Ein Mann, ein Gesicht, ein Kampf. Seine Actionheiligkeit Steven Seagal drehte vor knapp 30 Jahren die Streifen, die ihm eine breite und treue Fangemeinschaft bescherten und das Actiongenre um ein paar fiese Kampfnummern bereicherte. Damals gab es noch Budget, große Studios, routinierte Regisseure und gute Co-Stars, um One-Face-Fighter Seagal ins rechte Filmlicht zu rücken und aus den Streifen zünftiges B-Movie-Kino zu machen. STUDIO HAMBURG ENTERPRISES brachte die beiden Klassiker des kämpfenden Kochs nun als Double Feature heraus.

Originaltitel: Under Siege

Regie: Andrew Davis

Darsteller: Steven Seagal, Tommy Lee Jones, Gary Busey, Erika Eleniak, Patrick O´Neal, Colm Meaney, Glenn Morshower

Originaltitel: Under Siege 2: Dark Territory

Regie: Geoff Murphey

Darsteller: Steven Seagal, Eric Bogosian, Katherine Heigl, Everett McGill, Jonathan Banks

Artikel von Kai Kinnert

Teil 1

Auf einer Feier des Nuklearkreuzers Missouri entpuppen sich die Gäste als Terroristen. Brutal nehmen sie das Schiff unter Kontrolle, um in den Besitz der Atomraketen zu gelangen. Doch keiner hatte mit Elitekämpfer Casey Ryback gerechnet. Ein mörderischer Kampf auf hoher See beginnt.

Ich bin nur der Koch.“ heißt es irgendwann in Alarmstufe: Rot und bescherte so Steven Seagal die Textzeile seines Lebens. Regisseur Andrew Davis, der ein Jahr später den geschmeidigen Auf der Flucht mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones drehen sollte, war der richtige Mann für die Inszenierung dieser Textzeile und verpackte den Rest zu einem flotten Kriegsschiff-Spektakel, in dem Mr. Seagal immer nur dann seinen Auftritt hat, wenn es nötig ist. Natürlich gehört ihm der Anfang – er ist ganz der flotte Vorkocher und darf bei der Navy als einziger Schwarz tragen, hat immer einen Spruch drauf und ist ganz der Lässige. Und er ist gut mit dem Messer. Aber dann übernehmen Gary Busey und Tommy Lee Jones als fiese Halunken den Film und Seagal tritt in den Hintergrund, denn er ist ja nur der Koch. Es geht das Gerücht, das sich Tommy Lee Jones während der Dreharbeiten seinen Spaß mit Steven Seagal erlaubte – in dem er ihn Mr. Seagull nannte und täglich einen Fisch mit ans Set brachte. Wie Steven auf die Anspielung an seinen Nachnamen reagierte, ist nicht überliefert.

Andrew Davis inszenierte flott und ließ es auf der Missouri krachen. Das Schiff wurde gut in Szene gesetzt, es wird geballert und abgeschossen, ein Hubschrauber explodiert beeindruckend an Deck (dafür gab es einen MTV Award) und auch das schwere Bordgeschütz darf abgefeuert werden. Der Koch, der sich Anfangs in der Kühlkammer versteckte, agiert derweil im Hintergrund und macht sich an die Rückeroberung des Kriegsschiffs – er hat Geschnetzeltes auf der Speisekarte und schießt sich den Weg zu Gary Busey und Tommy Lee Jones frei. Der Film hält sich recht lange darin zurück, Seagal Raum für eine energische Kampfchoreografie zu geben und steigert so die Spannung. Wann wird der Koch endlich mehr machen, als Schießen und Reden, wann kommt sein Markenzeichen – der knackige Nahkampf? Im Finale ist es dann endlich soweit. Der Koch schnetzelt in gut inszenierten Kampfsequenzen seine Gegner ab und findet im Messerkampf seinen Höhepunkt. Die Messerszenen sind bestens gefilmter Kampffetisch und das Finale zwischen Seagal und Jones ist eine harte Nummer.

Alarmstufe: Rot ist bis heute ein guter Actionfilm und bietet mindestens zwei gute Seagal-Fights, die es in sich haben. Natürlich ist der Film nicht frei von Dämlichkeiten, aber sie passen und machen den Film irgendwie rund.

Das toppen wir!“ muss sich Steven Seagal gedacht haben und produzierte ein paar Jahre später die Fortsetzung Alarmstufe: Rot 2. Im Grunde die gleiche Story wie beim ersten Teil, nur eben jetzt an Bord eines Zuges. Why not.

Teil 2

Skrupellose Terroristen kapern einen Luxus-Zug und bringen einen für die CIA entwickelten Kampfsatelliten unter ihre Kontrolle. Sie fordern eine Milliarde Dollar – oder sie machen Washington dem Erdboden gleich. Nur ein Mann kann den Wahnsinn stoppen: der Koch!

Tatsächlich ist das hier die gleiche Nummer wie beim ersten Film, nur das man hier jetzt schneller zur Sache kommt und der Koch deutlich früher fundiert seine Fachkenntnisse im Messerkampf und Knochenbrechen demonstrieren darf. Lustigerweise betritt Seagal in beiden Filmen über den Kühlraum in der Küche die Story und sorgt ab da für reichliches Ableben in den Reihen der Bösen. Der Unterschied zum ersten Teil ist, das Seagal in der Fortsetzung deutlich früher aktiv wird und so schneller zu seinen Fights kommt. Hier wird flott gestorben – erschießen, erstechen, die Birne zu Brei hauen und aus dem Zug werfen – der Koch schnetzelt sich in überraschend hoher Actiondichte durch die Abteile und erledigt jeden, der keinen Fahrschein hat. Auch wenn es weniger Budget als beim ersten Film gab, braucht sich der Streifen nicht so groß zu verstecken. Ein Zug ist kein Schlachtschiff, aber trotzdem hatte man sich Mühe gegeben. Die Tricks vor der Green Screen wurden dankbar kurz gehalten und auch bei den Modellaufnahmen am Ende kann man noch ein Auge zudrücken. Die Story ist Makulatur, die Figuren ein Abziehbildchen der Vorhersehbarkeit – die Action aber macht Spaß. So gesehen ist Alarmstufe: Rot 2 sogar das bessere B-Movie als sein Vorgänger, denn hier ist die Nummer noch höher komprimiert worden und Seagal hat keine Konkurrenz, die man mit langen Handlungssträngen angemessen bedienen müsste. Tatsächlich wird in der Fortsetzung noch etwas ruppiger und zahlreicher gestorben, als im ersten Teil.

Und so geht Alarmstufe: Rot 2 überraschend angenehm durch, denn der Film kaschiert seine Dämlichkeit auch hier mit Ironie und reichlich Action, nur das eben jetzt Geoff Murphey die Regie führt (Quiet Earth, 1985) und Seagal mehr zum Zuge kommt. Ein gelungenes Doppelpack an Action der 1990er also, das auch heute noch unterhalten kann.

Das Bild der DVD ist zwiegespalten, denn es ist in 1080i. Das müsste heute nicht mehr sein, denn es gibt längst bessere Master.

Trailer:

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