Rache ist Blutwurst! In diesem Falle also Morcilla, die spanische Variante der Blutwurst. Blut gibt es in diesem Streifen nicht viel, aber eine Rache unter bösen Leuten, die allesamt ein Kind auf dem Gewissen haben. Mittendrin die toughe Polizistin Eli, die im Sumpf aus Wut und Korruption das Schlimmste zu verhindern versucht. MFA+ CINEMA und SONY PICTURES ENTERTAINMENT DEUTSCHLAND GMBH brachten das Thrillerdrama des TV-Serien Regisseurs Paco Cabezas nun frisch in die heimischen Wohnzimmer.

Regie: Paco Cabezas

Darsteller: Mario Casas, Natalia de Molina, Ruth Diaz, Carlos Bardem

Artikel von Kai Kinnert

In den Straßen von Sevilla herrscht Krieg! Mafia-Clans kämpfen um die Vorherrschaft im organisierten Verbrechen der Stadt. Juan Santos, Mitglied des einflussreichen Clans der Santos, verlässt nur kurz das Gefängnis, um die Kommunion seiner kleinen Tochter Estrella besuchen zu können. Als er mit seiner Familie auf dem Nachhauseweg in einen Crash verwickelt wird und die Kleine dabei stirbt, schwört Juan Rache. Rache nicht nur am Todesfahrer, sondern auch an den Hintermännern. Denn was zunächst wie ein tragischer Autounfall aussieht, entpuppt sich als Vergeltungsschlag rivalisierender Familien. An seine Fersen heftet sich die Polizistin Eli, die alles daransetzt, Juan zu stoppen und dem Bandenkrieg auf den Straßen Sevillas ein für alle Mal ein Ende zu setzen.

Die Santos haben nicht mehr viel Macht im Drogengeschäft der Region Sevillas. Einfluss hatten sie mal, jetzt sind sie Randnummer, leben irgendwo in der Pampa in Wohnwagen und träumen von der Rückkehr ins Business. Das berührt Juan Santos nur indirekt, denn der sitzt im Knast und bekommt für die Kommunion seiner kleinen Tochter Freigang. Das ist mutig von der spanischen Justiz, denn Juan ist im Grunde ein Schwerverbrecher, aber für die Kommunion dürfen auch Gangster aus dem Knast, warum auch nicht. So hat Papa noch einen schönen Tag mit seiner Tochter und sie kann ihm Fragen stellen, wie „Bist du böse oder bist du gut?“ und Juan antwortet mit einem ratlosen Blick.

Seine Brüder und die Mutter sind wieder am Dealen und es kommt wegen einiger Probleme zum hitzigen Gespräch unter den Brüdern. Kaum auf Freigang, geht es schon wieder los – doch die Situation beruhigt sich und Juan kann einen harmonischen Abend mit Frau und Tochter verbringen. Denn so unsympathisch ist Juan nicht, seine Tochter ist niedlich und seine Frau charmant, beinahe eine ganz normale Mittelstandsfamilie, wäre Papa nicht ein Verbrecher. Wer sich allerdings auf den Scheiß von Verbrechen und Gewalt einlässt, wird auch stets davon wieder eingeholt werden, irgendwann, plötzlich und unerwartet…das Karma will fuck you. Und so endet der schöne Abend auf der Heimfahrt abrupt.

Lichter blenden auf, es kracht. Der Kleinwagen der Familie Santos überschlägt sich, das Kind ist tot. Die Polizei kommt an den Unfallort und das Drama um Korruption und Rache nimmt seinen Lauf. Juan muss zwar noch kurz in den Knast zurück, doch er kommt bald frei und kann sich mit seinen Brüdern daran machen, die Täter und Hintergründe des Unfalls zu ermitteln, dicht gefolgt von der Polizei, die dummerweise irgendwie in die ganze Sache verwickelt ist. Gäbe es da nicht die Polizistin Eli, die autark und eigensinnig ihren Kollegen quer schlägt und Juan von seiner Rache abbringen will. Sie ist es letztendlich, die direkt ins Zentrum der Korruption stößt und sich tough durch den Fall beißt. Eli hat Empathie für die trauernden Eltern und stellt die interessanteste Figur in diesem Film dar, dem seine schablonenhafte Story und die irgendwie kraftlose Inszenierung zum Verhängnis wird.

Adiós – Die Clans von Sevilla fehlt es an Dichte, an Wucht – die Inszenierung wirkt da, wo sie authentisch sein müsste, gekünstelt. Die Straßenszenen sind eine Bühneninszenierung und fügen sich nicht in die Umgebung ein. Wenn Eli mit einer Spezialeinheit eine Wohnung einnehmen will, wehren sich die Nachbarn gegen die Polizei, es kommt zu Tumulten auf der Straße und es sieht aus, als würden 30 Komparsen im Bild rangeln. Die Kamera wackelt ordentlich, Hektik hier, Geschrei da, aber es gab kein Geld für einen Stuntkoordinator, der die Künstlichkeit der Inszenierung in authentischen Druck umwandeln konnte. Da verstecken sich drei Halunken mit vollautomatischen Waffen hinter einem Sofa in der gestürmten Wohnung und es kommt, auf einer Distanz von fünf Metern, zum Feuergefecht mit der Polizei. Das Sofa schleudert zwar ordentlich Federn ab, scheint aber ansonsten kugelsicher zu sein, denn absolut niemand wird getroffen. Da war wahrscheinlich auf beiden Seiten die Spaßmunition geladen, denn es dauert ein Weilchen, bis die Nummer mit dem Sofa ein Ende findet und in einer Klopperei endet, die auch nicht richtig packt.

Eli rettet die Nummer etwas, denn am Ende geht es auch für sie um die Wurst und sie ist eine toughe Frau, die mit einem spürbaren Herzen für etwas kämpft. Juans Rache hingegen ist dramaturgisches Konzept, trotz allem szenischem Brimboriums künstlich und Eli die komplexe Reaktion darauf. Das macht den Film unausgewogen und irgendwie bemüht. Adiós – Die Clans von Sevilla berührt selten und findet erst im letzten Drittel zu einer besseren Form in Sachen Story und Spannung. Ein ziemlich durchschnittlicher Film also.

Das Bild der Blu-ray ist sauber und klar, der Ton ist gut. Als Extra gibt es einen Trailer.

Trailer:

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