Eurovideo lässt sich nicht lumpen und veröffentlicht demnächst auch den neuesten Action-Knaller mit Bruce „Hauptsache die Gage stimmt!“ Willis im hiesigen Heimkino. Die wichtigsten Fragen, die sich im Falle von HARD KILL (2020) stellen: Wird Bruce dieses Mal schauspielern? Wird er tatsächlich länger als einen Tag am Set gewesen sein? Und wird er zur Abwechslung wirklich aktiv am Geschehen beteiligt sein? Die knallharten Antworten erfahrt ihr in unserer Kritik!
Originaltitel: Hard Kill
Drehbuch: Joe Russo, Chris LaMont
Regie: Matt Eskandari
Darsteller: Jesse Metcalfe, Bruce Willis, Lala Kent, Natalie Eva Marie, Texas Battle, Sergio Rizzuto…
Artikel von Christopher Feldmann
Es grenzt wahrscheinlich haarscharf an perverser Faszination aber ich habe tatsächlich dem Tag entgegen gefiebert, an dem ich mir die neueste Direct-to-DVD-Produktion mit STIRB-LANGSAM-Ikone und Ex-Kassenmagnet Bruce Willis ansehen kann. Das liegt weniger an der Hoffnung, dass die „Schweinebacke“ endlich zur Vernunft gekommen ist oder so etwas wie Mühe oder Arbeitsmoral an den Tag gelegt hat, um zur Abwechslung mal einen wirklich sehenswerten Streifen abzuliefern (diese habe ich inzwischen aufgegeben), sondern viel mehr an der Neugier, wie sehr der ehemalige Actionstar seine bisherigen Arbeiten noch unterbieten kann. Nach solchen Rohrkrepierern wie SURVIVE THE NIGHT (2020) und TRAUMA CENTER (2020) könnte man immerhin meinen, es könne kaum schlimmer kommen. Allerdings belehrt uns „Brucie Baby“ eines besseren und zeigt uns mit der reißerisch betitelten Action-Gurke HARD KILL (2020), dass es immer noch eine Etage tiefer geht.
Handlung:
Eigentlich sieht für Ex-Marine Derek Miller (Jesse Metcalfe) und sein Team alles nach einem leichten Job aus. Der milliardenschwere Tech-CEO Donovan Chalmers (Bruce Willis) hat sie angeheuert, um ihn und seine neueste Entwicklung zu schützen, die auf keinen Fall in falsche Hände geraten darf. Doch als Chalmers Tochter Eva (Lala Kent) von dem Terroristen „Der Prediger“ (Sergio Rizzuto) entführt wird, beginnt für die Söldner eine gefährliche Rettungsmission und ein Wettlauf gegen die Zeit…
Wenn zu Beginn eines Films schon der Schriftzug E.F.O. Films erscheint, ist das meist ein ganz schlechtes Omen. Das Low-Budget-Produktionskonsortium, geführt von Randall Emmett und George Furla, hat es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, gutgläubigen und naiven Filmfans auf ganz perfide Weise das Geld aus der Tasche zu ziehen, indem man mit einem Minimum an Budget, unter der Aufsicht talentfreier Regisseure, irgendwelche Actionthriller unterster Qualitätsstufe zusammenrotzt. Für diese werden dann meist zugkräftige Namen eingekauft, die eine handvoll Szenen für eine stattliche Gage drehen, damit man später ohne Skrupel deren Namen auf das DVD-Cover drucken kann. So wurden einige Fans unter anderem schon mit einem Star wie Sylvester Stallone in die Irre geführt, denen er als Hauptdarsteller solcher Schrott-Streifen wie BACKTRACE (2018) oder ESCAPE PLAN 2: HADES (2018) verkauft wurde. Ganz dick im Schwindel-Geschäft ist allerdings nach wie vor Bruce Willis, der mittlerweile ein Dutzend solcher Machwerke auf dem Konto hat und dem sein Ruf, sowie seine Fans anscheinend scheißegal sind, weswegen er auch weiterhin für E.F.O. Films vor der Digitalkamera steht, um es sich in seiner Rente gut gehen zu lassen.
