„Children of the Corn“ ist mit Abstand die am häufigsten verfilmte Story aus der Feder von Stephen King. Ursprünglich im Jahre 1977 als Kurzgeschichte im Erotikmagazin Penthouse veröffentlicht, brachte es die Story der gläubigen Killerkinder auf bislang insgesamt neun Einträge in den Filmdatenbanken. Die achte Verfilmung, die sich als Remake versteht, bekommt von Capelight nun „endlich“ eine Heimkinoveröffentlichung spendiert.
Originaltitel: Children of the Corn
Regie: Donald P. Borchers
Darsteller: David Anders, Kandyse McClure, Daniel Newman, Preston Bailey
Artikel von Christian Jürs
1984 begab sich ein sympathisches, junges Pärchen, gespielt von der damals verdammt heißen Linda Hamilton und dem smarten Peter Horton, in die scheinbare Geisterstadt Gatlin in Nebraska. Dort wollten sie eigentlich einen Mord melden, müssen jedoch feststellen, dass der Ort nur noch von den Kindern selbst beheimatet ist. Diese führen eine strenggläubige Sektengemeinde, die alle Erwachsenen in der Stadt dem Gott des Maises opfern. Leider kein Mais-terwerk unter den King-Verfilmungen, aber dank der guten Darsteller (auch die Kinderdarsteller überzeugten einst) und der spooky Location ein durchaus guckbares Filmchen, dass eigentlich erst im Finale ins Straucheln geriet. Die Fortsetzungen waren allesamt belanglos bis schlecht. Einzig der splatterige dritte Teil konnte zumindest Trashfans unterhalten.
Ebenfalls die 2009er Verfilmung kann mit einer tollen, geisterhaften Location aufwarten und diese im Habenbereich verbuchen. Auch, dass die vorliegende Veröffentlichung die Unrated-Version beinhaltet, ist durchaus positiv zu bewerten. Ja, und die Synchronisation geht auch in Ordnung. Somit haben wir den „Positiv“-Bereich durch und …ääh? Das soll schon alles sein, was gut an dem Film bei mir wegkommt? Oh ja…
Höret, ich habe ein Zeichen empfangen.
Der, der hinter den Reihen wandelt sprach zu mir.
Er sagte, ich würde 92 Minuten Höllenqualen durchleiden…
Er sollte recht behalten.
Das Elend beginnt schon gleich zu Anfang. Während das Original hier den Ausbruch der Gewalt seitens der Kinder mit einem Massaker präsentiert, sehen wir den pausbäckigen Anführer Isaac, gespielt von Preston Bailey, den viele von Euch als Dexter-Morgan-Sohn Cody kennen dürften. Leider spielt er auch hier ausdruckslos und rattert seinen Text so lustlos runter, dass Stephen Seagal wohl doch einen Oscar für sein Lebenswerk verdient hätte. Warum man vor dem lächerlichen Hosenscheißer (Isaac, nicht Seagal) trotzdem Angst haben sollte, beweist er später bei einem gekonnten CGI-Effekt-Messerwurf, mit dem er zielsicher die Schulter des Helden (?!?) trifft (warum er nicht auf Stirn oder Herz zielt, ist nur einer der unlogischen Punkte in diesem Rohrkrepierer).
Wer sich nun fragt, warum ich hinter dem Begriff „Held“ Frage- und Ausrufezeichen gesetzt habe, dem wird bereits während der fernsehfilmentlarvenden Billigcredits klar, dass wir hier kein Heldenpärchen beim Besuch in Gatlin begleiten dürfen, sondern zwei unfassbar unsympathischen Arschlöchern die nächsten eineinhalb Stunden zusehen dürfen. Ja, Burton (David Anders) und seine Frau Vicky Stanton (Kandyse McClure) gehen dem Zuschauer von der ersten Sekunde mit ihrem Dauer-Ehekrach gehörig auf den Senkel. Somit haben wir das nächste Problem: Warum soll ich mit zwei so nervigen Kackbratzen mitfiebern, wenn ich denen selbst die Heugabel in den Rachen schieben möchte, damit die den Mund halten. Während des Dauergepöbels finden wir jedenfalls heraus, dass Madame aus einer christlichen Familie stammt und jetzt so gar nichts mehr von Kirche und Co wissen möchte. Selbst das Betreten einer Kirche bekommt sie nicht hin. Ich frage mich, ob da drei Sechsen auf ihrem Hinterkopf prangen?
