Man ist das kalt. Schnee, Schlamm, Dreck und Blut – die Front ist kein Zuckerschlecken, das ist mal klar. Hier wurde ein großes Set authentisch ausgestattet und bei Väterchen Frost mit einigem Aufwand gekonnt abgedreht, da möchte man sich gleich seine dicken Socken anziehen. CAPELIGHT PICTURES bringt das russische Kriegsspektakel nun ins Heimkino.

Originaltitel: Rzhev

Regie: Igor Kopylov

Darsteller: Sergey Zharkov, Ivan Batarev, Oleg Gayanov, Igor Grabuzov, Aleksandr Gorbatov

Artikel von Kai Kinnert

1942, die Schlacht von Rschew: Nach verlustreichen Kämpfen in der Nähe des Dorfes Ovsyannikovo hält das verbliebene Drittel der sowjetischen Truppen bis zum Eintreffen der versprochenen Verstärkung die Stellung gegen die Einheiten der Wehrmacht. Ein Rückzug ist ausgeschlossen, da das Hauptquartier befohlen hat, das Dorf um jeden Preis zu halten. Den Soldaten wird allmählich klar, dass diese Schlacht ihren Untergang bedeuten könnte. Als dann auch noch der Leiter einer Spezialabteilung zu den Rotarmisten stößt, der Verräter innerhalb der eigenen Reihen entlarven soll, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wendung.

In den ersten 15 Minuten knallt der Dampfhammer. Mit großen Einstellungen und einigen Plansequenzen eröffnet der Streifen zu Anfang gleich mal als große Schlachtplatte, bei der die halbe Kompanie drauf geht. Die Action ist deftig inszeniert und die Treffer blutig, wenn auch meistens aus dem Computer generiert. Aber da der Streifen hier nicht locker lässt, packt die Eröffnung mit cineastischer Wucht und so prasseln die Kampfhandlungen wie Dauerfeuer auf den Zuschauer ein, der hier nah am Geschehen ist. Dreck, Tod und Zerstörung aller Orten, Granatentrauma inklusive. Die Kamera ist großartig, optisch ist das hier Oberliga. Farben, Licht und Texturen sind übrigens den gesamten Film über eine tolle Kameraleistung und gut gewählte, dreck- und wettergegerbte Gesichter liefern einen glaubwürdigen Look ab. Obwohl der Film digital gedreht wurde, hat man sich sehr um ein analog wirkendes Bild bemüht. Die richtige Wahl an Objektiven und eine perfekte Farbcharakteristik verpassen dem Film optisch eine hohe Qualität, dass es eine Freude ist.

Bei den CGI-Effekten läuft der Hase nicht ganz so rund, digitales Blut ist als solches zu erkennen und auch das Flugzeug sieht tricktechnisch nicht gut aus. Allerdings geht hier vieles sehr schnell und auch John Wick hatte so seine Probleme mit dem CGI-Splatter, daher kann man gut drüber hinweg sehen und auch das deutsche Flugzeug ist bald wieder vergessen. Nach dem actionreichen Anfang beruhigt sich der Streifen und die Handlung nimmt ihren Lauf. Nun geht es um Kameradschaft, politische Sentimentalitäten und mangelnden Nachschub. Das besagte Flugzeug fliegt vorbei und wirft Flugblätter ab, was den Leiter der Spezialabteilung auf den Plan ruft. Sind alle Flugblätter verbrannt worden oder hat sich ein Rotarmist ein paar davon eingesteckt? Also alle die Uniformen auf und siehe da – einer hat ein paar Zettel „zum Rauchen“ an sich genommen. Was nun? Der altgediente Kamerad soll erschossen werden. Doch dann kann der Kommandeur nicht mehr für die Sicherheit des Spezial-Leiters garantieren. Außerdem hat man Wichtigeres zu erledigen, denn die Deutschen werden das Dorf einnehmen und dies gilt es zu verhindern. Die Stellung muss gehalten werden, der spätere Kampf um das Dorf Rschew war damals kriegsentscheidend.

Viele der Dialoge mögen polit-historisch erbaulich sein, bremsen aber den Film herunter. Dazu kommt der Pathos, der jede Szene durchweht, da spielt die Musik auf, da wird der Veteran im Kino geweint haben. Die Story schrammt zeitweise am filmischen Volkstheater vorbei, das aber immerhin gut besetzt worden ist. Gesicht, Typen und Ausstattung passen, großartig gefilmt ist es sowieso, aber wenn nicht geschossen wird, schlabbert der Film in unnötigen Längen und Dialogen. An Action wird der Anfang nicht mehr getoppt, wobei sich aber noch immer sehenswerte, kürzere Actionmomente im Laufe der Spielzeit ergeben.

1942 – Ostfront ist technisch unbestritten ein gelungener Film. Die Action funktioniert, ist hart und gekonnt inszeniert. Die Kamera hat was drauf, Licht und Farben sind toll. Nur in der Story wird es nicht so dolle, das hätte man straffen und anders gewichten müssen, um Inhaltlich mithalten zu können. Weniger politisch motivierten Pathos und mehr von der ungeschönten Betrachtung menschlichen Dramas im Angesicht des Todes und der Granatenschocks, die hier öfter auftreten, hätten dem Streifen besser gestanden. Die Action am Anfang hat Wucht und wird im Laufe des Films vereinzelnd und kürzer wieder aufgenommen. Wer sich an der inhaltlicher Unausgewogenheit und einem misslungenem CGI-Flugzeug nicht stört, darf einen Blick wagen.

Das Bild der uns vorliegenden Blu-ray ist satt und ausgewogen, der Ton ist gut, die Synchronisation ebenso.

Trailer:

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