Während wir uns gerade auf die besinnliche Weihnachtszeit vorbereiten, feiert UNIVERSAL PICTURES GERMANY einen ganz anderen, ur-amerikanischen Feiertag im Heimkino. Die alljährliche Purge wird wieder ausgerufen – zum nunmehr fünften Mal (die TV-Serie nicht mitgerechnet). Stellt sich die Frage, ob die Macher frischen Wind in die Reihe gebracht haben oder ob die endlose Menschenjagd zu Ermüdungserscheinungen führt. Wir haben uns auf der sicheren Couch dem wütenden, mordenden Mob gestellt und schildern Euch, ob wir bangen oder gähnen mussten.
Regie: Everardo Gout
Darsteller: Ana de la Reguera, Tenoch Huerta, Josh Lucas, Will Patton, Levin Rambin, Cassidy Freeman
Artikel von Christian Jürs
Einmal jährlich sind für 12 Stunden sämtliche Verbrechen, inklusive Mord, in den Vereinigten Staaten erlaubt. Ermöglicht haben dies die „neuen Gründungsväter“, gegen die Donald Trump wie ein kompetenter Menschenfreund regiert hat. Mit dem dritten Teil The Purge – Election Year endete diese Regierung der Angst und alles war wieder Friede, Freude, Eierkuchen, da die vom Volk gewählte Demokratin Charlie Roan dem Schrecken ein Ende setzte. Der vierte, recht enttäuschende Film The First Purge, sprang daher zu den Ursprüngen zurück. Im jahr 2048 übernehmen die Gründungsväter wieder die Kontrolle über das Land und rufen ihren Lieblingsfeiertag wieder ins Leben zurück. Doch die neue Purge läuft gewaltig aus dem Ruder.
Auf der Flucht vor dem mexikanischen Drogenkartell flieht das Ehepaar Adela (Ana de la Reguera) und Juan (Tenoch Huerta) illegal über die Grenze nach Texas. Beide suchen sich Arbeit. Während Adela einen Job in einer Fabrik findet, bekommt Juan, da er sehr behutsam mit wilden Pferden umgehen kann, eine Anstellung auf der Ranch der Familie Tucker. Doch während Familienoberhaupt Caleb (Will Patton) den jungen Mann mit offenen Armen aufnimmt, ist sein Sohn Dylan (Josh Lucas) wenig begeistert von dem Neuankömmling. Er ist zwar kein Rassist, vertritt jedoch die Meinung, dass jedes Volk für sich bleiben sollte, um Problemen aus dem Weg zu gehen. Seine Schwester Harper (Levin Rambin) und seine schwangere Frau Cassidy (Cassidy Freeman) reagieren darauf mit Unverständnis.
Zehn Monate später ist es soweit. Die Purge wird wieder ausgerufen. Während sich die Tuckers in ihrem Anwesen verschanzen, schließen sich Juan und Adela einer Migrantengemeinschaft an, die sich in einem Gebäude mit bezahltem Schutzpersonal verschanzen. Alle von ihnen kommen sicher durch die Nacht und wiegen sich in Sicherheit. Doch als Adele am nächsten Morgen an ihrem Arbeitsplatz ankommt, muss sie feststellen, dass viele ihrer Kollegen nicht mehr da sind. Schlimmer noch, zwei immer noch aktive Purger stellen ihr eine Falle und drohen sie umzubringen. Lediglich durch das beherzte Eingreifen ihres Chefs Darius Bryant (Sammi Rotibi) entgeht sie der Hinrichtung. Die beiden Purger, die kurz zuvor noch ausriefen, dass diese Purge niemals enden würde, bezahlen ihr gesetzeswidriges Verhalten verdient mit ihrem Leben. Die herbeieilende Polizei hat derweil kein Verständnis für die Selbstverteidigung der beiden und verhaftet Adele und Darius wegen Mordes.
