Nicolas Cage ist zurück…schon wieder! Mit GRAND ISLE – MÖRDERISCHE FALLE (2019) hat sich Koch Films dem neuesten Eintrag in der schnell wachsenden Filmographie des ehemaligen Kassenmagneten angenommen. Ob der Thriller auch für Menschen abseits der Cagesploitation-Fangruppe empfehlenswert ist, erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Grand Isle
Drehbuch: Iver William Jallah, Rich Ronat
Regie: Stephen S. Campanelli
Darsteller: Nicolas Cage, KaDee Strickland, Luke Benward, Kelsey Grammer, Emily Marie Palmer…
Artikel von Christopher Feldmann
Bereits drei Mal war Nicolas Cage in diesem Jahr mit einem Film in unserem Portfolio vertreten. Bei solch einer Produktivität, kommt man als Filmliebhaber schon fast gar nicht mehr hinterher, obgleich man sich dabei immer überlegen sollte, ob man das wirklich möchte, immerhin steht der Ex-Superstar schon seit Jahren nicht mehr für Qualität. Und trotzdem fing das Jahr gar nicht so schlecht an, immerhin war die H.P.-Lovevraft-Verfilmung COLOR OUT OF SPACE (2019) durchaus brauchbar, was zumindest die Hoffnung aufkeimen ließ, es könnte mit Cages Karriere wieder bergauf gehen. Pustekuchen, die beiden folgenden Vehikel PRIMAL (2019) und RUNNING WITH THE DEVIL (2019) waren zwar keine Rohrkrepierer aber gute Filme sehen anders aus. Die absolute Nullnummer hat sich Koch Films allerdings bis zum Schluss aufgehoben, denn GRAND ISLE – MÖRDERISCHE FALLE (2019) ist einer der lausigsten Thriller, die ich seit langer Zeit gesehen habe.
Handlung:
1988, im Provinzstädtchen Grand Isle, wird Handwerker Buddy (Luke Benward) vom örtlichen Detective Jones (Kelsey Grammer), der den jungen Familienvater wegen Mordes verhaftet hat, immerhin hat ihn die Polizei blutüberströmt mit einer Leiche im Kofferraum aufgegriffen. Doch Buddy beteuert seine Unschuld und schildert die Ereignisse der vorherigen Nacht, die er im Haus des Vietnam-Veteranen Walter Franklin (Nicolas Cage) verbracht hat, für den er eigentlich nur einen Zaun hätte reparieren sollen. Ein aufkommender Hurrikan hat ihn allerdings gehindert, den Heimweg anzutreten, was ihn zum Spielball in einem mehr als fragwürdigen Psycho-Duell zwischen Walter und seiner Ehefrau Fancy (KaDee Strickland) hat werden lassen.
Ein neuer Nicolas-Cage-Film hat mittlerweile immer etwas von einem Münzwurf, denn auch hier stehen die Chancen 50/50, ob es sich bei der neuesten Direct-to-DVD-Produktion um ein zumindest leidlich unterhaltsames B-Movie oder um einen langweiligen Stinker handelt. Im Falle von GRAND ISLE war mir die Glücksfee leider nicht hold, denn obwohl der Südstaaten-Thriller durchaus Potenzial mitbringt, ist die Umsetzung leider eine absolute Enttäuschung, selbst für Zuschauer, die ihren Anspruch schon vor langer Zeit abgelegt haben.
Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste dürfte dabei die hemdsärmelige Geschichte sein, mit der man mehr schlecht als recht versucht hat, 90 Minuten zu füllen. Tonal bewegt sich der Plot im Bereich des Psychothrillers, so will man uns den Streifen zumindest verkaufen. Von Thrill kann man hier aber wirklich nicht sprechen, macht die Handlung doch zu keiner Zeit die Mühe, den Zuschauer mit einer Art Mystery zu ködern. Eigentlich ist schon von Beginn an alles klar, Buddy brauch Kohle, also macht der Reperaturarbeiten für, die dazu führen, dass er während eines „plötzlichen“ Hurrikans die Zeit bei dem weirden Ex-Soldaten und seiner nicht minder seltsamen Frau verbringen muss. Die führen eine sonderbare Ehe, machen keinen Hehl daraus, dass sie abgefuckt vom jeweils anderen sind und scheinen irgendwas im Keller zu verstecken, denn der ist mit mehreren Schlössern verriegelt. Dazu laufen im Hintergrund immer Vermisstenmeldungen über den Bildschirm der Flimmerkiste. Die werden doch nicht? Die Antwort fällt dabei erwartungsgemäß einfach aus.
Dazu kommt noch die Tatsache, dass GRAND ISLE nicht nur unspannend, sondern auch stinklangweilig ist. Es dauert satte 55 Minuten bis überhaupt irgendetwas relevantes passiert, alles davor ist uninteressantes Geplänkel und Nicolas Cage, der sich einen Drink nach dem anderen hinter die Binde kippt. Selbst das große Thema zwischen den Charakteren, der geplante Mord an Walters Frau, läuft nach großem Aufbauschen ins erzählerische Nichts und hat schlichtweg keine Bedeutung.
Auch inszenatorisch hat der Film keinerlei Reize. Das Südstaaten-Setting, welches eigentlich prädestiniert für eine fiebrige Atmosphäre vor schöner Naturkulisse ist, wird nicht genutzt, und das obwohl GRAND ISLE on Location in Louisiana gedreht wurde. Die meisten Szenen spielen in dem viktorianischen Haus der Franklins. Das sieht zwar nett aus, hat aber auch wenig Relevanz. Ansonsten ist ein karger Verhörraum der einzige Nebenschauplatz. So bekommt der dröge Plot noch größere Löcher, wenn der Film nicht mal visuell punkten kann.
Auch schauspielerisch lehnt sich hier niemand aus dem Fenster. Der eigentliche Hauptdarsteller Luke Benward ist blass und austauschbar, KaDee Strickland künstelt sich das Antlitz einer Femme Fatale mehr schlecht als recht zusammen und SEINFELD-Star Kelsey Grammer hat gerade einmal zehn Minuten Screentime, in denen er zumeist damit beschäftigt ist, seinen aufgesetzten Südstaaten-Akzent zu wahren. Den Karren aus dem Dreck zieht am Ende Nicolas Cage, der als alkoholisierter Veteran wieder herrlich vom Leder ziehen darf und somit das einzig Sehenswerte Element dieses Films ist.
Die Blu-ray von Koch Films bietet gute Bild- und Tonqualität, das Bonusmaterial bis auf eine Bildergalerie und den Trailer leider nichts.
Fazit:
GRAND ISLE – MÖRDERISCHE FALLE (2019) ist ein lausiger Thriller, langweilig und uninspiriert gefilmt, bis auf Nicolas Cage schlecht gespielt und in seiner Geschichte ein Hauch von Nichts. Lediglich für Cage-Fans interessant, die ihren Star wieder im bewährten Overact-Modus sehen wollen. Alle anderen können diesen Streifen bewusst liegen lassen!
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