Heute haben wir mal wieder etwas für unsere Hörspielfreunde. Aus dem Hause WOLFY OFFICE ist kürzlich der erste Teil eines zweiteiligen Krimihörspiels erschienen, welches passenderweise zur Winterzeit spielt. Hörspielautor Thomas Plum versucht sich diesmal zusätzlich am Posten des Regisseurs. Ob ihm dies wohl geglückt ist? Der Cast, bestehend aus Wolfy-Stammsprecherinnen wie Henrike Tönnes und Sara Wegner wurde um Eric Roberts / Steven Seagal – Stimme Ekkehardt Belle in der Hauptrolle ergänzt. Das klingt doch schonmal vielversprechend…

Regie: Thomas Plum

Darsteller: Ekkehardt Belle, Sara Wegner, Angelika Osusko, Saskia Haisch, Volkram Zschiesche

Artikel von Christian Jürs

Damals, liebe Kinder, ja, damals, da hatten wir noch richtige Winter und nicht so einen klimawandelbedingten Scheiß wie heute. Und damals spielt auch die Geschichte vom blauen Herz, die uns hier präsentiert wird. Wann genau, vermag ich nur zu schätzen. Einen Hinweis gibt uns Hauptfigur Hans Berg (Ekkehardt Belle), der zusätzlich aus dem Off zu uns spricht und somit den handelsüblichen Erzähler ersetzt.

Der macht sich, trotz Unwetterwarnung, mit dem Auto auf dem Weg zu seiner Frau, die sich gerade auf einer Kur befindet. Ihr unterstellt Hans, sie würde dort fremdgehen, einen Kurschatten besitzen. Er erwähnt, dass sie beide die James Bond Filme so gerne mögen, aber nur die mit Sean Connery. Die mit Roger Moore seien nicht mehr so gut. Somit hat zumindest der Filmfan den Hinweis erhalten, dass wir uns irgendwo zwischen 1973 und 1985 bewegen – mit Tendenz zur 80, da ja, laut Bergs Aussage, bereits mehrere Roger Moore Bondfilme erschienen sind – nur mal zur Erklärung für Bondnoobs.

Die Verlagerung in die Vergangenheit ist natürlich notwendig, da Handys und Erderwärmung die Geschichte unmöglich gemacht hätten. Es kommt jedenfalls, wie es kommen muss. Ein Schneesturm bricht über Berg herein, was schließlich eine Weiterfahrt für ihn unmöglich macht. Unterschlupf findet er in einem schlossartigen Mädchenpensionat, welches sich bereits in den Winterferien befindet.

Lediglich die Internatsleiterin Annegret von Garmisch (Henrike Tönnes), Hausmeister Michael Sturm (Volkram Zschiesche), sowie die Schülerinnen Petra Schubert (Saskia Haisch), Yami Safaia (Angelika Osusko) und Susanne Meuren (Sara Wegner), befinden sich noch im Gebäude. Ach ja, außerdem ist da noch der kläffende Hund von Frau Garmisch. Der steckengebliebene Berg wird mit offenen Armen aufgenommen, kann aber keine Hilfe rufen, da selbstverständlich die Telefonleitung ebenfalls zusammengebrochen ist – beste Vorraussetzung für ein kommendes Verbrechen.

Und das Verbrechen, genauer gesagt, der Mord, kommt natürlich. Aber Thomas Plum lässt sich Zeit, seine Figuren einzuführen und schafft damit ein wenig die Atmosphäre alter Hercule Poirot Filme, in denen zunächst der Detektiv an den kommenden Tatort kommt und schließlich die Person das Zeitliche segnet, bei der jeder Anwesende ein Motiv besäße, ihn oder sie um die Ecke zu bringen. Nicht ganz so geschickt wie bei Agatha Christie, aber durchaus interessant.

Bei erwähntem Ermittler handelt es sich natülich um Hans Berg, bei dem es sich um einen Kommissar im Ruhestand handelt. Anders als bei Poirot, scheint aber auch er nicht ganz astrein zu sein, was seine Eifersucht gegenüber seiner Frau bereits andeutet. Vielleicht ist dies aber auch nur eine Täuschung und die Alte geht wirklich fremd.

Was es mit dem „blauen Herz“ genau auf sich hat? Nun, eine Flasche Blue Curaçao spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Übrigens ein weiteres Indiz dafür, dass wir uns hier in den frühen 80ern befinden. Der Likör gehörte im Laufe dieses Jahrzehnts zu den beliebtesten, alkoholischen Mixgetränkgrundlagen (vorzugsweise mit Orangensaft). Dass wir uns am Anfang der Achtziger befinden scheint auch damit naheliegend, denn den Protagonisten scheint das Getränk noch nicht allzu bekannt zu sein.

Es ist schwierig, ein Urteil zu Blaues Herz abzugeben, da wir hier lediglich die erste Hälfte des winterlichen Krimis vorliegen haben. Die Ausgangsposition wird gesetzt und ein erster Verdacht wird geäußert. Da aber nochmal ca. eine Stunde auf uns zukommen wird, dürfte dieser eine Finte sein und sich als falsch herausstellen. Die Geschichte scheint auf den ersten Blick aber durchdacht und bietet genügend Anreiz, bei der Sache zu bleiben.

Thomas Plum ist es gelungen, eine Atmosphäre aufzubauen und lädt zum miträtseln ein. Die getroffene Sprecherwahl ist ebenfalls überzeugend. Insbesondere Ekkehard Belle gefällt als Ermittler wider Willen (?). Ein wenig schwächer kommt Kollege Volkram Zschiesche daher. Er klingt nach meinem Empfinden hier und da ein wenig hölzern, doch das ist nur ein kleiner Minuspunkt einer durchaus gelungenen Produktion.

Ob Hop oder Top, dass wissen wir erst am Ende der Geschichte. Bislang tendiert mein Daumen aber nach oben und freue mich auf den zweiten, finalen Teil. Mal schauen, ob wir dann ein rundes Gesamtbild haben.

Rezension Teil 2

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