Auch wenn Horrorfilme im Moment bei uns ganz hoch im Kurs stehen, möchten wir Euch zwischendurch nochmal eine gehörige Portion Romantik gönnen. Nach Before Sunrise ließen sich Regisseur Richard Linklater und seine Hauptdarsteller Julie Delpy und Ethan Hawke neun Jahre Zeit, ehe sie die Geschichte von Jesse und Celine fortsetzten. Was einst in Wien begann, wird in Teil 2 passenderweise nach Paris, der Stadt der Liebe, verlagert. Dort wird wieder über das Leben philosophiert, diesmal sogar in Echtzeit. Ab sofort in der kompletten Trilogiebox von STUDIOCANAL / ARTHAUS im Handel erhältlich. Es lohnt sich. Lest selbst.
Regie: Richard Linklater
Darsteller: Ethan Hawke, Julie Delpy
Artikel von Christian Jürs
Vor neun Jahren trafen sich Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy) bei einer schicksalhaften Begegnung in einem Zugabteil und verbrachten im Anschluss den Abend und die Nacht im wunderschönen Wien gemeinsam, wo sie über Gott und die Welt sinnierten. Schnell bemerkten beide, dass sie auf einer Wellenlänge schwimmen und so kamen sie einander näher. Nach einer Nacht im Stadtpark trennten sich jedoch ihre Wege am nächsten Morgen wieder. Doch bevor sie einander Lebwohl sagten, gaben sich die beiden noch das Versprechen, sich in sechs Monaten an genau dem Bahnsteig wieder zu treffen, um in Kontakt zu bleiben und sich nicht für immer aus den Augen zu verlieren. Dies alles geschah „Before Sunrise„.
Das geplante Treffen kam jedoch nicht zustande. Eigentlich wollte Celine nach Wien reisen, doch der Tod ihrer Großmutter vereitelte diesen Plan. Das Schicksal meint es aber gut mit ihr und so bekommt sie nun eine zweite Chance auf ein erneutes Treffen, denn Jesse, mittlerweile ein bekannter Buchautor, befindet sich derzeit auf Lesereise quer durch Europa. Dabei stellt er sein neuestes Buch vor, welches von der romantischen Geschichte, die sich einst in Wien abspielte, handelt. Zum Ende seiner Lesung in einer Pariser Buchhandlung betritt Celine den Laden und überrascht ihren One-Night-Stand von damals. Obwohl Jesse in 90 Minuten im Flieger, der ihn zurück in seine Heimat bringen soll, sitzen muss, lässt er es sich nicht nehmen, die kurze Zeit, die ihm bleibt, mit seiner Herzensdame von damals zu verbringen.
Und so schlendern beide erneut durch die Straßen, die Uhr immer im Nacken und erzählen sich, wie sich ihr Leben seither entwickelt hat. Jesse ist mittlerweile verheiratet, erzählt in seinem Roman aber trotzdem leidenschaftlich von der kurzen Zeit in Wien. Celine, die sich ebenfalls in einer Beziehung befindet, engagiert sich jetzt als Umweltaktivistin. Schnell finden die beiden wieder einen Draht zueinander und je bedrohlicher die Uhr in Richtung Abflug tickt, desto klarer wird, dass beide in ihrem derzeitigen Leben alles andere als glücklich sind und tief im Inneren noch immer aneinander hängen. Wird ihre alter Leidenschaft wieder entflammen?
Die Gesichter wurden reifer, insbesondere dem hageren Ethan Hawke ist dies deutlich anzusehen. Auch ihre Probleme im- und mit dem Leben wurden erwachsener, was bei mir, der logischerweise mitalterte, natürlich ebenfalls der Fall war. So war es leicht, mich in der Gefühlswelt der beiden Charaktere wieder bestens zurecht zu finden. Kein Wunder, denn hier sitzt jeder Dialog, die in Echtzeit gedrehte Geschichte wurde stehts zur korrekten Tageszeit gedreht um die richtigen Lichtverhältnisse zu bekommen und lebendig gespielte Szenen gerieten oftmals zur mehrminütigen Plansequenz von bis zu elf Minuten Länge. Ursprünglich war der Film viel größer geplant, doch Budgetkürzungen zwangen Linklater, Hawke und Delpy die Geschichte zu entschlacken, was sich als Glück im Unglück herausstellte. Denn Before Sunset gelingt das Kunststück, noch besser zu geraten als sein eh schon toller Vorgänger. Das Ende hat zudem einen genialen Cliffhanger parat, der erst weitere neun Jahre später aufgelöst wurde. Ein Ende, dass damals aber auch genial zum Ausmalen des eigenen Wunschszenarios einlud.
Weitere Titel : Before Sunrise / Before Midnight
Auch der zweite Teil besitzt sowohl eine brilliante Bild- (1,78:1), als auch Tonqualität (wahlweise in Deutsch, Französisch, Englisch oder Portugiesisch). Als Extras gibt es ein Setvideo und den Kinotrailer. Mir lag die Blu-ray Variante (1080/24p) vor, die weder inhaltlich, noch technisch Grund zur Kritik bietet. Im Gegenteil, kauft Euch die Before-Box, sofern Euch der unten stehende Trailer anspricht.