Auf einem Bein kann man nicht stehen dachte man sich im Hause CAPELIGHT PICTURES und veröffentlichte vor Kurzem neben dem Kultklassiker um Computerbraut L.I.S.A. auch noch das Regiedebut von Jugendfilm-Spezi John Hughes. Ebenfalls im Mediabook und ebenfalls mit dem Extended Cut komplett in deutscher Sprachfassung an Bord, erleben wir hier gemeinsam mit PRETTY IN PINK- und BREAKFAST CLUB-Star Molly Ringwald den wohl schlimmsten 16. Geburtstag, den sich ein pubertierendes Mädchen nur wünschen kann. Ob der Kauf des hierzulande recht unbekannten Filmes sich lohnt, könnt Ihr nun bei uns nachlesen.
Originaltitel: Sixteen Candles
Alternativtitel: Das darf man nur als Erwachsene
Drehbuch und Regie: John Hughes
Darsteller: Molly Ringwald, Anthony Michael Hall, Michael Schoeffling, Liane Curtis, John Cusack, Haviland Morris, Joan Cusack
Artikel von Christian Jürs
Samantha (Molly Ringwald) ist nicht zu beneiden, denn obwohl die Zehntklässlerin ihrem sechzehnten Geburtstag schon lange entgegenfiebert, entpuppt sich dieser als totale Katastrophe.
Das Desaster nimmt bereits kurz nach dem Aufstehen seinen Lauf, als niemand im Haus von dem feierlichen Anlass Notiz nimmt. Weder ihre Eltern (Carlin Glynn & Paul Dooley), noch ihr entarteter Bruder (Justin Henry) und schon gar nicht ihre ältere, eingebildete Schwester Ginny (Blanche Baker) verschwenden einen Gedanken an den Ehrentag. Grund hierfür ist die am Folgetag anstehende Hochzeit Ginnys mit ihrem schmierigen Bräutigam Rudy (John Kapelos), die den gesamten Haushalt auf den Kopf stellt. Als auch noch die Großeltern (Carol Cook, Billie Bird, Edward Andrews & Max Showalter) mitsamt eines durchgeknallten, chinesischen Austauschschülers namens Long Duk Dong (Gedde Watanabe) zwecks Übernachtung aufschlagen, wird die arme Samantha zusätzlich noch auf die Wohnzimmercouch degradiert. Der Geburtstag scheint endgültig im Eimer zu sein.
Doch es gibt Hoffnung in Form einer Tanzveranstaltung in der Schulsporthalle, zu der Samantha sich nach anfänglichem Zögern begibt – mit Long Duk Dong im Schlepptau. Dahin begibt sich auch der deutlich ältere Mitschüler Jake (Michael Schoeffling), in den Samantha heimlich verliebt ist. Naja, nicht ganz so heimlich, wie erhofft, denn er bekam durch Zufall einen Brief, der eigentlich für Samanthas Freundin Randy (Liane Curtis) gedacht war, in die Hände. Darin gesteht sie, dass sie in Jake verliebt ist, was diesen zum Überdenken seiner derzeitigen Beziehung zur Partymaus Caroline (Haviland Morris) bewegt. Doch der Weg zum Happy End ist steinig und dann ist da auch noch der möchtegern-coole Geek (Anthony Michael Hall), der Samantha zum Anbeißen findet und mit seinen beiden Kumpels Bryce (John Cusack) und Cliff (Darren Harris) die Wette laufen hat, dass es ihm gelingt, das Geburtstagskind heute Abend klar zu machen. Als Beweis will er den Slip seiner Angebeteten präsentieren. Das Gefühlschaos nimmt seinen Lauf…
Ein Jahr, nachdem John Hughes als Schreiberling von Die schrillen Vier auf Achse einen Megaerfolg verbuchen konnte, wagte sich das Multitalent in Sachen Jugendkomödie auf den Regiestuhl und zauberte diese kleine, ziemlich wilde Coming-of-Age-Komödie auf die Leinwand. Mit an Bord nahm er Ur-Rusty Griswold Anthony Michael Hall, der auch im Breakfast Club und in dem neulich besprochenen L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn mit dabei war. Auch die damals tatsächlich 16 jährige Molly Ringwald sollte noch häufiger bei Hughes dabei sein. Vor allem der von ihm verfasste Pretty in Pink machte die süße, pausbackige Rothaarige damals verdient zum Star. In kleinen Nebenrollen sind die Geschwister John und Joan Cusack mit an Bord. Vor allem John Cusack merkt man seine Spielfreude, trotz nur weniger Szenen, deutlich an. Er spielt sich gekonnt in den Vordergrund, was sicherlich für seine weitere berufliche Zukunft dienlich war.
