Auch im noch recht frischen 2022 müssen wir nicht auf den guten alten Bruce Willis verzichten, der weiterhin mit eiserner Entschlossenheit und ungebrochenem Eifer für Direct-to-Video-Heuler der niedrigen Preisklasse vor die Kamera tritt und seinen üblichen Stiefel runterspielt. Auch der in nur neun Tagen abgedrehte Actionthriller OUT OF DEATH (2021) kann sich somit mit dem mittlerweile apathisch agierenden Altstar schmücken. Vor kurzem ist der Streifen über Eurovideo im Heimkino erschienen, die Kritik gibt es natürlich wieder bei uns.
Originaltitel: Out of Death
Drehbuch: Bill Lawrence
Regie: Mike Burns
Darsteller: Jaime King, Bruce Willis, Lala Kent, Kelly Greyson, Michael Sirow, Tyler Jon Olson…
Artikel von Christopher Feldmann
HARD KILL (2020), ANTI-LIFE (2020), COSMIC SIN (2021), MIDNIGHT IN THE SWITCHGRASS (2021), APEX (2021), KILLING FIELD (2021). Diese sechs Filme, die mehr oder weniger Grabbeltischware für die DVD-Schütten in den Kaufhäusern darstellen, sind allesamt im vergangenen Jahr hierzulande veröffentlicht worden und bei allen prangt das mittlerweile ziemlich ausdruckslose Gesicht von Bruce Willis auf dem Cover. Der ehemalige Kinostar, der einst für Kultfilme wie STIRB LANGSAM (1988), DAS FÜNFTE ELEMENT (1997) oder THE SIXTH SENSE (1999) berühmt und beliebt war, der Millionen Zuschauer nur mit seinem Namen in die Lichtspielhäuser locken konnte, ist heute nur noch ein seelenloser Wanderarbeiter für schnell runtergekurbelte Billigware, in denen er für maximal zwei Tage am Set erscheint, seine Zeilen aufsagt, den Gehaltsscheck einsteckt und wieder nach Hause fährt. Wenig Aufwand, hoher Verdienst, was die Fans darüber denken, dürfte ihm dabei relativ egal sein. Solange Menschen wie ich beim Streamingdienst ihres Vertrauens Geld dafür bezahlen, wird er weiter Filme drehen und Schundproduzenten wie Randall Emmett diese weiterhin produzieren, lässt sich mit dem Glatzenträger auf dem Cover immer noch guter Umsatz fahren, auch wenn seine Screentime meist ziemlich knapp bemessen ist. Auch OUT OF DEATH (2021) folgt sklavisch diesem Schema und ist ein liebloser Möchtegernthriller, der mit geringem Aufwand einzig und allein dazu dient, dem unwissenden Konsumenten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Handlung:
Der pensionierte Cop Jack Harris (Bruce Willis) sucht Trost in der abgelegenen Wildnis von Georgia, bis er auf die einsame Wanderin Shannon Mathers (Jaime King) trifft, die Zeugin eines kaltblütigen Mordes wurde. Jetzt wird sie von zwei korrupten Cops gejagt und Jack ist fest entschlossen, sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als seine Killerinstinkte zu reaktivieren, um die Wildnis und die menschlichen Raubtiere zu überleben.
Wenn man einmal an dem Punkt angelangt ist, an dem man mehr oder weniger stolz darauf sein kann, sich so ziemlich jedem Ausmaß an Leid und Elend, welches wie eine Dunstglocke über Willis‘ Spätwerk wabert, hingegeben zu haben, sollte man eigentlich abgehärtet sein. Wie gut, dass die Schweinebacke dem Zuschauer keine Atempause gönnt und in gewohnter Manier nachliefert, immerhin steht die E.F.O.-Maschinerie nicht still und brauch immer wieder Futter, um preiswertes Grabbeltischfutter auszukotzen. OUT OF DEATH schien dabei ein besonders beschissener Kandidat zu sein, immerhin wurde der Actionthriller innerhalb von nur neun Tagen irgendwo im Wald von Puerto Rico gedreht. Warum Puerto Rico? Weil es sich da eben ganz günstig drehen lässt, quasi Bulgarien der Neuzeit. Und weil die Hälfte der Produktionszeit allein für die Einhaltung der Corona-Regeln draufging (das Ganze wurde im Herbst 2020 runtergekurbelt) musste man das Katz-und-Mausspiel im Dickicht in Rekordzeit in den Kasten bekommen.
Ob daraus ein besserer Film geworden wäre, wenn die Crew eine Woche mehr Zeit gehabt hätte? Wahrscheinlich weniger, denn OUT OF DEATH ist eine klassische Emmett/Furla-Produktion, einzig und allein für den Blindkauf im Kaufhaus um die Ecke oder bei der Prime-Angebots-Woche konzipiert und mit erschreckender Beliebigkeit hergestellt. Die Story um eine Wanderin, die zufällig Zeugin eines Mordes durch korrupte Polizisten wird und nun auch das Zeitliche segnen soll, ist ein schon oft verbratenes Set-Up für diverse Actionfilme und Thriller. Dass die fiesen Kleinstadtcops die Frau nun nicht durch schicke Set-Pieces oder die Häuserschluchten der Großstadt, sondern durch Wald und Wiesen hetzen, lässt den geringen Produktionsstandard schnell erkennen. Natürlich hängt der Sherriff auch mit drin und will obendrein noch als Bürgermeister antreten, weswegen erst recht keine Zeugen überleben dürfen (obwohl ich mich ernsthaft frage, wenn denn diesen Schmierlappen zum Bürgermeister wählen würde, immerhin steht ihm „Schurke“ schon fast auf die Stirn tätowiert). Dieser erfüllt mit schwarzem Outfit, Sonnenbrille und getrimmten Bart so ziemlich jedes C-Movie-Klischee.
Und dann ist da natürlich noch Onkel Bruce, der mal wieder den gealterten Cop geben darf, der nach dem Krebs-Tod seiner Frau, einfach in Ruhe spazieren gehen will. Tatsächlich wirkt Willis, als hätte man ihn einfach beim Sonntagsspaziergang abgefilmt, entsprechend apathisch leiert der Altstar seine Zeilen herunter, die er vermutlich von einer Texttafel abgelesen hat. Auf ordentliche Action mit dem STIRB-LANGSAM-Oldie sollte man dabei aber nicht warten, denn mit mal wieder nur einem Drehtag war er selbstredend nur für wenige Szenen vor Ort. Die beinhalten dann natürlich auch nur langweilige Dialoge und das übliche Füllmaterial, damit man menschlichen Verkaufsschlager über die Laufzeit verteilen kann. Den Löwenanteil muss Jaime King übernehmen, die als trauernde und ihren Vater über alle Maßen huldigende Wanderin in Hausfrauenoptik ebenso wenig überzeugend ist. Kein Wunder, immerhin ist auch die Blondine regelmäßiger Gast im E.F.O.-Reigen und durfte sich schon von Sylvester Stallone in den vergurkten ESCAPE-PLAN-Sequels den Hof machen lassen.
Inszenatorisch reißt Regisseur Mike Burns indes auch nichts. Der Debütant war zuvor als Music Supervisor für Emmett/Furla tätig, was bedeutet, dass bei den Resterampen-Produktionen wohl jeder mal dirigieren darf. Selbst das Finale ist ein antiklimatischer Totalausfall und der ganze Film wurde mit dem Instagram-Sepia-Filter veredelt, was sowieso eine Beleidigung für die Augen darstellt. Die größte Spielerei ist dann eine furchtbare getrickste CGI-Kugel, die aus der Mündung schießt und im Kopf eines Drogendealers landet. Damit dürfte eigentlich alles gesagt sein.
OUT OF DEATH ist mittlerweile digital und auch als Blu-ray und DVD im Handel erhältlich. Gleichzeitig erschien mit DEADLOCK (2021) ein weiterer Willis-Heuler im Heimkino. Ob ich mir den auch antue? Da muss ich nochmal eine Nacht drüber schlafen.
Fazit:
Bruce Willis did it again, Motherfucker! OUT OF DEATH (2021) ist im gleiche Dunstkreis einzuordnen wie die drölfundachtzig Grabbeltischheuler zuvor. Ein langweiliger, schnell runtergekurbelter Wald-Und-Wiesen-Thriller, bei dem der Altstar für einen Tag sein Antlitz zur Verfügung stellte und der nicht mal besoffen Spaß machen würde. Next one, Please!
Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film