Oh, ein Erotik… Krimidrama? Von Lust, Sex und Rache ist hier die Rede. Die Pressezitate auf dem Cover vergleichen den Film mit Eine Verhängnisvolle Affäre, sogar mit Oldboy. Wobei der Vergleich mit Oldboy, im Nachhinein, doch schon sehr gewagt ist. Genauso gut hätte man Death Sentence oder Tag der Rache erwähnen können, auch diese Filme haben keinen Bezug zu Scarlet Innocence. Kein Wunder, ist die Story doch frei an einen Jahrhunderte alten Literaturklassiker Koreas angelehnt. Jung Woo-sung (The Good, the Bad, the Weird) kann seine Hände nicht von der falschen Frau lassen und zitiert so eher Strukturen aus Sadistico, der ja die Vorlage für Eine Verhängnisvolle Affäre war. Menschliche Laster führen eben auf Dauer ins Verderben. BUSCH MEDIA GROUP brachte das leicht bekleidete Krimidrama nun im hiesigen Heimkino heraus.
Originaltitel: Scarlet Innocence / (Madam ppang-deok)
Regie: Yim Pil-sung
Darsteller: Jung Woo-sung, Lee Som, Park So-young, Kim Hee-won
Artikel von Kai Kinnert
Der alkohol- und sexsüchtige Literaturprofessor Hak-Kyu wird nach einer Affäre mit seiner Studentin in eine Kleinstadt zwangsversetzt. Frau und Kind bleiben in Seoul zurück. Kaum angekommen, beginnt er eine neue Beziehung mit der hübschen wie naiven Studentin Deokee, die sich unsterblich in ihren Dozenten verliebt. Das Glück scheint perfekt, der Sex ist leidenschaftlich. Doch für Hak-Kyu ist die junge Dame nur ein lustvoller Zeitvertreib. Von seinem Doppelleben ahnt Deokee nichts. Als sich bald die Wogen des Skandals geglättet haben, kehrt Hak-kyu an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Für die eiskalt abservierte Geliebte bricht eine Welt zusammen. Als sie krank vor Eifersucht beginnt, Hak-kyu und seiner Familie nachzustellen und ihn sogar erpresst, nimmt die Situation eine tragische und tödliche Wendung.
Mh ja…aha. Na gut. Mochte sich hier und da der eine oder andere Kritiker zu druckreifen Zitaten bewegt gefühlt haben, mich hat die Streifen nicht erreicht. Technisch ist an dem Film nichts zu mäkeln… aber es funkt einfach nicht, zwischen den Hauptdarstellern ist keine Chemie und Spannung… oder gar Erotik… will einfach nicht aufkommen. Das Problem an dem Streifen ist, dass die Figuren in ihrer filmischen Wirkung einfach uninteressant sind. Professor Hak-Kyu ist eigentlich ein Arsch und wird zurecht in eine Kleinstadt versetzt, wo er an einer Art Volkshochschule Senioren das Schreiben von Romanen beibringen soll. Kaum tritt er vor seine Klasse beleidigt er auch schon seine Schüler, in dem er ihnen aufgrund ihres Alters mangelnde Offenheit durch Lebenserfahrung vorwirft. Im Herzen müsse man jung sein, um auch im Alter die Frische des Lebens in blumige Worte fassen zu können. Nun sind Arschlöcher als Hauptfigur keine Seltenheit im koreanische Kino (natürlich auch in anderen Filmen aus aller Welt), aber meist haben diese Figuren einen Spin, eine charismatische Ebene und ein gewisses Entwicklungspotential inne, so das man dann der Handlung als Zuschauer folgen möchte. Hak-Kyu ist aber einfach nur ein Süchtiger, ohne das sein Problem psychologisch interessant herausgearbeitet wird. Auch wenn der Film so tut, als wäre da etwas an Hak-Kyu… da ist nichts, die Figur wirkt aufgesetzt und konstruiert, so wie eigentlich alles in diesem Film.
Schon früh trifft Hak-Kyu auf Deokee und die Inszenierung fährt sofort zum Scherenschnitt formelhafter Szenen aus dem Handbuch „Brechstange für ideenlose Filmemacher“ auf. Das asiatische Kino hat es in fast allen Genres geschafft, romantisch-glaubwürdige Szenen der Annäherung feinfühlig zu inszenieren, aber hier kopiert Regisseur Yim Pil-sung nur Oberflächen, um etwas nachzustellen, was nicht da ist. Und auch beim Fummeln bleibt es plakativ. Schön gefilmt, ja, aber das ist alles so altbacken und unspannend wie immer: halbnacktes Gebaren hilft einfach nicht, wenn die Chemie nicht stimmt. Was da wohl einem Lars von Trier eingefallen wäre.
Und so blickt man abwechselnd auf das Filmgeschehen und auf die Uhr. Sicher – es tut sich was und gemeiner wird die fatale Beziehung auch noch. Deokee hat es faustdick hinter ihren, auf naiv heruntergespielten, Ohren… man sieht es ihr an. Auch das ist ein Problem des Films: die Rolle ist zu sehr auf ein Klischee besetzt, es ist klar, das die Sache nicht gut ausgehen wird. Aber da einem der Kerl – und somit die Story – völlig schnuppe ist und der Regie eigentlich auch nix einfällt, außer einen annehmbaren Kameramann und zwei – ansonsten – gute Schauspieler zu engagieren, dröselt der laue Erotikkrimidrama-Dingsbums-Film so vor sich hin, dass man käsige Füße bekommt.
Scarlet Innocence ist ein allenfalls gerade so ein durchschnittlicher Streifen, der an seiner lauen Inszenierung und den übers Knie gebrochenen Figuren krankt. Da gibt es bessere Filme aus Korea.
Das Bild der mir vorliegenden Blu-ray ist gut, satt und klar, der Ton ebenso.