Es wird weiter gewixxt! Turbine Media Group haben auch der Fortsetzung NEUES VOM WIXXER (2007) eine ansprechende Mediabook-Veröffentlichung spendiert, die sich wunderbar im heimischen Filmregal macht. Ob das zweite Abenteuer mit Chief Inspector Even Longer und seinem Kollegen Very Long aber auch inhaltlich punkten kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Drehbuch: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Oliver Welke

Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert

Darsteller: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka, Christiane Paul, Joachim Fuchsberger, Christoph Maria Herbst, Sonja Kirchberger, Judy Winter, Christian Tramitz, Wolfgang Völz, Oliver Welke, Chris Howland, Lars Rudolph…

Artikel von Christopher Feldmann

Rund 1,9 Millionen Zuschauer konnte die Edgar-Wallace-Parodie DER WIXXER (2004) bei ihrer Kinoauswertung verbuchen. Ein voller Erfolg für alle Beteiligten, insbesondere das Autoren-Team, bestehend aus Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Oliver Welke. Alle drei Humoristen hatten jahrelang für eine Umsetzung ihrer Idee gekämpft. Eine Fortsetzung war schnell beschlossene Sache und auch der Titel stand bereits fest, nämlich NEUES VOM WIXXER (2007), in Anlehnung an die HEXER-Fortsetzung NEUES VOM HEXER (1965). Dank des vorherigen Erfolgs und der Beteiligung der Constantin Film, hatte man für das Nachfolger-Projekt deutlich mehr Budget zur Verfügung und auch in das Drehbuch wurde mehr Zeit und Mühe investiert. Kalkofe und Co. gaben selbst zu, beim ersten Skript noch Lehrgeld bezahlt zu haben, war es doch das erste Mal, dass sie einen abendfüllenden Stoff arbeitet hatten. All das schlug sich positiv auf NEUES VOM WIXXER aus, der nicht nur durch ein sichtbar höheres Produktionsvolumen glänzt, sondern auch tatsächlich ein besseres Drehbuch, bessere Gags und eine hochkarätigere Besetzung vorweisen kann.

Handlung:

Drei Jahre nachdem Chief Inspector Even Longer (Oliver Kalkofe) und Inspector Very Long (Bastian Pastewka) den berüchtigten Mörder mit der Totenkopfmaske zur Strecke brachten, gibt es Neues vom WiXXer! Auf einer ominösen Todesliste sind die Namen der Personen verzeichnet, die er in den nächsten 24 Stunden umbringen will. Darunter Very Long selbst sowie Victoria Dickham (Christiane Paul), die schöne Geliebte von Even Longer und Tochter des legendären Ex-Chefs von Scotland Yard, Lord David Dickham (Joachim Fuchberger). Kann Even Longer seinen potenziellen Schwiegervater davon überzeugen, dass er für seine Tochter der Richtige ist und den WiXXer erneut aufhalten?

Anno 2007 hatte ich mich auf NEUES VOM WIXXER so richtig gefreut. Nicht nur weil ich den ersten Teil im zarten Alter von 11 Jahren richtig witzig fand, sondern auch weil meine Liebe für die klassischen Edgar-Wallace-Filme noch immer allgegenwärtig war. Dazu kam noch, dass ich zu dieser Zeit noch recht einfach zu begeistern war und deutsche Comedy gerne über die hiesigen Privatsender konsumierte. Da war ich natürlich Feuer und Flamme für einen zweiten WIXXER-Film, den ich im Kino als bedeutend besser und komischer im Vergleich zum Vorgänger empfand. Diese Meinung hat sich bis heute gehalten und wurde nach der erneuten Sichtung noch einmal bestätigt.

