sieht rot) die Ehre. Ja, damals hatte die italienische Filmindustrie noch die Kohle, um abgehalfterte Stars aus dem Sumpf des Vergessens, zu hieven.
Der Film entstand zwischen Majors´ beiden Erfolgsserien Der Sechs Millionen Dollar Mann und Ein Colt für alle Fälle, wobei Letztere zu meiner Kindheit ein absoluter Straßenfeger und dauerhaftes Schulhofsgespräch war. Er spielt hier Lasky, ein Einbruchsspezialisten, der, zusammen mit einer Gruppe anderer Draufgänger, eine große Nummer durchzieht und wertvolle Diamanten entwendet. Kopf der Bande ist der körperlich gehandicapte Paul Diller (James Franciscus), der sein Liebchen, die toughe Kate (Karen Black), gleich mitmischen lässt. Und so gibt es zu Beginn anstelle von Fischhorror erstmal ordentlich Rumms-Bumms-Action, bei der einige liebevolle Modellbauten in die Luft gejagt werden. Das Diebesgut wird anschließend in einem exotischen Gewässer versenkt (wir befinden uns übrigens in Brasilien), wo es verweilen soll, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Natürlich halten sich die Gangster teilweise nicht an den Plan und versuchen, in heimlichen Tauchgängen, alleinige Nutznießer des Raubzugs zu werden. Doch da haben sie die Rechnung ohne den verschlagenen Diller gemacht, der gefräßige Piranhas im Gewässer ausgesetzt hat, die zunächst erstaunlich ortskonstant die Beute bewachen (quasi als Unterwasserwachhunde). So dezimiert sich die Truppe zusehends. Lediglich Lasky hält sich an den Plan und verbringt ein paar sonnige Tage in der Gegend. Nebenbei vernascht er die damals sehr hübsche Margaux Hemingway, die als Model mit dem fetten Fotographen Ollie (Roy Brocksmith) anreist, den sich die Piranhas im späteren Verlauf besonders gut schmecken lassen. Doch zunächst einmal mutiert der Fischhorror mehr und mehr zur Gangsterstory, in der niemand dem anderen traut. Dabei ist klar, dass Diller nicht der Netteste welche ist, während Lasky als harter Knochen die Sympathien auf der Seite des Publikums hat. Die Lage spitzt sich zu und als der Damm bricht (noch mehr tolle Modellaction aus Legoland) und alle Beteiligten auf einem leckgeschlagenem Boot festsitzen, welches von den gefräßigen Raubfischen umkreist wird. Nun mausert sich der Film zum Horror-Katastrophenfilm, dessen Bodycount am Ende in die Höhe schnellt und die titelgebenden Killerfische endlich gebührend in Aktion serviert.
Zugegeben, die Piranhas agieren über weite Strecken im Hintergrund und Margerithi konzentriert sich auf seine Gangsterballade, doch tut dies dem Spaß eigentlich keinen Abbruch. Unterlegt mit stimmungsvoller Musik der De Angelis Brüder, die man bestens als Oliver Onions kennt, wird hier eine zwar vorhersehbare, aber für Italoverhältnisse durchaus aufwendige Geschichte mit guten Darstellern gesponnen, die ich damals wie heute immer wieder gerne in den Player werfe. Allzu hart geht es dabei nicht vonstatten, meist färbt sich das Wasser, in dem das schreiende Opfer planscht, nur Italoblutrot (also deutlich zu hell), dafür gibt es aber effekttechnisch nur wenig zu meckern (außer in der Anfangssequenz, in der die Darsteller deutlich sichtbar vor einer Leinwand agieren, während im Hintergrund der ganze Laden in die Luft fliegt. Ob dies für eine SchleFaz-Würdigung reicht, ist streitbar, unterhaltsam ist die von Oliver Kalkofe und Peter Rütten verballhornte Version aber allemal. Trotzdem kann der Film bei Retro-Fans auch für sich allein bestehen.
Der Hauptfilm, welcher mir in Blu-ray-Form vorliegt, überzeugt durch eine farbenfrohe, kontrastreiche Bildqualität (1080p). Auch der Ton in Deutsch und Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo) ist äußerst klar. Im Bonusbereich bietet uns Oliver Krekel mal wieder ein Maximum. So finden wir diverse Trailer, Bildergalerien, den kompletten Soundtrack und die Super-8-Fassung in englischer Sprache. Auf der Bonusdisc, die mir derzeit nicht vorliegt, ist die SchleFaz-Variante vorhanden. Da ich das Mediabook bereits auf meiner Einkaufsliste habe, werde ich den Artikel an dieser Stelle in Kürze ergänzen. Demnächst erscheint übrigens noch eine Einzeldisc-Variante im Rahmen der Classic Cult Collection, bei der die Hauptdisc identisch ist mit der Mediabookscheibe, halt nur ohne SchleFaz. Wer das Gesamtpaket haben möchte, sollte schnell zugreifen, denn die Mediabooks sind extrem streng limitiert (teilweise auf 75 Exemplare).
Update zur SchleFaz-Variante:
Die geSchleFazte Version von Piranhas 2 – Die Rache der Killerfische liegt den Mediabooks auf DVD bei. Qualitativ ist diese Version recht ordentlich, wobei sie natürlich gegen die Hauptfilmversion auf Blu-ray nicht anstinken kann. Hinzu kommt, dass Tele5 den Film damals lediglich im 4:3 Format versendete, was aber nicht wirklich stört. Verglichen mit den aktuellen SchleFaz-Ausstrahlungen enttäuscht die frühe Schundfilmverballhornung allerdings. Dass die Kulisse weit weniger aufwändig daher kommt als heute, ist geschenkt. Allerdings gibt es zwar einen Cocktail (Caipiranha), doch existierte damals noch kein Trinkspiel. Auch fehlen die ständigen lustigen Einblendungen, die dieses Format nunmal ausmachen. Positiv vervorzuheben ist allerdings, dass Kalki und Päter hier noch nicht so sehr herumkaspern wie heute. Ja, vergleichsweise sachlich gehen die beiden auf die Italoproduktion ein, was mir persönlich wiederum besser gefiel. Für SchleFaz-Sammler ist diese Edition jedenfalls unverzichtbar.