Eins, Zwei, Freddy kommt hier nicht vorbei – auch wenn in diesem neuen Horrorfilm, den uns KOCH FILMS präsentiert, Lin Shaye, die jüngere Schwester von Nightmare on Elmstreet-Produzent Robert Shaye, zugegen ist. Diesmal ist es ein Traumfänger, der das Böse in unsere Welt bringt. Ob der nicht mehr so kleine Elliott aus E.T. und die Silent Hill erprobte Radha Mitchell dem Bösen Einhalt gebieten können?

Regie: Kerry Harris

Darsteller: Henry Thomas, Radha Mitchell, Finlay Wojtak-Hissong, Lin Shaye

Artikel von Christian Jürs

Legasthenie kann tödlich enden. Zumindest, wenn es nach dem Regiedebüt von Kerry Harris geht. Hier informiert man uns nämlich gleich zu Beginn über den kleinen, aber entscheidenden Unterschied zwischen einem „C“ und einem „K“. Während ein Dreamcatcher, ein Traumfänger, die bösen Geister aus dem Schlaf des Menschen fernhält, fungiert ein Dreamkatcher als Transporteur des Bösen. Da seht Ihr Kinder, wie wichtig es ist, in der Schule aufzupassen.

Die Handlung von Dreamkatcher findet anschließend in schönster, ländlicher Idylle statt. Dort, in einem wunderschönen Landhaus, möchte Luke (Henry Thomas) mit seinem Sohn Josh (Finlay Wojtak-Hissong) und seiner neuen Flamme Gail (Radha Mitchell), einer Kinderpsychologin, ein paar schöne Tage verbringen. Vor allem aber möchte er seinen Sproß an die neue Mutterfigur gewöhnen. Doch Josh, der seine leibliche Mama laut Aussage des Vaters durch den Ertrinkungstod verlor (was natürlich nicht der Wahrheit entspricht), denkt gar nicht an ein harmonisches Beisammensein und beschimpft die sympathische Gail wo er nur kann. Wie für einen Horrorfilm üblich, träumt der kleine Mann dann noch jede Nacht von seiner richtigen Mutti (Jules Willcox), allerdings sind dies keine schönen Träume, sondern handfeste Albträume, in denen sich auch mal der Kopf der Mami spaltet. Allzu ernst nimmt sein Vater diese Träume jedoch nicht und begibt sich aus beruflichen Gründen vorübergehend zurück in die Großstadt, während Gail nichts anderes übrig bleibt, als alleine mit dem ach so süßen Lockenkopf klarzukommen. Dieser läuft ihr auch sogleich im Wald davon und täuscht ganz lustig mal kurz seinen Selbstmord vor. Ha,ha,ha,ha,ha! Man muss ihn einfach gernhaben, den Sonnenschein. An einer Lichtung entdecken Ziehmutter und Kind danach die Behausung und zugleich den Esotherikshop von Ruth (Lin Shaye), die allerlei Glücksbringer und Traumfänger im Repertoire hat (und Wildbeerenmarmelade, was sie nicht müde wird, zu erwähnen). Der unter seinen Träumen leidende Josh möchte natürlich so einen Traumverbesserer haben, doch Gail, die als Psychologin von derlei Mumpitz nichts hält, verwehrt dem Jungen dieses Utensil. Und was macht unser kleiner Sonnenschein Josh? Richtig, er stiehlt einfach einen Dreamkatcher, womit er einen mächtigen Dämon ins Haus holt, der sogleich beginnt, den Jungen zu manipulieren…

Radha Mitchell im Cast ist schonmal ein gutes Zeichen, war sie doch in Pitch Black und Silent Hill mit von der Partie, die beide äußerst gelungen sind. Und ohne Lin Shaye wäre die Insidious-Reihe nur halb so gut, weswegen man sie auch hier gerne wieder sieht. Beide, vor allen Dingen Shaye, verrichten auch einen ordentlichen Job, bleiben aber auch das Highlight in einem Film, der ansonsten wie Malen nach Zahlen funktioniert. Gut, die malerische Kulisse ist noch ein weiterer Pluspunkt, doch wenn die Fahrt ins Landhaus der toten Seelen im Vorspann zu einer 1:1 Kopie von Stanley Kubricks Shining mutiert, möchte man verschämt wegblicken. Henry Thomas beweist leider eindrucksvoll, warum aus ihm nach E.T. – Der Außerirdische kein großer Star wurde. Allzu blass spielt er seinen Part und wenn er nach zwanzig Minuten für eine dreiviertel Stunde aus dem Film verschwindet, wird er auch nicht vermisst. Den nervigen, kleinen Finlay Wojtak-Hissong hätte er dabei gleich mitnehmen können, denn der verbreitet so gar keinen Grusel. Apropos, der Film könnte natürlich mit gelungenen Horrormomenten punkten, doch fällt Regisseur Kerry Harris nichts ein, außer einen billigen Jumpscare an den Nächsten zu heften. So steht der kleine, dämonische Junge plötzlich hinter einer Kühlschranktür, als diese verschlossen wird oder zeichnet gruselige Krickelbilder. Auch in den letzten Minuten, wenn es endlich zur Sache geht, fällt den Machern nichts weiter ein, als dem Wuschelkopf eine verzerrte Stimme aufzudrücken. Buuuhuuuhuuu. Das Ende lässt dann auch noch Fragen offen und möchte mit einem lahmen Schlussgag punkten, den man schon hundertmal besser gesehen hat. Was bleibt, sind zwei gute Darstellerinnen und ein schönes Setting, aber leider nur müder Horror von der Stange.

Der Veröffentlichung von Koch Films hingegen kann man keine Vorwürfe machen. Bild- und Tonqualität sind wiedermal top, die Synchronisation ist hochwertig und im Bonusmaterial finden sich neben Trailern noch diverse Interviews mit den beteiligten. Wer also Lin Shaye und Radha Mitchell mag oder mit der Freundin einen harmlosen Gruselfilm nach Schema F schauen möchte, kann reingucken, doch Alternativen gibt es auch da wesentlich bessere. Schade drum.

Trailer:

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