NEUES VOM WIXXER funktioniert allein im Hinblick auf den Plot bedeutend besser. Hatten die Autoren zuvor spürbar Probleme damit, eine funktionierende, kohärente und in sich stimmige Geschichte zu erzählen, ist ihnen dieses Unterfangen bei der Fortsetzung deutlich besser gelungen. Es ist eben weit schwieriger ein Drehbuch zu einem abendfüllenden Spielfilm zu schreiben, der sich nebenbei noch einer klassischen Krimi-Handlung bedient, als einen Sketch aus der Taufe zu heben, der auf eine große Pointe hinarbeitet und nicht länger als fünf Minuten dauert. Man hat hier mehr Augenmerk auf die Geschichte gelegt, anstatt auf eine bloße Abfolge diverser Gags. In seiner Prämisse bedient sich das Sequel dem Plot aus dem Wallace-Klassiker DIE BANDE DES SCHRECKENS (1960) und würzt diesen mit allerlei Zitaten, Anspielungen und mal mehr und mal weniger gelungenen Slapstick-Einlagen. Das Tempo ist erstaunlich hoch und man hat nicht das Gefühl, dass die Geschichte unnötig auf der Stelle tritt, etwas, was bei DER WIXXER noch der Fall war. Die beiden Protagonisten, Long und Longer, bekommen deutlich mehr Futter und echten Charakter spendiert und entwickeln sich sogar zu funktionierenden Hauptfiguren, die nicht durch jeweils eine Eigenschaft definiert werden.

Tatsächlich findet man Gefallen an dem ungleichen Duo, deren Freundschaft zunehmend auf die Probe gestellt wird. In dieser Hinsicht gleicht NEUES VOM WIXXER mehr einem Buddy-Movie, das sich durch viele schöne Pointen auszeichnet. Auch die Liebe zur Vorlage ist hier ungebrochen, denn Kalkofe und seine Kollegen sorgen wieder für eine ganze Flut an Insider-Gags für Wallace-Fans. So dient dieses Mal ein unheimliches Kloster als zentraler Handlungsort, was ja auch früher gerne genutzt wurde, wie zum Beispiel in DAS GEHEIMNIS DER WEIßEN NONNE (1966), das Schwarz-Weiß-Element findet ebenso Verwendung wie knallige Farben und das alte Constantin-Logo, sowie die grellen Credits erinnern auf wohlige Weise an die absurd unterhaltsamen Fälle der 1960er Jahre.

Und trotzdem verliert das Team nie die aktuellen Trends aus den Augen, so gibt es humorvolle Anspielungen auf das SAW-Franchise, DREI ENGEL FÜR CHARLIE oder JAMES BOND. Das sind aber meist die klamaukigen Einfälle, die den Zuschauer aus der betulichen Retro-Party herausreißen. So zünden auch hier die Albernheiten, die graphisch in Szene gesetzt wurden oftmals weit weniger gut, als die Wortspiele und pointierten Dialoge. NEUES VOM WIXXER hätte es gut getan, wenn man sich bei den parodistischen Elementen lediglich auf die Wallace-Anspielungen konzentriert hätte aber das wäre wohl zu spezifisch für das Mainstream-Publikum gewesen, das es ja auch zu befriedigen gilt. Besonders der Werbeblock in der Mitte des Films ist ein gutes Beispiel. Er wirkt wie ein Fremdkörper und trägt nichts zum Film bei, auch wenn ich mich damals wirklich fast totgelacht habe. Heutzutage sind die kleinen Details im Bild fast witziger als der Break an sich und wer sich am Ende als WIXXER entpuppt ist ebenso abstrus wie charmant an die Plot-Points der alten Filme angelehnt.