Es sind aber nicht nur die tollen Jungschauspieler, die Sixteen Candles sehenswert machen. Das Skript strotzt nur so vor wilden, urkomischen Einfällen. Dabei gelingt es Hughes immer wieder, trotz des Themas Sex, nicht das Niveau aus den Augen zu verlieren, wie es zu dieser Zeit, als die Eis am Stiel Reihe gerade auf „Hasenjagd“ ging, populär war. Nackte Haut gab es tatsächlich nur wenig vor die Linse. Einmal darf Caroline kurz duschen, wobei sich Darstellerin Haviland Morris (Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster) doubeln ließ. Nicht etwa, weil sie Probleme mit Nacktaufnahmen hatte, sondern weil der Kontext der Szene besagte, dass sie bereits einen reiferen Körper mit größeren Brüsten als Samatha und Randy besäße, was faktisch nicht der Fall war.
Zum ganz großen Klassiker reicht es allerdings dann doch nicht ganz, was an der etwas zerfahrenen Zielgeraden liegt. Nach gut einer Stunde wechselt der Film nämlich den Fokus von Samantha zu Geek, dessen Geschichte zwar mit Jake, dem Loveinterest unserer Hauptfigur, verbunden wurde, trotzdem, bei aller Sympathie zu Anthony Michael Hall, ein wenig wie ein Fremdkörper gegenüber der tollen, ersten Stunde wirkt. Dabei gelingt es dem Film leider auch nicht, Jake als Figur zu etablieren, mit der man mitfiebert, auch wenn er sich als Romantiker uns gegenüber outet. Schade eigentlich, denn Samanthas Story hätte noch so viel mehr hergegeben. Trotzdem ist Sixteen Candles aber immer noch absolut sehenswert.
In Deutschland erkannte man das Potential der Komödie damals nicht und verwurstete sie unter dem inhaltlich überhaupt nicht zutreffenden Titel Das darf man nur als Erwachsene. Capelight Pictures fügte noch ein „n“ an und fügte noch den treffenderen Originaltitel hinzu. Doch nicht nur dass, denn das nun erhältliche Mediabook enthält, entgegen aller bislang hierzulande erwerblichen Veröffentlichungen, wahlweise die Kinofassung und den Extended-Cut. Dieser ist nur unwesentlich länger (hauptsächlich wurde eine Mensaszene hinzugefügt), dafür aber auch unauffällig nachsynchronisiert. Ich musste nach dem Filmgenuss tatsächlich bei Schnittberichte.com nachschauen, was denn überhaupt verlängert wurde.
In punkto Bildqualität darf man keine Wunder erwarten. Das Bild ist zwar gestochen scharf, bietet aber auch eine Menge Filmkorn. Was den Ton betrifft, so hatte man mit der deutschen Tonspur zu kämpfen. Da nämlich lediglich eine VHS-Synchro existiert, die dank PAL-Speedup zu schnell läuft, stimmte die Tonhöhe nicht mehr. Hier hat man jetzt die Wahl zwischen der unbearbeiteten Originalsynchro (zu tief) und einer alternativen Tonspur mit korrekter Tonhöhe, bei der allerdings ein paar Musikänderungen vorgenommen werden mussten. Ich empfehle trotzdem diese Alternative.
Im Bonusbereich findet man neben diversen Trailern auch entfernte Szenen und eine ganze Reihe Featurettes. Das stabile Booklet, verfasst von Jenny Jecke, ist ebenfalls sehr lesenswert und hübsch bebildert.
Erneut kann man Capelight Pictures zu einer rundum gelungenen, äußerst liebevollen Veröffentlichung gratulieren. Kinder der 80er werden ihren Spaß haben. Alle anderen aber auch.
Trailer: