Ich weiß nicht wie es Ihnen ergeht, verehrter Leser, aber mich erfreuen diese alten Genre-Streifen jedes Mal aufs Neue. Allein die Titel. Und wenn man Glück hat… dann auch der Charme und die Überraschung in Sachen filmischen Könnens und Härte. Eine Besonderheit an diesem Streifen ist, dass Terence Hill hier den echten Django spielt und er die Rolle nur deswegen bekam, weil Franco Nero lieber bei seiner Freundin war und Hill im Kostüm von Django wie Franco Nero aussah. Franco Rossetti, einer der Drehbuchautoren bei Django, schrieb das Buch und Genre-Routinier Ferdinando Baldi machte daraus einen harten Western, der mit ein paar kleinen Überraschungen aufzuwarten weiß. EXPLOSIVE MEDIA (in Zusammenarbeit mit KOCH FILMS), brachte den Streifen nun auch als Doppel-DVD bzw. – Blu-ray heraus.
Originaltitel: Preparati la bara!
Dt. Alternativtitel: Django – Sein Haß ist tödlich / Joe, der Galgenvogel
Darsteller: Terence Hill, Horst Frank, Luigi Montefiori (George Eastman), Pinuccio Ardia, Guido Lollobrigida, José Torres
Artikel von Kai Kinnert
Django wird kurzerhand für einen gefährlichen Geldtransport engagiert. Doch der geheime Transport gerät in einen Hinterhalt und der ehemalige Revolvermann muss tatenlos miterleben, wie seine junge Frau Lucy im Kugelhagel der Banditen sterbend zusammenbricht. Schwer verletzt schwört Django den Mördern blutige Vergeltung. Von nun an zieht er als Henker getarnt umher, um vermeintlich unschuldig zum Tode Verurteilte mittels einer speziellen Vorrichtung heimlich zu retten. Aus ihnen stellt er eine Bande zusammen, mit der er schließlich den Kampf gegen die Killer aufnimmt.
Von dem Film gibt es zwei Synchronfassungen. Einmal die harte, ernstere und ungekürzte Fassung unter dem Titel Django und die Bande der Gehängten und dann noch Joe, der Galgenvogel, die 1979 in Deutschland veröffentlicht und mit einer Ulk-Synchro bedacht wurde. Unterschiedliche Synchronfassungen gab es ja schon öfter, aber diese beiden Fassungen sind ein Kind der damaligen, deutschen Kinolandschaft… beinahe eine kleine Rarität im Synchronisationsgeschäft. Die ungekürzte Fassung wurde damals von der Berliner Union-Film synchronisiert, unter der Regie von Karlheinz Brunnemann und mit Rainer Brandt als Terence Hill. Horst Frank wurde hier von Christian Brückner gesprochen. Nun war der Streifen schon in der ungekürzten, härteren Fassung nicht frei von Witz und Ironie, Regisseur Ferdinando Baldi inszenierte den Film stimmungsvoll. Terence Hill wirkt zwar in einigen Einstellungen tatsächlich wie Django, aber er ist auch ein flapsiger Kerl… und so ist schon die Fassung der Berliner Union-Film ein Quell launiger Kommentare aus dem Hause Brunnemann/Brandt. Als dann später Terence Hill und Bud Spencer an deutschen Kinokassen für ordentlich Umsatz sorgten, Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann waren das Hit-Team des Synchronisierens, muss sich jemand 1979 bei der MGS-Synchron GmbH gedacht haben: „Wir schnappen uns diesen Hill Film und lassen Thomas Danneberg ständig vom… Dicken… reden und dann sind wir reich!“
Doch die Rechnung ging nicht auf. Joe, der Galgenvogel kann man als Film getrost abhaken, die Synchro funktioniert nicht, der Streifen ist verstümmelt. Trotzdem gehört diese Fassung natürlich mit zum Original, denn die zweite Veröffentlichung von 1979 entstand aufgrund des Erfolges von Spencer/Hill und kann man nur als Zeichen verzweifelten Geschäftssinnes verbuchen.
Doch genug davon, kommen wir zum eigentlichen Film. Was taugt die ungekürzte Fassung? Einiges. Django und die Bande der Gehängten ist ein harter Hill-Western und der Film wurde dabei auch noch gut gemacht. Mit mittlerem Budget produziert, ist Django hier wirklich Django. Es fehlt zwar der Schlamm, dafür gibt es aber Djangos Maschinengewehr in einem Grab, eine gute Besetzung, ein brauchbares Drehbuch und eine stimmungsvolle Inszenierung. Die Action überrascht. Es wird zwar nicht so viel geschossen, der Bodycount verlagert sich ins letzte Drittel, dafür aber bleibt die Qualität der Action in Erinnerung. Es gibt harte Schlägereien, es wird mit der Peitsche ins Gesicht geschlagen, einmal auch ins Gesicht geschossen, mit dem Messer erstochen und alles aus nächster Nähe. Das war ganz ansehnlich. Zwei absolute Highlights des Streifens sind der tolle Überfall auf eine Kutsche in der Mitte des Films, und der spätere Kampf am Saloon. Beide Sequenzen sind toll gefilmt worden, da passt alles. Die Kutsche wird in stimmiger Landschaft bei vollen Galopp verfolgt, die Kamera fährt mit, es wird geschossen…Stuntmen fallen bei hohem Tempo hart auf die, nicht immer ebene, Steppe. Und auch am brennenden Saloon geht es zur Sache. Das sieht richtig gut aus, da hat man nicht nur ein bisschen herum gefackelt, da brennt die ganze Kulisse. Als Krönung gibt es noch einen guten Stunt, Marke Brennender Stuntman. Das waren zwei spannende Szenen außerhalb des Standards. Natürlich ballert sich später noch Djangos Knarre einmal gründlich durch die Reihen der Halunken, standesgemäß auf einem Friedhof, Kugeln schlagen im Boden ein, Typen fallen vom Pferd und auch diese Nummer gefällt. Zwar überlebt jedes Pferd den Kugelhagel, aber Django ist eben ein As am Maschinengewehr.
Django und die Bande der Gehängten ist ein runder Italo-Western mit einem passendem Terence Hill, der zwischen Witz und Härte gut die Kurve bekommt. Die Action funktioniert, die Stimmung passt, es ist unterhaltsam… was will man mehr. Der Genre-Fan darf hier getrost zuschlagen.
Das Bild der mir vorliegenden DVD ist gut und satt, die Farben passen, der Ton ebenso. Als Extras gibt es Interviews mit Ferdinando Baldi, George Eastman, Gianfranco Reverberi, einen Audiokommentar, eine Western-Trailer-Reel, Trailer BRD, Trailer USA, deutscher Vorspann, die Super-8 Fassung und eine Bildergalerie. Und Joe, der Galgenvogel.