Dem Film kommt zusätzlich sein hochwertiger Look zu Gute. Statt Tobi Baumann übernahmen hier die wesentlich jüngeren Filmemacher Cyrill Boss und Philipp Stennert die Regie. NEUES VOM WIXXER sieht wesentlich hochwertiger und größer aus, als man vermuten würde. Man merkt durchaus, dass die Produzenten und Geldgeber wesentlich mehr Vertrauen in die Macher hatten als noch beim Vorgänger. Das schlägt sich auch in der Besetzung nieder. Neben Kalkofe, der schauspielerisch wesentlich besser funktioniert als im ersten Teil, und dem einmal mehr kongenialen Pastewka als Ermittlerduo, Welke als Dr. Brinkman und Wolfgang Völz als Sir John, strotzt die Fortsetzung nur so vor bekannten Gesichtern. Der größte Coup dürfte den Machern mit der Besetzung von Kino- und Fernsehlegende Joachim Fuchsberger gelungen sein. „Blacky“ war DER Star der Edgar-Wallace-Filme und spielte in zwölf Krimis der Rialto-Reihe den besonnenen, schlagfertigen aber auch charmanten Inspektor von Scotland Yard. Seine Rolle als Lord Dickham ist eine konsequente Weiterführung seiner Auftritte und mit vielen Zitaten gespickt. Fuchsberger, der beim ersten Teil einen Cameo-Auftritt noch ablehnte, ist das große Prunkstück dieses Films. Neben ihm treten mit Chris Howland und Ingrid van Bergen noch zwei weitere Schauspieler in Erscheinung, die in den 1960er Jahren für die beliebten Krimis vor der Kamera standen. Dazu gesellen sich noch bekannte Gesichter wie Christiane Paul, Sonja Kirchberger, Judy Winter, Christian Tramitz und Lars Rudoph als erneuter Kinski-Verschnitt. Auch Christoph Maria Herbst darf als Alfons Hätler wieder ordentlich vom Leder ziehen. Auch an Gastauftritten ist NEUES VOM WIXXER nicht arm. So treten Martin Semmelrogge, Hella von Sinnen, Frank Zander, Joy Fleming, Bernd Clüver, Roberto Blanco, Michael Kessler, Roger Willemsen und Jan Hofer in dem bunten Comedy-Reigen auf.

NEUES VOM WIXXER ist schon länger als Blu-ray im Handel erhältlich und nachdem Turbine Media Group die Fortsetzung ebenfalls in die hochkarätige Wixx-Box integriert hatten, gibt es jetzt auch das Mediabook einzeln zu kaufen. Wie schon bei DER WIXXER ist das Cover-Artwork ein großer Hingucker, welches im gezeichneten Stil und seiner farblichen Aufmachung an die Original-Kinoplakate der Wallace-Filme angelehnt ist. Eigentlich zu schön um im Regal zu verschwinden, vor allem da mir dieses Motiv noch besser gefällt als beim ersten Teil. Im Mediabook befinden sich wieder zwei Blu-rays und neben dem Hauptfilm, der durch sehr gute Bild- und Tonqualität glänzen kann, gibt es wieder Bonusmaterial satt. Ein 36-seitiges Booklet von Michael Scholten, ein Making-Of, diverse Featurettes zu den Effekten und dem obligatorischen Hinter-den-Kulissen und zwei Audiokommentare, zum einen mit den Autoren und Darstellern, zum anderen mit den Regisseuren und dem Produzenten, sind dabei nur die Kernelemente. Darüber hinaus gibt es noch entfernte und ungekürzte Szenen, eine Set-Tour, drei Musikvideos und ein Karaoke-Special mit Hätler, sowie Teaser, Trailer und TV-Spots zu bewundern. Abgerundet wird das Ganze von über 130 Menü-Moderationen des gesamten Casts, natürlich in HD. Ein echtes Rundumsorglos-Paket für Fans.

Fazit:

Länger, größer und auch besser. NEUES VOM WIXXER (2007) beugt sich nicht dem Klischee der schlechteren zweiten Teile, sondern ist ein in allen Belangen gelungenes Sequel, das seinen Vorgänger in jeder Hinsicht übertrifft. Die Gags zünden mehr, die Darsteller sind besser aufgelegt, die Besetzung ist spielfreudiger und der Look durchgehend hochwertig. Das Alles verpackt in eine tolle Fan-Edition, die sich gut in die Sammlung einfügt. Schade, dass ein dritter Teil nicht zustande gekommen ist und vermutlich auch nie zustande kommen wird. Ich hätte Lust!

NEUES VOM WIXXER im Turbine-Shop bestellen

Christopher auf Letterboxd – Your Life in Film folgen

Hier geht’s zu unserer Hallo, hier spricht Edgar Wallace!-Retrospektive

Zurück zur Startseite