Nur unwesentlich weniger nervt Burton, der alle paar Minuten heraushängen lässt, dass er in Vietnam ein Kriegsheld war, der aus jeder ausweglosen Situation herauskam. Moment mal…Vietnam? Der modern frisierte Typ mit seiner dunkelhäutigen Freundin ist doch nicht Anfang sechzig? Tja…man glaubt es kaum, obwohl sämtliche Darsteller modern frisiert sind, spielt der Film 1972. Ein weiteres Indiz hierfür ist die alte Amischleuder, die unser Kriegsheld hier durch die Einöde kutschiert. Komplett übrigens nur mit elektrischen Fensterhebern, die 1975 zur Standardausrüstung gehörten.
Als unsere beiden Sympathieträger, die sich übrigens in den Flitterwochen befinden (!!!) sich ihrem Hobby, dem Ankeifen, Anbrüllen und gegenseitig Beleidigen hingeben, läuft unbemerkt ein kleiner Junge auf die Straße und wird vom Auto zermatscht. Vicky kriegt ´nen Kreischanfall (also bleibt quasi alles beim Alten), nur Burton behält die Ruhe, scheuert seiner Alten erst mal kräftig eine und erkennt danach sofort „Ich habe ihn nicht getötet. Jemand hat ihm die Kehle durchgeschnitten. Er wäre sowieso gestorben!“. Also packt er den Kadaver in den Kofferraum und sucht die nächste Polizeistation. Doch in Gatlin, dem anliegenden Ort, ist keine Menschenseele zu finden. Es scheint, als würde hier seit Anfang der Sechziger niemand mehr leben (obwohl doch die Kinder dort leben). Nur die Kirche trägt wirbt mit dem Gottesdienst von letztem Sonntag. Burton wird neugierig und will nachschauen. Das seine panische Frau mittlerweile Todesängste aussteht, interessiert ihn nicht. Stattdessen betritt er die komplett schallisolierte Kirche, in der er nicht mitbekommt, dass sein Frauchen draußen wildhupend und auch mit der Schrotflinte schießend um Hilfe fleht. Nichts davon dringt in die fünf Meter entfernte Kirche. Erstaunlich.
Ich will hier den weiteren Verlauf gar nicht spoilern, es gibt bestimmt Stephen King Fans da draußen, die Freiwillig in ihr Unglück rennen. Nur eines noch. Burton stellt sich allen Ernstes der Kinderschar entgegen und droht ihnen mit so Worten wie „Das ist mein Krieg!“, „Wenn man den Krieg überleben will, muss man selbst zum Krieg werden!“ oder auch „Das ist blaues Licht. Das leuchtet blau!“ – Halt Macho-Kriegsfilmparolen. Dabei läuft eine Patriotenmusik, die sicher aus den Archiven der alten Cannon-Pictures-Chuck-Norris-Filmographie stammt. Die Kids sind davon übrigens so beeindruckt, dass sie starr stehen bleiben. Echte Patrioten halt. Ach ja, ein Feuergefecht mit Sturmgewehren gibt’s auch noch im Maisfeld. Muss man (nicht) gesehen haben, um es zu glauben.
Die Unrated Fassung bietet einige erweiterte Dialoge (die untertitelt vorliegen), eine harmlose Sexszene und wohl die ein oder andere Erweiterung der Mordszenen. Nichts davon wertet den Film sonderlich auf, außer man steht auf unfreiwillige Komik. So bricht Burton unter lautem Knacken einem der Jungen den Ellenbogenknochen aus dem Arm heraus, nur damit dieser in der Folgeeinstellung wieder gut sichtbar im Ärmchen steckt.
Fazit:
Ein Remake, dass wirklich nur ganz beinharte King Fans wirklich begeistern wird. Ich empfand den Film lahm, unfreiwillig komisch und durch die unsympathischen Hauptfiguren gar langweilig. Einzig das Setting ist schön. Regisseur Donald P. Borchers, dessen Filmkarriere hiernach beendet wurde (sowas von verdient!), wurde wohl von dem geholt, der hinter den Reihen wandert. Auf Wunsch kann man sich die volle Dröhnung besorgen, in dem man den Capelight Sammelschuber mit zusätzlich Teil 1 – 3 darin ins Regal stellen kann. Dann hat man immerhin einen halbwegs guten Film dabei.
PS: Ach ja, bitte verratet den Jungs von Capelight nicht, dass Teil 7 bislang noch gar nicht bei uns veröffentlicht wurde. Nicht, dass die noch auf dumme Ideen kommen!
Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen:
HALLELUJA, ich hab´s überlebt.
Trailer: