Das Halsband aus Running Man (1987) wird hier um den Hals von Rutger Hauer und Mimi Rogers gelegt und sorgt so für schweren 80´s-B-Movie-Schwung, der mit Licht und Schatten zu unterhalten weiß. Einst für HBO gedacht – und dann bei uns zumindest doch ins Kino gekommen. KOCH FILMS brachte den einst gekürzten Kracher nun uncut und restauriert für den heimischen Markt heraus.
Regie: Lewis Teague
Darsteller: Rutger Hauer, Mimi Rogers, Joan Chen, James Remar, Stephen Tobolowsky, Basil Wallace, Danny Trejo
Artikel von Kai Kinnert
Von seinen Partnern verraten, landet Diamantenräuber Frank Warren (Rutger Hauer) in einem Hightech-Gefängnis, in dem jeder Insasse über ein elektronisches Halsband mit einem anderen verbunden ist: Sobald sich die „Vermählten“ zu weit voneinander entfernen, werden sie durch einen Sprengsatz getötet. Das erschwert Franks Flucht mit der unfreiwilligen Partnerin Tracy (Mimi Rogers) erheblich – zumal ihnen staatliche Behörden und Franks ehemalige Komplizen dicht auf den Fersen sind.
Regisseur Lewis Teague (Auf der Jagd nach dem Juwel, 1985) war nach Navy Seals (1990) dem Burn-Out nahe, als ihm die Regie zu Wedlock in die Hände fiel und sich so sein mentaler Zustand wieder verbesserte. Das kann zwar unmöglich am vorhersehbarem Drehbuch gelegen haben, wohl aber an dem unkompliziertem Quatsch, der sich durch das Sprengsatz-Halsband ergab.
Der Streifen beginnt mit einem Diamantenraub, den Frank mit seinen Partnern durchzieht. Dabei benimmt sich das Trio alles andere als professionell, hängt sich verräterischen Diamantenschmuck um den Hals, quatscht und zickt, ignoriert die Alarmanlage, durchsägt Rigipsplatten, lötet an der Tresortür herum und durchbohrt wackelnde Schließfächertüren. Danach der Verrat: Frank bekommt drei Schüsse in die Brust und die ehemaligen Partner machen sich davon. Doch wo sind die Diamanten?
Frank hat Nehmer-Qualitäten und überlebt seine fiesen Freunde, landet jedoch im Knast. Der Typ ist Ex-Soldat, keine Kugel hat sein Herz getroffen und fortan spielt Rutger Hauer mit einem Schmunzeln im Gesicht. Das mag auch am offenen Strafvollzug liegen, in den Frank nun eingefahren ist, denn das Gefängnis hat keine Mauern und keine Zellen. Ein Sprengsatz um den Hals der Gefangenen verhindert die Flucht, denn jeder, der die blaue Linie übertritt, verliert mit einem Knall seine Birne. Und damit alle Gefangenen schön an Ort und Stelle bleiben, ist jeder mit einem anderem, unbekanntem Gefangenen über das Halsband verbunden. Sobald sich beide 100 Meter voneinander entfernt haben, knallt bei beiden der Korken. Und das wird später in einer gelungenen Szene gezeigt werden, die Sache mit dem Halsband findet seine Erfüllung.
Aber auch sonst passiert eigentlich ständig etwas in Franks B-Movie-Welt. Egal wann man hinschaut, in Wedlock gibt es keinen großen Stillstand und eine amüsiert aufspielende Besetzung. Unlogisch und vorhersehbar in der Story, dafür aber flott und mit leichtem Witz inszeniert, schaukelt Lewis Teague seinen kleinen Film sicher durch das Genre. Dazu ein blondierter Rutger Hauer mit Prinz-Eisenherz-Frisur und bunter Jacke, der hier sichtlichen Spaß an dem Unsinn hatte und mit Mimi Rogers passend flankiert wurde. Beiden gelingt zwar die Flucht, aber den Sprengsatz haben sie weiterhin um den Hals und der Gefängnisdirektor ist mit seiner Truppe hinter ihnen her. Er will die Diamanten und so geraten Frank und Tracy ständig in Situationen, wo das Halsband hochgehen könnte. Im Finale trifft Rutger Hauer natürlich wieder auf Joan Chen und alte Rechnungen können beglichen werden.
Wedlock macht auch heute noch überraschend viel Spaß. Der Knast ist herzlich dämlich und die Flucht durchaus abwechslungsreich. Im letzten Drittel droht dem Film etwas die Luft auszugehen, aber irgendwie suhlt sich der Streifen so wohlig in flachen Genre-Gewässern, dass man ihm seine Macken verzeihen mag. Die Szenen mit den Halsbändern sind gelungen und auch in Sachen „Frisur und Outfit“ ließ Rutger Hauer einiges über sich ergehen. Die blonde Frisur ist einfach nur beknackt und seine bunte Jacke ein LSD-Trip in Form eines tragbaren Ikea-Teppichs mit Kunstfellkragen. Das ist wirklich mutig.
Der Streifen passt locker in launige Genre-Abende und wird mit einem schönem Kopf-Knaller garniert. Was will man mehr.
Das Bild der Blu-ray ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es ein exklusives Interview mit dem Regisseur Lewis Teague, den deutschen Trailer, den englischen Trailer und eine Bildergalerie.