Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!“ – Wer kennt nicht das Märchen von Rotkäppchen? Doch in dieser, aus Belgien stammenden, Interpretation im Rape & Revenge Gewand stehen eher die Ohren vom Rotkäppchen und nicht vom Wolf im Mittelpunkt. Unser Rotkäppchen (bzw. Rotjäckchen) wird von zwei Sexualverbrechern verschleppt, kann jedoch, aufgrund einer Unachtsamkeit der Täter, in den Wald flüchten. Eine atemlose Jagd um Leben und Tod, die uns PANDASTORM PICTURES jetzt im Heimkino präsentiert.

Regie: Vincent Paronnaud

Darsteller: Lucie Debay, Arieh Worthalter, Ciaran O´Brien, Simone Milsdochter, Ryan Brodie

Artikel von Christian Jürs

Die attraktive Eve (Lucie Debay) verbringt den Abend während einer Dienstreise allein in einer Bar. Es dauert nicht lange und sie wird von einem aufdringlichen, männlichen Gast bedrängt. Glücklicherweise kommt ihr ein weiterer Fremder (Arieh Worthalter) zur Hilfe und klärt die Situation. Dankbar, gerät Eve bei einem Drink ins Gespräch mit dem Unbekannten. Schnell sind beiserseitige Sympathien vorhanden. Eve entschließt sich, die Nacht mit ihrem Retter zu verbringen und steigt zu ihm ins Auto. Ein folgenschwerer Fehler.

Denn der sympathische Fremde entpuppt sich als ein ganz böser Bub, der ihr offenbart, dass sie daheim bei ihm zu Dritt eine Menge Spaß haben werden. Bei dem Dritten im Bunde handelt es sich um seinen etwas fülligen Kumpanen (Ciaran O´Brien), der am Steuer des Fahrzeugs sitzt. Eve ist selbstverständlich wenig erbaut über diese Option und fordert die Beiden auf, umgehend anzuhalten, woraufhin die beiden Herren sie tatsächlich laufen lassen. Dass ihr einstiger Retter die junge Frau dabei filmt, wie sie am Straßenrand stehengelassen wird, lässt Böses erahnen. Und tatsächlich, nachdem Eve sich in die nächstgelegene Tankstelle, irgendwo im Nirgendwo, begeben hat, beginnt der Albtraum erst richtig. Zunächst bietet ihr der freundliche Tankwart (Bruce Ellison), der gerade auf seinen wohlverdienten Feierabend wartet, an, die hilflose Dame in Kürze zu ihrem Hotel zu fahren. Doch dazu kommt es natürlich nicht mehr, denn die beiden Männer, die Eve gerade erst haben laufen lassen, tauchen unverhofft wieder auf und entledigen sich des Tankwarts, ehe sie ihr Opfer im Kofferraum des Wagens verstauen.

Auf dem Weg zum Versteck der Vergewaltiger und Möder, kommt es allerdings zu einem Unfall aus „Unachtsamkeit“, bei dem der Helfer sich verletzt und Eve in den umliegenden Wald flüchten kann. Doch ihr Vorsprung ist klein und ihre Verfolger bleiben ihr dicht auf den Fersen…

Was in den ersten Minuten wie ein düsterer Psychothriller mit Rape und Revenge-Anleihen beginnt (wobei es zum Rape niemals kommt), mutiert mit dem Moment des Unfalls zum selbstironischen Survival Thriller, inspiriert von der Fabel um Rotkäppchen und der Wolf. Wundert man sich zunächst über den Moment, in dem die späteren Entführer ihr sicheres Opfer laufen lassen, um es in der Tankstelle dann kurz darauf wieder einzufangen, wird dem Zuschauer spätestens mit dem Unfall bewusst, dass die beiden Entführer ziemliche Amateure sind und man hier nicht alles bierernst zu nehmen sollte. Ohne zuviel zu spoilern, ein Wildschwein und ein Kuss, sowie eine große Portion Selbstverschulden durch die Entführer, führen zur Ausgangslage im Wald. Während Eve hier das Rotkäppchen mit leuchtend roter Jacke gibt, die man aufgrund der Farbe schon meilenweit entfernt erkennen kann, teilt sich der Wolf in zwei höchst unterschiedliche Entführer auf. Der Eine ein Psychopath mit wilden Sex- und Gewaltphantasien, der Andere ein dicklicher Dummbatz und Mitläufer. Letzterer muss besonders leiden, hat er sich doch nicht nur beim Unfall verletzt, er muss auch ganz besonders unter der sich zu wehren wissenden Eve leiden, die Stock und Stein zur Verteidigung nutzt. Wer auf schrägen Humor steht, der wird hier fündig. Dies gilt vor allem für die Sequenzen mit der Mutter (Simone Milsdochter), die im Wald eine Art Überlebenstraining mit ihrem Sohn betreibt. Diese scheint schon über einen längeren Zeitraum im Wald zu verharren, erscheint sie doch bereits in der Eröffnungssequenz mit ihrem kleinen Sohn (Vladimir Ryelandt), dem sie eine Schauermär von einer Waldfrau erzählt. Als Eve auf die Dame trifft, ist ihr Sohn bereits zum Teenager (Ryan Brodie) herangewachsen.

Alles in allem ein unerwarteter, ziemlich durchgeknallter und niemals langweiliger Streifen, der bekannte Motive durchaus sehenswert und ungewöhnlich durch den Kakao zieht. Freunde des Genres sollten einen Blick riskieren. Zum Vergleich lohnt übrigens auch der durchaus ernstere, aber ebenfalls sehenswerte Alone – Du kannst nicht entkommen, der ungleich realistischer daherkommt und deutlich professioneller agierende Charaktere vorweisen kann. Hier verhalten sich Täter, wie auch Opfer (Eve spaziert auf der Flucht gerne mal gut sichtbar am Flußufer entlang), oftmals recht dämlich, was aber aufgrund des damit verbundenen Humors durchaus stimmig ist.

Pandastorm Pictures spendierte dem Film eine gute Synchronisation. Bild (1,85:1 / 1080p) und Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) der uns vorliegenden Blu-ray sind hervorragend. Als Extras gibt es Trailer und ein Wendecover ohne FSK Flatschen.

Trailer:

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