Was gibt´s Besseres an diesen schwitzigen Tagen, als sich ein Hörspiel, welches in eisiger Winterkälte spielt, anzuhören? Ich hätte da einen heißen Tipp zur Abkühlung, denn mittlerweile wurde die dritte und bislang letzte Geschichte vom jungen Geisterjäger JOHNNY SINCLAIR in Hörspielform bei FOLGENREICH veröffentlicht. Unser Held verbringt diesmal seine Winterferien zusammen mit seinen Eltern und seinem besten Freund Russell im verschneiten Österreich, wo er eigentlich beim Snowboardfahren einmal Abstand von Monstern und Gespenstern halten möchte. Dass daraus nix wird, ist einleuchtend. Und so müssen sich die Freunde ihrem bislang stärksten Feind stellen: Der Gräfin mit dem eiskalten Händchen…
Dialogbuch und Regie: Dennis Ehrhardt
Nach der Buchvorlage von Sabine Städing
Sprecher: Dirk Petrick, Wolf Frass, Leon Blaschke, Sarah Madeleine Tusk, Florentine Stein, Liza Ohm
Artikel von Christian Jürs
„Ich kann sie sehen! Wirklich sehen! Geister, Dämonen, Gespenster. Sie lauern in dunklen Nischen und Ecken, treiben ihr Unwesen … überall. Doch ich stelle mich ihnen entgegen und mache dem Spuk ein Ende. Ich bin Johnny. Johnny Sinclair. Ich bin Geisterjäger.„
Ein (vorerst?) letztes Mal starten die Abenteuer des jungen Geisterjägers mit diesen einleitenden Worten aus seinem Mund und mir wird ein wenig wehmütig zumute, obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre (empfohlen ab 10 Jahren!). Tatsächlich sind mir die Freunde Johnny, Russell, Millie und vor allem Erasmus, der sprechende Totenkopf (nicht verwandt oder verschwägert mit Sokrates aus der legendären Die drei Fragezeichen Episode), ziemlich ans Herz gewachsen. Doch Autorin Sabine Städing widmet sich derzeit verstärkt ihrer populären Kinderserie Petronella Apfelmus, deren Zielgruppe allerdings noch weiter von mir entfernt liegt. Schwamm drüber, ein Tränchen weggedrückt und auf ins neue, vielleicht letzte, Abenteuer.
Florentine Stein
Diesmal entführt uns die neueste Geschichte ins winterlich verschneite Österreich. Dort verbringen Johnny und seine Eltern die Weihnachtsferien auf Schloß Tattenberg, einem alten Hotel samt anliegender Snowboard- und Skipiste. Sein bester Kumpel und Geisterjägerkollege Russell begleitet Johnny bei diesem Traumurlaub, der jedoch ziemlich schnell zum Albtraumurlaub mutiert. Nicht nur, dass sich zwei junge, arrogante Groupies namens Larissa und Levinia an ihre Fersen heften, etwas geht auch nicht mit rechten Dingen zu in diesem Schloss, dass nach außen hin als Touristenattraktion funktioniert. Bereits kurz nach ihrer Ankunft erblickt Johnny eine seltsame Dame, die sich vor dem Hotel aufhält und durch die der Schnee einfach hindurchzufallen scheint. Eine optische Täuschung? Eher nicht. Für Johnny steht fest: Es spukt auf Schloss Tattenberg. Sehr zum Leidwesen von Russell, dem Johnny einen Urlaub von der Geisterjagd fest versprochen hatte und der sich viel lieber dem reichhaltigem Buffet ausgiebig widmen würde…
Liza Ohm
Das dritte Buch aus der Feder von Sabine Städing spielt nicht wie gewohnt in der Umgebung der schottischen Greyman Castle, sondern im nähergelegenen Österreich inmitten der Weihnachtszeit. Eine nette Abwechslung, auch wenn dies nun leider bedeutet, dass liebgewonnene Charaktere, wie zum Beispiel das Kindermädchen Cécile, diesmal leider gar nicht auftauchen. Auch die beiden Schulrowdies Barty und Alfie glänzen durch Abwesenheit. An ihre Stelle treten die beiden zickigen Geisterjägergroupies Larissa und Levinia, die von Florentine Stein (Zoé aus Zoés Zauberschrank) und Liza Ohm überzeugend und herrlich arrogant vorgetragen werden.
Zwei extrem wichtige Charaktere dürfen aber auch diesmal neben Johnny und Russell nicht fehlen: Der quatschende Totenschädel Erasmus von Rothenburg, der von Johnny per Post nach Österreich gesandt wird, was diesem natürlich so gar nicht schmeckt, ist natürlich von Anfang an mit dabei. Ohne ihn wären die Abenteuer aber auch nicht halb so unterhaltsam und Wolf Frass entpuppt sich erneut als bestmögliche Sprecherwahl für den Knochenkopf, der erneut ein Geheimnis vor Johnny verbirgt. Millie, die Hermine aus dem Johnny Sinclair Universum, darf natürlich auch nicht fehlen. Sie stößt im Mittelteil zu unseren Helden, wenn auch auf etwas forcierte Art und Weise (welche Eltern lassen ihre ca. 12 Jahre alte Tochter an Weihnachten ohne weitere Aufsicht ihren Freunden hinterher reisen?). Ist aber nicht so schlimm, hauptsache, die kluge Millie, die sich nun endgültig der Geisterjäger Agentur anschließt, ist dabei.
Wolf Frass
Erneut leiht ihr Sarah Madeleine Tusk ihre Stimme, erneut spricht Dirk Petrick den Titelhelden und erneut gibt Leon Blaschke das ängstliche Pummelchen Russell. Sie alle passen, wie schon in den Vorgängerepisoden, perfekt auf ihre Alter Egos. Die gute Regie und die stimmige Sounduntermalung überzeugen ebenfalls erneut. Tatsächlich entwickelt sich dieser dritte Teil im Laufe seiner Handlung zum spannendsten der drei Fälle, wenn auch nur knapp vor dem direkten Vorgänger. Auch die Cliffhanger zwischen den einzelnen Folgen sind gut gesetzt, so dass man es gar nicht abwarten kann, den nächsten Teil einzulegen.
Als Fazit gibt es also erneut eine dicke Kaufempfehlung, vor allem für Eltern, die ihren Kindern im Alter von 10 Jahren aufwärts eine Freude machen wollen. Ich bin 45 und hatte immer noch Spaß bei der neuen Geschichte. Bitte, Sabine Städing, erbarme Dich und bringe uns weitere Abenteuer des furchtlosen Geisterjägers und seinen Freunden.
Folge 1 – 3: „Beruf: Geisterjäger„
Folge 4 – 6: „Dicke Luft in der Gruft“