In der Zwischenzeit laufen die Ereignisse auf der Tucker Ranch ebenfalls aus dem Ruder. Die Arbeiter, die stets gut von der Familie behandelt wurden, greifen ebenfalls zur Waffe und faseln von der ewig währenden Purge. Sie plazieren die Familie draußen vor dem Anwesen auf dem Boden um diese hinzurichten und die Ranch in ihren Besitz zu übernehmen. Doch sie haben nicht mit Juan und seinem befreundeten Kollegen T.T. (Alejandro Edda) gerechnet, die sich von hinten anschleichen und dem Treiben ein Ende bereiten. Der Schrecken ist damit allerdings nicht beendet, denn landesweit geraten die Dinge aus den Fugen und überall greifen die militanten Purger weiterhin zur Waffe. Gemeinsam treten die Überlebenden die Flucht an, um die Grenze nach Mexiko zu erreichen, die die nächsten sechs Stunden offen bleibt, um den friedlichen Bürgern Amerikas Schutz und Asyl zu gewähren. Doch bevor es Richtung Freiheit geht, muss Juan noch seine Frau finden…
Konnte The Purge – Die Säuberung damals mit seiner originellen Idee und Ethan Hawke in der Hauptrolle punkten, litt der Film jedoch an seinem beschränkten Budget von nur 3 Mio Dollar und der damit verbundenen Starre der Location. Trotzdembrachte er an den Kinokassen knapp 90 Mio Dollar ein – Originalität zahlt sich halt manchmal aus. Die beiden Sequels The Purge – Anarchy und The Purge – Election Year gerieten daher größer und konnten uns die Welt draußen präsentieren, in der Hinrichtungen und Straßenkämpfe an der Tagesordnung waren. Diese beiden Filme, in denen Actionstar Frank Grillo in der Hauptrolle zu sehen ist, sind die bisherigen Highlights der Filmreihe – daran ändert auch der vorliegende Film nichts. Da der dritte Teil weltweit satte 118 Mio Dollar anschwemmte, konnte man die eigentlich zuende erzählte Geschichte jedoch nicht ruhen lassen und sprang mit The First Purge an den Ursprung der Geschichte, der zwar löblich den Rassismusaspekt noch deutlicher ansprach, qualitativ jedoch deutlich abfiel. Das Publikum honorierte die Fortführung des Franchise trotzdem mit 137 Mio Dollar Einspiel. Die Serie, die auf Amazon versendet wird, konnte da nicht ganz mithalten und wurde nach zwei Staffeln eingestampft. Es musste also ein weiterer Kinoableger her.
Tatsächlich schlug sich The Forever Purge, trotz Coronabeschränkungen und damit verbundener Startverschiebung, gar nicht einmal schlecht am Box Office und brachte es immerhin auf 76 Mio Dollar weltweit. Verdient, wie ich finde, da die Macher sich ins Zeug gelegt haben und nicht einfach die immer gleiche Story abspulten. Nicht nur, dass das Setting mehr an einen Western erinnert, auch die entgleisung der staatlichen Kontrolle und das daraus resultierende Chaos, sowie das ungewöhnliche Tagessetting, bringt Abwechslung in die Geschichte. Ein hohes Erzähltempo und die kompromisslose Inszenierung, sowie die gut gespielten und geschriebenen Figuren halten den „Spaß“ beim Zusehen, wie sympathische Menschen um ihr Leben kämpfen, hoch. Einzig Frank Grillo fehlt hier schmerzlich in der Runde, der hat jedoch kürzlich verlauten lassen, dass er für einen weiteren Einsatz gegen die Purger bereit steht. Nachdem die Reihe mit diesem Film wieder in die Spur geriet, kann ein weiteres Sequel gerne folgen.
Dass die Bild- und Tonqualität bei einem brandneuen Blockbuster auf der vorliegenden Blu-ray ausgezeichnet sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Auch an Bonusmaterial hapert es nicht. Diverse Featurettes, geschnittene Szenen, ein alternativer Anfang als Storyboard und den Trailer gibt es zu entdecken. Ein Wendecover ohne FSK-Logo soll ebenfalls vorhanden sein (mir lag nur der Rohling vor).
Wer also pandemiebedingt gerade keine Lust auf „Oh Du Fröhliche“ hat, der kann den Purge-Tag stattdessen nun im Heimkino abfeiern. Ich hatte Spaß daran, zumal die Idee, dass ausgerechnet die Amerikaner nach Mexiko fliehen, ein tolles, politisches Statement ist. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil und die damit verbundene Rückkehr von Leo Barnes.