Das legendäre, britische Filmstudio Hammer Films ist bei Horrorfans bis heute vor allem für seine Dracula-Verfilmungen mit Christopher Lee im Herzen fest verankert. Ein Jahr bevor sie den aristokratischen Lutscher auf die Leinwand bannten, produzierte Hammer ein weiteres, weltberühmtes Monster für die große Kinoleinwand: Frankensteins Ungeheuer. Dieses wurde, wie auch der Spitzzahn-Graf, vom großartigen Christopher Lee verkörpert. Seinen Erschaffer, Baron Frankenstein, spielte kein geringerer als Peter Cushing, der später als Van Helsing dem Vampirgrafen ans Leder wollte. HANSESOUND MUSIK UND FILM GMBH veröffentlichen den ersten Film der Kultreihe nun innerhalb der neuen Hammer Films-Auflagen.

Originaltitel: The Curse of Frankenstein

Regie: Terence Fisher

Darsteller: Peter Cushing, Robert Urquhart, Hazel Court, Christopher Lee

Artikel von Christian Jürs

Normalerweise ist der Tod der Eltern für Kinder ein traumatisches Ereignis. Doch der junge Baron Victor Frankenstein nimmt dies relativ gelassen hin. Es mag daran liegen, dass der damals bereits Anfang 20 jährige Melvyn Hayes diesen Part verkörperte, doch das sind nur Mutmaßungen meinerseits. Der abgebrühte Junge sucht sich jedenfalls auf eigene Faust einen Privatlehrer und wird in dem sympathischen Gelehrten Paul Krempe (Robert Urquhart) fündig.

Dieser zieht flugs bei dem wissbegierigen Baron ein. Doch das Wissen, welches Paul Krempe dem Jungen vermittelt, endet im Unheil, wie uns der Film gleich zu Beginn offenbart. Eröffnet wird der Film nämlich mit dem erwachsenen Frankenstein (Peter Cushing), der in der Todeszelle auf seine Hinrichtung durch die Guillotine wartet. Verzweifelt schildert er einem Priester (Alex Gallier) die Geschichte und beteuert seine Unschuld an den begannenen Morden.

Es ist die Geschichte von Victor und seinem Lehrer Paul, die gemeinsam, im Laufe der Jahre, mit ihrem Wissen an medizinischen Experimenten arbeiten, die der Schulmedizin enorm nützlich sein dürften. Eines Tages haben sie unverhofften Erfolg, als es ihnen gelingt, das Herz eines kleinen toten Hundes zum schlagen und ihn somit wieder zum Leben zu erwecken. Paul ist begeistert und möchte den medizinischen Erfolgt sogleich der Wissenschaft zugänglich machen, doch Victor überzeugt ihn, noch weiter zu forschen. Er ist besessen von der Idee, den perfekten Menschen zu erschaffen. Widerwillig hilft Paul dem, durch seinen Erfolg langsam wahnsinnig werdenden, Frankenstein, dieses Ziel zu erreichen. So stiehlt Victor den Leichnam eines hingerichteten Mörders dem er zunächst auch noch schönere Hände verpasst.

Paul ist die Sache nicht mehr Geheuer. Als Frankensteins Cousine Elizabeth (Hazel Court) plötzlich vor der Türe steht, um Victor, dem sie einst versprochen wurde, zu ehelichen, versucht der ehrbare Lehrer alles, um sie entweder aus dem Haus zu schaffen oder Victor, der sich heimlich mit seiner Haushälterin Justine (Valerie Gaunt) vergnügt, ein- für allemal seine wahnsinnigen Experimente auszureden. Doch das Unterfangen ist von wenig Erfolg gekrönt und Victor schreckt, die Vision vom perfekten Übermenschen verfolgend, auch nicht vor Mord an dem einsamen, in die Jahre gekommenen, Professor Bernstein (Paul Hardtmuth) zurück. Dieser soll als Akademiker das perfekte Gehirn für die Kreatur spenden. Als Paul von der Sache Wind erfährt, kommt es zu Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Streithähnen und das neu gewonnene Organ wird beschädigt. Trotzdem pflanzt Victor dies in sein erschaffenes Lebewesen (Christopher Lee), ein. Mit der anschließenden Erweckung zum Leben nimmt das Grauen seinen Lauf…

Der Legende nach soll Christopher Lee, als er am Set auf seinen Freund Peter Cushing traf, sich beklagt haben, dass er keine einzige Sprechzeile im Drehbuch besäße. Cushing erwiderte, dass Lee froh sein könne, habe er doch das Skript gelesen. Witzig, doch eigentlich unangebracht, denn das Drehbuch von Jimmy Sangster, der kurz darauf auch den legendären Horror of Dracula verfasste, variiert die klassische Geschichte auf unterhaltsame Art und Weise. Und der Erfolg gab ihm recht, wurde Frankensteins Fluch doch der erste von insgesamt sechs Frankenstein-Filmen aus dem Hause Hammer Films, in denen immerhin ganz fünfmal Peter Cushing den Baron verkörpern sollte, wenn auch mit zunehmend schwindendem Erfolg. Wer es werkgetreuer haben möchte, der greife zu Kenneth Branaghs selbstverliebter Inszenierung von Mary Shelleys Frankenstein. Mir ist der großartige Peter Cushing aber wesentlich lieber.

Zur Rezension lag uns nun die neue Mediabookvariante aus dem Hause Hansesound Musik und Film GmbH vor. Diese bietet eine sehr gute Bildqualität (Blu-ray: 1,37:1 / 1080p) des alten Schinkens. Auch die deutsche- und englische Tonspur (PCM Mono) klingt jeweils sehr gut. Im Bonusbereich befinden sich der Original- und ein paar weitere Werbetrailer, ein 24-seitiges Booklet, verfasst von Filmexperte Peter Osteried, der sich ausgiebig mit der Geschichte der Filmreihe beschäftigt. Ein deutliches Upgrade zum Booklet der ersten Mediabookauflage, in der noch Mike Blankenburg das Booklet veredelte. Beide Covervarianten sind sehr hübsch und werden hoffentlich mit weiteren Titeln in Zukunft fortgeführt.

Freunde alter Hammer Films-Gruselstreifen können also beherzt zugreifen und sich an Peter Cushing, der hier den seltenen Part des Bösewichts gibt, sattsehen. Fans von Christopher Lee müssen sich aber mit wenig Screentime zufrieden geben. Dafür beeindruckt er nicht weniger als Robert De Niro einst unter Kenneth Branagh.

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