FANGORIA ist nicht nur ein berühmt-berüchtigtes Splatter-Horrormagazin aus den Staaten, welches mir auf Flohmärkten viel zu früh in den 80ern in die Hände fiel. Nein, auch als Horrorfilmproduktionsfirma ist man dort seit Jahrzehnten tätig. Wie im Heft, so geht es auch in den Filmen ordentlich zur Sache. Eines ihrer neuesten Werke kommt nun im Verleih von TIBERIUS FILM nach Deutschland und – wer hätte es gedacht – sogar komplett ungeschnitten, trotz saftiger Splattereffekte. Dann mal auf zur fröhlichen Jungfrauenopferung…

Regie: Chelsea Stardust

Darsteller: Hayley Griffith, Ruby Modine, Rebecca Romijn, Arden Myrin, Jerry O´Connell

Artikel von Christian Jürs

Hach, dass waren noch Zeiten, als ich als Pizzafahrer vor einem viertel Jahrhundert (scheiße, bin ich alt) durch Lübecks Straßen fuhr und die Mafiatorte unter den hungrigen Mäulern verteilte. Macht man sowas über einen längeren Zeitraum, so trifft man auf allerlei schräge Gestalten und erlebt die skurillsten Momente. Ich könnte Euch einige Geschichten erzählen, doch so krass wie es Samantha, genannt ´Sam´(Hayley Griffith) in diesem Film bereits an ihrem ersten Arbeitstag erwischt, war es bei mir dann doch nicht. Gott sei Dank, möchte ich meinen.

Egal, wo Sam auch ihre Pizzen ausliefert, das erhoffte Trinkgeld bleibt aus. Dazu muss man wissen, dass in den USA sowohl Kellner, als auch Pizzaboten auf genau diese Kohle angewiesen sind, da die Grundgehälter dort eher lachhaft ausfallen. Wer Reservoir Dogs gesehen hat, weiss, was ich meine. Als sie eine Bestellung in einem weit außerhalb liegenden Villenviertel annimmt und ihr der Sprit für den Motorroller ausgeht, wird ihr erneut die Tür vor der Nase zugeknallt, ohne, dass sie für ihre Dienste entlohnt wird. Einer Mischung aus Verzweiflung und aufkeimendem Zorn in ihr ist es zu verdanken, dass sie sich Zugang zu dem teuren Anwesen verschafft, um das benötigte Kleingeld einzufordern. Keine besonders gute Idee, denn dort hält die Gastgeberin Danica Ross (Rebecca Romijn) gerade eine Willkommensrede vor versammelter Manschaft, die von Sam je unterbrochen wird. Dumm für das junge Mädchen, dass sie mitten in die Vorbereitung zu einem satanischen Ritual damit eingreift, bei dem verzweifelt eine Jungfrau zur Opferung gesucht wird. Noch dümmer für sie ist allerdings, dass sie noch nie etwas mit einem Jungen hatte und immer noch unbefleckt ist, was den Satansanbetern sogleich bewusst wird. Also wird sie Schwupp-di-Wupp überwältigt und betäubt, um als Main-act dem Satan ein Kind zu gebären. Doch Sam hat so gar keinen Bock auf Rosemaries Baby und setzt sich zur Wehr…

Aus dem Hause Fangoria kommen seit jeher natürlich nur kleine Horror- und Gewaltfilme, dafür steht man mit dem guten Namen. Große Genreperlen kamen dabei nie zum Vorschein, sondern nur Futter für die Fans. Ob Children of the Night, Brain Slasher oder Angel of the Night – die Filmographie des Studios wird Filmhistorisch mit Sicherheit nie relevant sein. Macht aber nix, denn Genrefans erfreuen sich auch an kleinen Streifen wie jüngst VFW oder dem Castle Freak Remake. Auch Satanic Panic wird außerhalb der Nerdfraktion sicherlich keine großen Wellen schlagen. Muss er auch nicht, es ist halt ein Genrefilm und sogar ein ziemlich unterhaltsamer seiner Art. Man merkt einfach, dass Regiedebütantin Chelsea Stardust Freude am Genre hat und ein gutes Timing für Humor besitzt, von dem der Streifen nur so strotzt. So zitiert sie in der Eröffnungssequenz gleich einen der ganz großen Horrorklassiker mit einem Augenzwinkern: Halloween – Die Nacht des Grauens. Dass sie einen tollen Cast um sich scharen konnte, macht die Sache nur noch besser. Sei es Femme Fatale Rebecca Romijn als Oberbitch oder der kurz vorbeischauende Jerry O´Connell, dessen Wandlung vom pummeligen Vern aus Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers zum smarten Liebhaber aus Scream 2 mich immer noch fasziniert (er ist im echten Leben übrigens mit Frau Romijn liiert!!) oder aber Ruby Modine aus dem Happy Deathday Franchise als Danicas Tochter, ihnen allen ist die Spielfreude ins Gesicht geschrieben. Der größte Glücksgriff war aber die unbekannte Hayley Griffith in der Hauptrolle. Mit gerade einmal elf Einträgen in der IMDb steht die junge Dame erst am Anfang ihrer Karriere. Ich bin mir aber sicher, dass wir von ihr noch einiges hören, bzw. sehen werden. Sie führt uns mit ihrer unverbrauchten, natürliche Art sicher durch den Film und besitzt genügend Charisma, damit man um ihre Figur bangt.

Ein weiterer Grund zur Freude sind die weitestgehend handgefertigten Spezialeffekte, die ordentlich saftig, aber immer mit einem Augenzwinkern daher kommen. Da lacht das Herz des Horrorfans. Noch mehr freuen darf man sich, dass diese auch in der deutschen Fassung unangetastet blieben, was früher im Hause Tiberius Film nicht gerade selbstverständlich war. Allzu oft scheiterte das kleine Label an der FSK-Hürde und war gezwungen, Stümmelfassungen auf das zahlende Publikum loszulassen. Doch Zeiten ändern sich und mittlerweile hat das Label Sony Pictures als Rückendeckung, was sich auch auf die Qualität der Synchronisationen ausgewirkt hat. Diese ist im Falle von Satanic Panic nämlich recht ordentlich und bietet ebenfalls keinen Grund zur Kritik. Nein, es ist wirklich alles chic bei dieser Veröffentlichung, die uns als Streaminglink zur Verfügung stand, weswegen wir endgültige Wertungen bezüglich Bild- und Tonqualität nur vage äußern können. Im Bonusmaterial der physischen Veröffentlichung sollen sich im Bonusbereich nur Trailer befinden, aber dass ist natürlich auch nur Hörensagen. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber doch noch. Wie fast immer im Hause Tiberius Film bekommt man eine Covergestaltung Marke Eigenbau. Versteht mich nicht falsch, liebe Covergestalter, die leichtbekleidete Schönheit, die von schwarzen Satansklauen bedrängt wird, sieht zwar ganz nett aus, aber das Originalmotiv ist um so vieles hübscher. Glaubt Ihr nicht? Doch, schaut selbst:

Hier wäre ein Wendecover mit dem Originalmotiv eine wirkliche Alternative, denkt mal drüber nach. Doch trotz dieses kleinen Makels möchte ich Satanic Panic Horrorfans, die auf Streifen wie Deathgasm, Die Killerhand oder The Babysitter abfahren, hiermit freundlichst ans Herz legen. Denn Chelsea Stardusts Film ist ein Film mit Herz…und anderen Innereien.

Trailer:

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