Mr. Banker Films liefert im Vertrieb von Cargo Movies wieder saftig Nachschub für alle Nostalgiker, die in den 1990er Jahren jeden noch so konventionellen Klopper mit nach Hause genommen haben. THUNDERCLAP: TERMINATOR WOMEN (1993) passt als Kampfsport-lastiger Actionreißer genau in dieses Schema und wartet in Gestalt von Jerry Trimble und Karen Shepherd mit reichlich Videotheken-Prominenz auf!

Originaltitel: Terminator Women

Drehbuch: Jeanette Francesca Qissi, John S. Soet

Regie: Michel Qissi

Darsteller: Jerry Trimble, Karen Shepherd, Michel Qissi, Ashley Hayden, Ted Le Plat…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Julie (Karen Shepherd) und Jay (Jerry Trimble), zwei Cops aus L.A., haben den gefährlichen Auftrag, Marsalas (Len Sparrowhawk) nach Afrika zu überführen. Er soll gegen den international gesuchten Schwerverbrechr, Frauenhändler und Anführer eines Goldschmuggel-Syndikates, Alex Gatelee (Michel Qissi), aussagen. Bereits während der Fahrt ins Gefängnis sind Gatelees Männer hinter ihnen her. Sie wollen Marsalas um jeden Preis. Nur durch ihren übermenschlichen Kampfeinsatz können Julie und Jay die Männer überwältigen. Aber Gatelee gibt nicht auf und kidnappt Julie, um Marsalas Freilassung zu erpressen. Nun ist Jay gezwungen, allein gegen das Killer-Kommando zu kämpfen.

Die 1990er Jahre waren das Zeitalter des Direct-to-Video-Actionfilms. Streifen, der unteren Preisklasse, die besonders darauf erpicht waren, dem geneigten Zuschauer für kleines Geld das zu liefern, nach dem er dürstete: Straighte Fights und Ballereien. Oftmals waren diese Werke Fließband-Produktionen, was aber dem Konsumenten meist ziemlich egal war, Hauptsache es gab auf die Mütze. Karen Shepherd gehörte in diesem goldenen Jahrzehnt zu denjenigen Actionstars, die über die Billig-Produktionen nie hinaus kamen. Einst stand sie als legitime Nachfolgerin von Cynthia Rothrock in den Startlöchern, doch es blieb bei Heulern wie KICKBOXER COP (1991), MARTIAL LAW 3 (1992) oder CYBORG 2 (1993). THUNDERCLAP (1993) dürfte mit einer ihrer veritabelsten Titel darstellen, bekam sie doch mit Jerry „Goldenboy“ Trimble einen erfahrenen Kickbox-Champion zur Seite gestellt, der sich in dieser Zeit sein Geld ebenfalls mit preiswerter Heimkino-Unterhaltung verdiente.

Besonders bemerkenswert ist der Streifen deshalb, da er das Regie-Debüt von Michel Qissi darstellt, der auch gleich den Part des bösen Obermufti übernahm. Qissi dürfte Fans einschlägiger Prügel-Action vor allem als „Tong Po“, dem Endgegner von Jean-Claude van Damme, KICKBOXER (1989) bekannt sein. Hier durfte er erstmals seine Fähigkeiten als Regisseur und Storyteller unter Beweis stellen. Das Ergebnis kann sich dabei durchaus sehen lassen. THUNDERCLAP ist zwar formelhaft geraten aber durchweg unterhaltsam. Der Plot passt problemlos auf eine Pizzaschachtel und bedient sich der etablierten Elemente des Buddy-Cop-Films. So müssen Trimble und Shepherd zahlreiche Schurken vermöbeln, um dem fiesen Gatelee Habhaft zu werden, der als skrupelloser Menschenhändler und Mörder nichts anbrennen lässt. So hangelt sich der Film von Shootout zu Shootout und von Keilerei zu Keilerei, ständig mit dem Anspruch vor Augen, sein Publikum nicht zu langweilen. Ich habe wirklich ein Faible für solche Werke, die sich bewusst sind, schauspielerisch und handlungstechnisch keinen hinter dem Ofen hervorzulocken und deshalb auf Schauwerte setzen, wobei man sich bewusst sein muss, dass sich diese Schauwerte auf die körperlichen Fähigkeiten seiner Hauptdarsteller beschränken.

Rein optisch sieht THUNDERCLAP eben nach günstigem Videotheken-Schlonz aus, der in Afrika angesiedelt ist, wo seiner Zeit gut und gerne für den schmalen Taler gedreht wurde. Auch die Buddy-Thematik wird spätestens mit Karen Shepherds Entführung fallen gelassen. Tatsächlich fällt sie in der zweiten Hälfte des Films ziemlich aus dem Geschehen, damit Trimble allein zum Rundumschlag ausholen kann. Dies fällt erfreulicherweise unterhaltsam aus und um keinen noch so akrobatischen Move verlegen, darf der Blonde C-Star ordentlich die Handkante sprechen lassen. Egal ob gegen fiese Schläger oder Motorrad-Killer.

Shepherd hingegen muss sich aus der Gefangenschaft befreien und hetzt mit Anhängsel größtenteils durch die Fauna, anscheinend traute man ihr schon damals nicht viel Starqualitäten zu. Aber auch die „Terminator Women“, so der Originaltitel, beweist eine gute Physis und steht ihrem männlichen Kollegen in nichts nach. Dass der Film allerdings mit ihr offensichtlich Werbung macht (der Titel!) grenzt dabei fast schon etwas an Kundenbetrug, da Trimble wesentlich mehr zu tun bekommt.

Qissi hingegen wärmt seine „Tong Po“-Darstellung nochmal auf und inszeniert sich als psychopathischer Schläger, der aber eine gewisse Bedrohlichkeit ausstrahlt. Insgesamt kann man festhalten, dass THUNDERCLAP ordentliche B-Ware darstellt, narrativ aber wieder einige Holprigkeiten bietet. Warum man eine nachweislich im Kampfsport versierte Polizistin in einem Baumhaus gefangen hält und ihr nur die Hände fesselt, bleibt ebenso ein Geheimnis, wie der Verbleib des afrikanischen Jungen, der für einen Großteil der Laufzeit zum Verbündeten der Cops wird aber kurz vor dem Finale einfach verschwindet, weil mutmaßlich seine Mutter ermordet wird. Wird nie wieder angesprochen oder auch nur angedeutet, ob gewollt oder nur aus Schludrigkeit, das entzieht sich meiner Kentniss.

Die DVD von Mr. Banker Films/Cargo Records bietet wie immer ein 4:3-Bild und die Qualität eines handelsüblichen VHS-Bilds. Trotzdem ist dies und auch der Ton vollkommen in Ordnung. Extras gibt es, bis auf ein Wendecover, keine.

Fazit:

Mit THUNDERCLAP (1993) können Videotheken-Freunde einmal mehr in der Zeit der klassischen VHS-Klopper schwelgen und einen Film genießen, der sämtliche Grundbedürfnisse befriedigen dürfte. Zwar bietet der Output des Labels generell keine Meisterwerke aber Nostalgiker können sich darüber freuen, dass überhaupt jemand diese Schinken nochmal ans Tageslicht befördert.

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