Mark Harmon, das Gesicht von Navy CIS, ist der Tuareg-Django, ein Wüsten-Ninja…er ist: Franco Nero! Und auf dem Regiestuhl sitzt Enzo G. Castellari, die italienische Wundertüte des Genre-Kinos, der hier einen Abenteuerroman zum großen B-Movie-Event aufbläst und Mark Harmon sogar zum Maschinengewehr greifen lässt. Gefühlte 53 Mann mit einem Magazin, inklusive Hechtrollen übers Ölfass. Castellaris Abenteuerfilm gibt sich Mühe einen großen Bogen zu schlagen. Da ist die Weisheit des Tuaregs, ein Volk und die Wüste, dann die Regierung, die das Gesetz seines Volkes bricht und ihn so unfreiwillig zum Kämpfer für eine Exil-Regierung macht. Doch ein Tuareg hat von der Wüste gelernt und nichts wird ihn von einer heldenhaften Rückkehr zu seiner Familie aufhalten. MR. BANKER FILMS und CARGO RECORDS brachten den actionreichen Streifen als Remastered Edition heraus.
Originaltitel: Tuareg – Il guerriero del deserto
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: Mark Harmon, Paolo Malco, Aldo Sambrell, Ritza Brown, Massimo Vanni
Artikel von Kai Kinnert
Völlig entkräftet fliehen zwei Männer in das Lager des Tuareg-Kriegers Gacel Sayah. Bereits nach kurzer Zeit taucht die Armee auf und tötet einen der Beiden – der andere wird verschleppt. Gacel sieht sich und die Gesetze seines Stammes zutiefst beleidigt und macht sich auf, seinen Gast wieder zu befreien. Er weiß allerdings nicht, dass es sich bei dem Entführten um den Ex-Präsidenten Abdul El Kabir handelt, welcher akut als Staatsfeind Nr. 1 gilt.
Riz Ortolani eröffnet den Film mit seiner Musik stimmungsvoll. Die Totale der Karawane, die über eine große Düne zieht, ist passend…Castellari findet die richtige Ausdauer für das Bild und Riz Ortolani komponierte die richtige Stimmung drunter…Herzlich Willkommen im italienischen Genre-Kino! Ein Sprecher erzählt dabei von der großen Karawane, die einst das Tote Land durchquerte und von Räubern überfallen wurde. Doch die Räuber machten die Rechnung ohne die Tuareg, die als Gewinner aus dem Kampf hervorgingen und so zur Legende wurden. Action mit dem Säbel und viele Kamele rahmen die eröffnende Erzählung und mündet so beim Sprecher, der in der filmischen Gegenwart am Lagerfeuer sitzt. Niemanden ist es je gelungen, das Tote Land lebend zu durchqueren, so der Erzähler.
Niemanden? Doch, einem ist es gelungen. Gestatten: Gacel Sayah, wahrer Wüstensohn und in schwarzes Tuch gewandeter Kämpfer. Gacel ruht in sich selbst, die blauen Augen blitzen hervor und nichts scheint ihn zu erschüttern. Nach der Eröffnung am Lagerfeuer straucheln nächsten Tages zwei Männer in das Lager Gacels, und werden von ihm aufgenommen und verpflegt. Doch die Armee folgt sogleich und schon eskaliert die Lage, einer der Männer wird on screen mit einem Kopfschuss erledigt, der andere verschleppt. Gacel, der auch hier nicht die Nerven verliert, nimmt selbstverständlich die Verfolgung auf und legt sich dabei mit der Einheit an, wobei der Tuareg stets die Oberhand behält. Was folgt, ist ein Abenteuer mit Action im 10-Minuten-Takt, eben ganz das Kino eines Enzo G. Castellari, das den Tuareg zurück ins Tote Land treiben wird. Eingekeilt von der, inzwischen verstärkten, Militäreinheit, reitet der Tuareg ins Herz der Wüste und lässt sich dort nieder. Der Tuareg weiß, wie er in der Hitze überleben kann…das Militär hingegen brütet wie Spiegeleier in der Sonne und wird zum Handeln gezwungen sein. Dies ist ein Höhepunkt des Films, denn die Sequenz in der Wüste ist irgendwie gut inszeniert und auch der Dialog zwischen Mark Harmon und Paolo Malco passt.
In der Mitte des Films wendet sich das Blatt dann auch vom Wüstenfilm in ein Militärabenteuer, bei dem Mark Harmon endlich mit nacktem Oberkörper spielen darf. Da bietet sich eine Foltersequenz gerade zu an und schon hängt der Tuareg im Folterkeller an den Seilen. Doch dank seiner Meditation, die ihn einst die Wüste überleben ließ, wird er auch das durchstehen und anschließend seinen Folterer ermorden können. Danach geht’s raus in den Kasernenhof, das Maschinengewehr im Anschlag. Autos und Personal purzeln durch die Luft, kurze Zeitlupen hier, ein Salto da…Django räumt in der Wüste auf.
Nach seiner Flucht geht es wieder zurück ins Tote Land, nun aber in Begleitung. Doch die Armee gibt sich nicht geschlagen, schnappt sich die Ehefrau Gacels und das Abenteuer führt ihn zurück in die Stadt, bereit den Präsidenten zu ermorden, sollte man nicht seine Familie frei lassen. Doch am Ende kommt es anders als man denkt, denn der Tuareg ist nicht nur der wahre Wüstenfuchs, sondern auch noch ein guter Schütze.
Tuareg – Die tödliche Spur ist ein bunter Abenteuerkracher, der seinen Helden standesgemäß durch alle denkbaren Actionmomente treibt und so den Film von der Wüste in die Stadt führt. Vom Kampf mit dem Säbel bis hin zur Knallerei mit Faustfeuerwaffe und Maschinengewehr ist alles dabei. Gacel ist ein wahrer Wüsten-Ninja und dazu noch voller Weisheit. Die Action ist stimmig und hier und da gibt es mal kurz einen Arm ab, Zeitlupen und kleine, blutige Einschüsse zu bewundern. Dank der Musik und einigen gut gewählten Bildern wirkt der Film nicht so günstig, wie er es eigentlich vom Budget her war. Castellari betreibt in seinen Filmen stets einen gewissen optischen Aufwand, ist sich der Dynamik eines Bildes bewusst, setzte gute Einstellungen ein und arbeitete oft mit einer erfahrenen Crew zusammen. So auch hier. Trotz einer gewisser Zähigkeit in einigen Dialogpassagen passiert hier irgendwie ständig etwas, die Story geht stets voran. Wer Fan der Filme von Enzo G. Castellari ist, sollte hier getrost einen Blick wagen. Der Streifen hat Spaß gemacht.
Das Bild der DVD ist gut, der Ton ebenso. Als Extras gibt es den deutschen Trailer und eine Bildergalerie.