Wenn wir schon bei den Actionfilmen sind, dann darf natürlich Knubbelnase Jackie Chan nicht fehlen. Der Mann, der bereits von Bruce Lee eine verpasst bekommen hat, ist immer noch im Geschäft. Doch kann der alte Mann des Kung Fu Films (immerhin Baujahr ´54) der jüngeren Konkurrenz immer noch das Wasser reichen?

Regie: Ding Sheng

Darsteller: Jackie Chan, Jaycee Chan, Zitao Huang, Hiroyuki Ikeuchi

Artikel von Christian Jürs

Gleich vorab, Jackie hat 2012 mit „Chinese Zodiac – Armour of Gods 3“ seine Actionkarriere als hüpfender Stunt-Gummiball offiziell beendet. Doch so richtig kann der „lebende Spezialeffekt“, wie sich Chan einst selbst betitelte (siehe die Doku „My Stunts“), nicht verzichten. „Police Story – Back for Law“, „Skiptrace“ und demnächst auch „The Foreigner“, alle diese Streifen gehören dem Actiongenre an, nur halt ohne große Stunts des Meisters, der sich bei „Chinese Zodiac“ auch eher auf Effekte verlassen konnte. Seine letzten großen Würfe in Richtung atemstockende, geisteskranke Stunts lieferte er mit seiner Best Of Show „Mr. Nice Guy“ und – etwas wohldosierter – noch einmal 2001 in „Spion wider Willen“. Alles, was danach kam, bezeugte das Alter des Mannes, der mich in meiner Kindheit und Jugend auf dem VHS-Markt regelmäßig in Erstaunen versetzte. Dieses Grundwissen ist notwendig, um von „Railroad Tigers“, um den es hier gehen soll, nicht enttäuscht zu werden.

Jackie spielt Ma Yuan, einen Eisenbahnarbeiter in Ostchina des Jahres 1941. Dort arbeitet er, unter der Besetzung der japanischen Armee leidend, im Verladebahnhof zusammen mit einer illustren Truppe aus verschiedensten Charakteren. Einer von ihnen ist der junge Rui Ge, den Jackies eigener Sohn Jaycee Chan darstellt. Die Zwei spielen zwar keine miteinander verwandten Figuren, obwohl sich der Film an einer Stelle über deren Ähnlichkeit lustig macht. Eine von vielen gelungenen Gageinlagen, die die eigentlich todernste Geschichte auflockern soll. Denn Ma Yuan und seine Mannen lassen sich die Unterdrückung durch die japanische Armee nicht gefallen und überfallen in aller Regelmäßigkeit unter dem Decknamen „Railroad Tigers“ die Militärzüge der Feinde. Gleich zu Beginn werden wir Zeuge eines solchen Überfalls, den Jackie Chans Stuntteam eindrucksvoll in Szene setzt.

Als eines Tages ein chinesischer Soldat auf der Flucht vor den Japanern Schutz bei Ma Yuan und seiner Pfannkuchen backenden Frau (Fan Xu) sucht, nimmt der Film weit ernstere Töne an. Sie verhelfen dem Soldaten, der eine Brücke in die Luft sprengen soll um die Versorgung und den Nachschub der japanischen Armee zu stoppen, zur Flucht. Als dieser jedoch entdeckt und erschossen wird, fassen Ma Yuan und seine Männer einen Entschluss, der einem Himmelfahrtskommando gleicht…

Regisseur Ding Sheng, der gerade ein weiteres „A better tomorrow“ – Remake abgedreht hat, drehte hier bereits zum dritten mal mit Jackie Chan zusammen. Eine Zusammenarbeit, die mal sehr gut („Little Big Soldier“), mal weniger gut („Police Story – Back for Law“) funktionierte. „Railroad Tigers“ siedelt sich irgendwo dazwischen an.

Warum?

Nun, hier die Pros und Kontras:

Pro:

  • Der Film ist hervorragend ausgestattet und gehört mit einem Budget von 50 Mio Dollar zu den echten Großproduktionen Chinas
  • Jackie mag alt geworden sein und seine Actionszenen weniger spektakulär, trotzdem versprüht er immer noch den Charme eines kleinen Jungen (diesmal mit Bart)
  • Die Gesichte ist durchaus spannend erzählt und hat nur wenige kurze Hänger
  • Viele der eingestreuten Gags, die die eigentlich düstere Handlung auflockern sollen, treffen voll ins Schwarze
  • Die Vorstellung der Figuren sowie eine eigentlich harte Kriegsszene werden in comichafter Optik präsentiert, was originell ist und durchaus zu gefallen weiß
  • In der Schlussszene gibt sich noch ein weiterer chinesischer Filmstar die Cameo-Ehre

Kontra:

  • Leider driften einige der Gags in typisch chinesischen Grimassenschneid-Humor ab, insbesondere das füllige Mitglied der „Railroad Tigers“ nervt gewaltig
  • Auch der Haupt-Bösewicht, ein japanischer General der anfangs als furchteinflößend eingeführt wird, verkommt spätestens in der Szene in der er mit Betäubungsmittel gefüllte Pfannkuchen verspeist und sich in allerlei kuschelbedürftige Situationen begibt, zur reinen Lachnummer
  • An den typisch-chinesischen Patriotismus, der immer häufiger in den Filmen der Hongkong-Filmindustrie zu finden ist, muss man sich gewöhnen. Merke: Alle Japaner sind Schweine, alle Chinesen sind gut

Technisch ist die Scheibe von Koch Media über jeden Zweifel erhaben. Bild und Ton sind hervorragend und auch an Bonusmaterial in Form von Making Of, Trailer und Featurette mangelt es nicht. Auch die Synchronisation ist hochwertig und Jackie hat seinen Stammsprecher Stefan Gossler, der ihm seit „Rumble in the Bronx“ das Sprachorgan leiht.

Fazit:

Wenn man keine Nonstop Stuntshow erwartet, bekommt man immerhin einen ordentlichen Abenteuerfilm mit sympathischen Helden und teilweise wirklich gelungenen Gags. Allerdings sollte man auch mit typischen Albernheiten chinesischer Komödien klarkommen, sonst können die 124 Minuten durchaus anstrengend werden.

Trailer:

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