HARD KILL (2020) markiert dabei einen weiteren Tiefpunkt in der Karriere des Mannes, der einst mit Filmen wie STIRB LANGSAM (1988), LAST BOY SCOUT (1991) und DAS FÜNFTE ELEMENT (1997) zum Kino-Helden avancierte. Die abgegriffene Story um eine ominöse künstliche Intelligenz, die nicht in die falschen Hände geraten darf, da sonst die ganze Menschheit den Bach hinunter geht, wirkt, als hätte man sie kurz vor Drehstart schnell auf einen Pizzakarton gekrizelt, da für die Produktion lediglich eine ranzige Fabrikanlage zur Verfügung stand und die CEOs jener Klitsche dem Regisseur gesagt haben: „Mach was draus, nächste Woche ist Abgabe!“. So oder so ähnlich muss es abgelaufen sein, denn der fertige Film lässt gar keine anderen Möglichkeiten zu. Die Dialoge sind belanglos und mit der Logik hat man es auch nicht gerade so genau genommen, denn wie jene K.I. funktionieren soll, wenn es in Scheißegal-Nirgendwo nicht mal Satellitenempfang gibt, erschließt sich mir nicht wirklich. Es ging im wesentlichen nur darum, gesichtslose Söldner in irgendeine Location zu bringen, in der sie dann fröhlich rumballern dürfen. Diese erzählerische Hürde haben die Autoren, bei denen es sich vielleicht auch nur um Kaffeekocher der Firma handeln könnte, überwunden. Trotz aller Doofheit könnte man an dem Streifen Spaß haben, wenn wenigstens die Action stimmen würde, tut sie aber nicht.
Das liegt vielleicht daran, dass Auftrags-Knecht Matt Eskandari, der schon die eingangs erwähnten letzten beiden Willis-Heuler verbrochen hat, eine absolute Nulpe ist, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Ohne jegliches Gespür für Choreographie, Dynamik, Schnitt, Szenenabfolge oder gar einen Hauch inszenatorische Finesse, lässt er die beteiligten Personen einfach nur in der Gegend rumballern. Gebt mir ein wenig Budget und eine einigermaßen coole Location und ich könnte bessere, dynamischere und vor allem coolere Actionszenen inszenieren, behaupte ich jetzt einfach mal dreist. HARD KILL bietet nämlich nur absolute Langeweile und kategorische Ideenarmut. Da der Film zu 95% in irgendwelchen trostlosen Lagerhallen spielt, kommt auch nie nur ein Funke von Atmosphäre auf, die Kulisse wird nicht mal für irgendetwas genutzt und auch die Schauspieler machen es der filmischen Qualität gleich. Jesse Metcalfe, den eifrige TV-Zuschauer vielleicht noch als Milfs beglückender Gärtner in DESPERATE HOUSEWIVES (2004-2012) kennen könnten, versucht sich hier als Bad-Ass-Söldner, der für das Gute kämpft. Hey Jesse, nur weil du dreimal in der Muckibude warst, dir Henna-Tattoos auf den Körper hast malen lassen und dir einen Vollbart stehen lässt, bist du noch lange kein Actionheld. Denn auch wenn Metcalfe sich durchaus Mühe gibt, fehlen ihm jegliches Charisma und schauspielerisches Talent. Ähnlich sieht es bei den restlichen Knallchargen aus, besonders Sergio Rizzuto ist als Bösewicht „Der Prediger“ eine absolute Lachnummer, die nicht mal ein Hosenscheißer von fünf Jahren ernst nehmen würde.
Und was macht eigentlich unser veritabler Ex-Star Bruce Willis? Der hat mittlerweile die Steven-Seagal-Transformation mit Auszeichnung abgeschlossen und gibt den Sitzlord. Man muss schon genau hinschauen, um in dem gelangweilten Gesicht des passionierten Glatzenträgers irgendeine Regung zu erkennen, so ausdruckslos leiert Willis seine paar Sätze herunter, die er vermutlich wieder mal von einem Pappschild abgelesen hat, denn ein Bruce Willis liest keine Drehbücher mehr oder bereitet sich sonst irgendwie auf eine Rolle vor, sondern schaut nur, dass der Gehaltscheck genug Nullen aufweist. Den Verantwortlichen ist seine Bocklosigkeit sowieso egal, die sind froh, dass er überhaupt das Hotelzimmer verlässt und am Set erscheint. Auch für HARD KILL scheint Bruce nur wenig Freizeit geopfert zu haben, denn nach einem kurzen Auftakt in einer Limousine (natürlich sitzend) begibt er sich für eine gute halbe Stunde in einen Nebenraum, nur um sich dann in der Gewalt des Bösewichts zu befinden, sitzend versteht sich. Dass die „Schweinebacke“ nur ungern aktiv wirkt zeigt die Tatsache, dass er in sämtlichen Einstellungen, in denen er geht, von hinten gefilmt wird, vermutlich weil dann immer Stand-Ins zum Einsatz kamen. Bewegung kostet bei ihm anscheinend extra.
Eurovideo veröffentlicht HARD KILL zuerst digital und eine Woche später auch als physische Datenträger. Bild- und Tonqualität sind auf einem ordentlich Level, als Bonus gibt es ein Making-Of.
Fazit:
HARD KILL (2020) ist die neueste E.F.O.-Gurke und mindestens genauso schlecht und langweilig wie der ganze Rest, den das Studio unter eigener Ägide sonst so auskotzt. Keine Highlights, keine Spannung, keine nennenswerte Actionszene ist in diesem Müll auszumachen. Wer damit seine Zeit verschwendet (so wie ich) ist selbst schuld. Zum Schluss bleibt daher nur eines zu sagen: Fuck you, Bruce!
Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen